Dem Dichter Otto Leonhard Heubner zum Gedächtnis Die Stellung und Bedeutung Otto Leonhard Leub- ners (1812 bis 1893) als Kämpfer für die Reichsver fassung 1848/49 und als „sächsischer Turnvater" sind be kannt, an Gedenktagen auch immer wieder betont worden und der Nachwelt in der Geschichtsschreibung Sachsens und den Geschichtswerken des deutschen Turnwesens erhal ten. Mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist da gegen, von seinen noch heute gesungenen Turn- und Wan derliedern abgesehen, seine Wirksamkeit als Dichter. Diese weiteren Kreisen, aus Anlaß seines 125. Geburts tages, in Erinnerung zu bringen, ist der Zweck dieser Zeilen. Gewiß, den ersten Größen der deutschen Literaturgeschichte der 30er, 40er und 50er Jahre, der Lauptzeit seines dichterischen Schaf fens, mag er nicht zuzuzählen sein. An tief- innerlichem deutschen Gemüt, zartsinniger seelischer Empfindung und männlichem Feuer nationaler Begeisterung übertreffen aber viele seiner Gedichte zweifellos die Schöpfungen mancher, denen Literaturgeschichten von Auf lage zu Äuflage noch spaltenlange Betrach tungen einräumen. Auch Leubner blieb, als Student in Leipzig, von der Pariser Zuli- revolution und den, Verzweiflungskampf des polnischen Volkes nicht unberührt; sein im 19. Lebensjahre verfaßter, durch Schwung der Diktion und Feuer der Gedanken ausgezeich neter Dithyrambus „Gruß an Lafayette" zeigt aber, daß er unter den Gestalten der französischen Revolution sich an einer der reinsten, von selbstsüchtiger, roher Gesinnung und Landlung freiesten begeisterte, und fast prophetisch mutet ein 1832 „an das deutsche Volk" gerichtetes Lied an: „Erwacht, erwacht! ihr, Deutschlands Söhne! Erwacht, ihr Männer allzumal! Der Bundesruf der Deutschen töne Von Berg zu Berg, von Thal zu Thal! Wir sind Ein Volk, Ein Volk, sind Brüder ... Erstanden ist alt Deutschland wieder! Leil Dir, mein Volk, mein Vaterland!" Leinrich Kurz rühmt in seiner „Geschichte der deutschen Literatur", Bd. 4, Leipzig 1872, die „Gedichte" Otto Leubners, eine von dessen Brüdern zum Vesten der Familie nach der Gefangensetzung 1850 herausgegebene Sammlung von Liedern, lyrisch-epischen Ge dichten, Sinngedichten und Libersetzungen aus dem Griechischen, Französischen und Englischen eines sittlich schönen, für Wahrheit und Freiheit be geisterten Gemüths, das auch von den härtesten Schlägen des Schicksals nicht gebeugt wird"; unwillkürlich denkt man bei ihrem Studium und ihrem Zusammenhang mit Leubners Schicksal an den Wahlspruch Ahlands, „Schlicht Wort und gut Gemüth sind das echte deutsche Lied" und an beider Furchtlosigkeit und Treue im poli tischen Kanipfe, wie auch sonst manches bei ihm an den geist- und gemütvollen großen Schwabendichter erinnert. Einige der letzten, bereits aus der Gefangenschaft stammende Gedichte der Sammlung sind mit späteren Zu: Das Salomonistor und sein Schmuck aus den Jahren 1830 bis 1850, als „Ergüsse Dresden, Kriegerkopf vom Salomonistor im Stadtmuseum