Das Heilige Grab in Görlitz. Nachträgliche Bemerkungen von Prof. D. Dr. Gustaf Dalman aus Jerusalem. Seit in Band 91 dieser Zeitschrift S. 198 ff. mein Aufsatz über das Heilige Grab in Görlitz erschienen ist, habe ich Gelegenheit genommen, sämtliche Nachbildungen des Heiligen Grabes in ganz Deutschland — es gibt deren im ganzen siebzehn — an Ort und Stelle zu studieren. Das hat mir Anlass gegeben zu nützlichen Vergleichungen der Einzelheiten, über die hier nicht Rechenschaft abgelegt werden kann, berechtigt mich aber zu dem Urteil, dass die Görlitzer Anlage vor allen anderen nicht weniges voraus hat. Nirgends sonst ist der Versuch gemacht, die Kalvarienstätte in Jerusalem so nachzubilden, wie es in Görlitz geschieht, nirgends sonst bietet die Grabkapelle ein so anmutendes und im allgemeinen treues Bild wie dort, nirgends sonst ist die Gruppe der heiligen Stätten so glücklich in einem Garten vereinigt. Auch als Bau werke — im Rahmen der Zeit, in der sie entstanden — müssen die Görlitzer als die besten Leistungen gelten. Spätgotik und romanische Kunst sind hier zu einer stimmungsvollen Wirkung ver einigt. Nur die hässlich veränderte „Bude“ des Salbhauses stört das Bild und sollte eine entsprechende Neugestaltung erfahren. Dass das Heilige Grab in Grüssau keine Nachbildung des Görlitzer ist, hatte ich schon a. a. 0. S. 198, 218, 242 betont. Das selbe gilt vom Heiligen Grab in Oberglogau, S. 242. Das Heilige Grab in Reichenberg in Böhmen wurde 1861 bei der Dekanats kirche abgebrochen und bei der Kreuzkirche aufgeführt. Eine wirkliche Nachbildung des Görlitzer Heiligen Grabes hat Sagan auf dem Friedhof der Bergelkirche. Der Plan von Lutsch (Bilder werk, Textband Sp. 76) ist darin irrig, dass er der Grabkammer nur die halbe Grösse gibt, wie ich im vorigen Jahrgang S. 223 mitteilte. Sie entspricht in ihrer Grösse durchaus der Görlitzer. Nur ist in ihrem Hintergrund ein Holzgestell angebracht als Lager für eine farbige Steinfigur des Leichnams Jesu. Das Türmchen auf dem Grabe ist mit einem Zapfen geziert, der die Gestalt einer Fruchtknospe hat. Es ist recht wahrscheinlich, dass es in Görlitz auch so gewesen ist. Die Zapfen, welche die alten Abbildungen als Halbmond wiedergeben (s. vor. Jahrgang S. 219 f.), sind wohl