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Dresdner Geschichtsblätter
- Bandzählung
- 9 = 36/45.1928/37,2
- Erscheinungsdatum
- 1928/37
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 3339.b-36/45.1928/37
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id31079191Z5
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id31079191Z
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-31079191Z
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 40.1932
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Dresdner Geschichtsblätter
- Autor
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in Gestalt des Reichstages, der immer an die Zustim mung des Bundesrates, d. h. der Fürsten und ihrer Regierungen, gebunden sei. Man könne diese Form nur als schweren Rückschritt und als verschleierten fürstlichen Absolutismus bezeichnen. Anstatt über die Grundrechte der Deutschen beschließe man über Eisen bahntarife. „Ich habe einmal bei einem Volksvergnügen ein Transparent gesehen, darauf stand: Schön ist's, für das Vaterland zu sterben, aber schöner noch ein Glas Bier! Derselbe Geist spricht aus dem Materialis mus des Entwurfs." Es fehle jede Garantie gegen Willkür von oben und gegen Verfassungsverletzungen. Ministerverantwortlichkeit, bei Vergehen gegen die Verfassung auch vor Gericht, forderte Wigard, wie schon 1848 in der Paulskirche. Wieder trat er für den überwiegend unitarifchen Charakter des Staates ein. „Der Verfassungsentwurf hat das übermenschliche ge leistet: er enthält abschnittsweise den Einheitsstaat, den Bundesstaat, den Staatenbund." Am bedauerlichsten schien ihm, daß man sich von dem Ziel wahrer deutscher Einheit wieder so weit entfernt habe. „Wir find zer rissen", sagte er, „in einen norddeutschen Bund, in einzelne süddeutsche Staaten und in Deutsch österreich, das mit fremden Völkern verbunden ist. Wir haben nichts als ein großes Preußen mit einigen kleinen Va sallenstaaten." Großdeutsch müsse das Ziel sein; er umriß es mit ähnlichen Worten wie 1848: „Es soll nicht ein deutsches Dorf dem gemeinsamen Vaterlande verloren gehen." (Sitzung am 10. April 1867.) Sein Schlußurteil lautete: „Absolute, nicht konstitutionelle Form ist zustande gebracht. Ansere Grundsätze werden aber zum Siege kommen, wenn auch andere deutsche Männer für sie streiten werden." (14. April 1867.) Als die Wahlen zum ersten verfassungsmäßigen norddeutschen Reichstag bevorstanden, erklärte die frei- sinnig-deutsche (nationalliberale) Partei Dresdens, die am 12. Februar für Wigard eingetreten war, daß Wigard für sie nicht wieder in Frage komme, da er die Bundesverfassung bekämpfe. (Volksversammlung der freisinnig-deutschen Partei, s. Konstitutionelle Zeitung, 28. August 1867.) Im Hinblick auf die Salzburger Zusammenkunft Napoleons III. und Franz Josephs von österreich sei aber besonders erforderlich, zur Bundesverfassung zu stehen. Trotzdem wurde Wigard am 1. September 1867 wiedergewählt gegen Hofrat Ackermann. Er nahm im Reichstag von 1867 bis 1870 dieselbe Haltung ein wie in dem verfassunggebenden. In dem Wahlkampf für den ersten Reichstag des neuen deutschen Reiches stellte die Fortschrittspartei vr. Wigard abermals auf. In ihrem Wahlaufruf hieß es: „Was wir von unserm Wigard zu erwarten haben, wissen wir. Er ist ein reifer Politiker. Obgleich das ganze Leben Wigards ein lebendiges Programm ist, begnügt er sich dennoch nicht, in aalglatten, elastisch- dehnbaren Redensarten ein beliebig auslegbares Pro gramm aufzustellen. Er weicht nicht aus, über seine Grundsätze Rede zu stehen." Als neuen Punkt hatte Wigard die Forderung aufgestellt, daß der Reichstag jährlich die Friedenspräsenzstärke des Heeres und die Ausgaben dafür festzustellen habe. Er wünschte Min derung der Ausgaben zugunsten von Kulturaufgaben durch Abkürzung der aktiven Dienstzeit ohne Schwächung der Wehrkraft an Zah?. Die Wahl am 3. März 1871 machte im 5. Wahlkreis Stichwahl zwischen Wigard und dem nationalliberalen Advokaten Albert Stein nötig. Wigard erhielt am 16. März 5656, Stein 2585 Stimmen. Mit den alten Freunden vr. Schaff rath und Or. Minckwitz ging Wigard nach Berlin. 1874 endete Wigards Mandat. 1869 und 1871 war er Abgeordneter der 2. Kammer des sächsischen Land tages. 1881 wieder als Reichstagskandidat aufgestellt, unterlag er. Die sächsische Fortschrittspartei war lang sam im Niedergang begriffen. 1881/82 hat Wigard noch einmal dem Dresdner Stadtverordnetenkollegium an gehört. Außerdem war er von 1874 bis 1880 und von 1883 bis 1885 als ehrenamtlicher Stadtrat tätig. Daß er als Stadtverordneter und als Stadtrat stets dem öffentlichen Gesundheitswesen seine besondere Aufmerksamkeit widmete, war selbstverständlich. Er war selbst ein tüchtiger Turner, Schwimmer, Fechter, Fußgänger, Reiter und Schlittschuhläufer. Auf sein Eintreten geht z. B. die Entwicklung des Dresdner Fluß- und Hallenbadewesens zurück. (O. Richter, S. 56.) 1850 führte er durch seine zwei Töchter das Schlittschuhlaufen auch für das weibliche Geschlecht ein, obwohl er deshalb gegen das herrschende Vorurteil und mit dem Leiter der Dresdner Natstöchterschule (Altstädter höhere Mädchenschule) einen harten Kampf zu bestehen hatte. (Dresdner Anzeiger, 31. Mai 1907.) Eifrigste Förderung ließ Wigard von den 40er Jahren bis zuletzt dem Dresdner und sächsischen Turnwesen zu teil werden. Turnen muß so volkstümlich wie möglich werden, watt sein Grundsatz. Wigards Name hat in dem Dresdner Allgemeinen Turnverein, der namentlich hinsichtlich seiner inneren Organisation in der Zeit nach seiner Gründung Wigard außerordentlich viel verdankt, einen hohen Klang, ehrende Worte sind in der Vereins geschichte seinem Andenken gewidmet, und in goldenen Lettern steht auch sein Name auf der Ehrentafel dcs ' Das Recht der jährlichen Festsetzung der Friedensstärke an Offizieren, Unteroffizieren, Ärzten und Beamten des Leeres wurde dem Reichstag 1899 zugestanden. In demselben Jahre wurde auch die aktive Dienstzeit der Fußtruppen auf zwei Jahre herabgesetzt.
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