51 Wieland Berg Vor der großen Reform: Die Leopoldina unter Carl Gustav Carus, Präsident von 1862-1869 Dresden 1869: „Die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Akademie der Naturforscher hat ihren ehrwürdigen und um sie hochverdienten Präsidenten Herrn Geh. Rath und Leibarzt Dr. C. G. Carus verloren. Er starb gestern, am 28. Juli, Abends 7 Uhr nach längerem Leiden ruhig und sanft." 1 Die Carus-Medaille, v erliehen von der Leopol dina für bedeutende Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften oder der Medi zin, wurde Ende 1846 graviert von Friedrich Ulbricht (Dresden) nach dem von Carus’ Schwiegersohn Ernst Rietschel (1804-1861) geschaffenen Reliefprofil (1846). Original-0 45 mm. Die Rückseite der Medaille zeigt eine ebenfalls nach Rietschels Entwurf gestaltete Psyche mit den Genien des bewußten und unbewußten Lebens (1846 war Carus’ psychologisches Haupt werk „Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele“ erschienen, in dem das Leben der Seele als ein „immerwährendes Schweben zwischen Unbe wußtsein und Bewußtsein“ dargestellt ist). Carus hatte am 3. Januar desselben Jahres sein 80. Lebensjahr vollendet. Er war 50 Jahre lang Mitglied der Leopoldina gewesen (in die Matrikel eingetragen unter dem 28.11.1818 mit dem akademischen Beinamen Cajus II.), seit 1860 war er einer der maßgeblichen Adjunkten der Akademie und zum krö nenden Abschluß sechseinhalb Jahre lang ihr Präsident. Damit ging auch eine lange Periode der Akademiegeschichte zu Ende. Georg Uschmann (1913- 1986), der berufene Historiker der Leopoldina, nannte Carus treffend den letzten Präsidenten