Von der alten Goldschmiede-Innung. Von Paul Eckert fi. Als mir im Jahre 1906 nach dem Tode unseres verehrten Obermeisters Lermann Eckhard die Leitung der Innung übertragen wurde, fand ich unter den mir übergebenen Akten zwei alte ehrwürdige Bücher, das eine davon in Schweinsleder gebunden und mit silbernen Knöpfen beschlagen. Das eine führt den Titel: Innungsprotokolle über die Privatquartale usw., ist begonnen am 25. Juli 1832 und fortgeführt bis zum 28. Juni 1862, während das zweite Jnnungs- rechnungen aus den Jahren 1847 bis zur Auflösung der Innung am 1. August 1874 enthält. Das Innungsprotokollbuch wurde begonnen von dem damaligen Obermeister Karl Hartzsch, der es bis 1836 führte. Ihm folgte bis 1841 Heinrich Buschmann. Karl Hartzsch übernahm dann nochmals die Leitung der Innung bis 1845 und weiter 1851—1853, ferner Friedrich Schönherr von 1845—1851 und von 1853 bis 1861, dann für kurze Zeit Theodor Sachwall und zum Schluß Johann Garten von 1861—62, von dem die letzten Niederschriften herrühren. Karl Hartzsch beginnt sein Buch damit, daß er auf der ersten Seite angibt, es sei die Fortsetzung eines Protokollbuches über die Privatquartale, das sind die Vorstands sitzungen, begonnen im Jahre 1786. Dieses Buch, so wie die übrigen von der alten Innung herrührenden Akten befinden sich derzeit im Natsarchiv, wohin sie bei Auflösung der alten Innung im Jahre 1874 ge langten. Hartzsch bemerkt nun am Anfang des Buches, daß es nicht nur als Protokollbuch für die Meister prüfungen benützt werden solle, sondern daß darin auch besondere Vorgänge der Innung eingetragen werden sollen. Es ist dadurch ein Stück Kulturgeschichte ge worden, das ganz den Geist der Biedermeierzeit wiederspiegelt, und uns manchmal anmutet, als sähen wir die alten Herren im Bilde, schlicht und einfach, fest an ihrem Berufe hängend, streng rechtschaffen und fleißig, dabei aber den Freuden des Lebens nicht ab geneigt. Sie erscheinen uns so als Figuren, wie sie Ludwig Richter in seinen anheimelnden Zeichnungen so oft wiedergegeben hat. Der Vorstand der Innung setzte sich zusammen aus dem Oberältesten, den beiden Beiältesten, den beiden Zeichenältesten und drei Deputierten. Dem Ober ältesten lag außer der Leitung die Verwaltung des Vermögens sowie der Begräbniskasse und der Ge- hilfenkrankenkasse ob. Er hatte die Protokolle in den Sitzungen zu führen und die Vertretung nach außen, mit der ein umfängliches Schreibwerk verbunden war. Die beiden Beiältesten und die drei Deputierten haben besondere Dienste wohl nicht ausgeübt, dagegen lag es den beiden Zeichenältesten ob, von allen in Dresden angefertigten Silberwaren, die ihnen vorgelegt werden mußten, einen Probestich auszuheben und in Büchsen, die mit den Namen der einzelnen Meister gezeichnet waren, zu sammeln. Am Schlüsse des Jahres trat der Innungsvorstand zusammen, um aus jeder Büchse ein Quantum der darin enthaltenen Späne zu ent nehmen, die sofort in einem neuen Tiegel geschmolzen und in einzelne Paketchen gepackt und versiegelt wurden, 'M 'M 2 s Ml