38 Ron Leistikow Staatliche und städtische Arbeitsbeschaffungsprogramme 1929-1933 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zur Linderung der Massenarbeitslosigkeit hatte bekanntlich die nationalsozialistische Regierung nach 1933 im großen Stil umgesetzt*. Der legendäre Slogan »Der Führer baut Autobahnen« benennt die populärste dieser Aktivitäten. Der scheinbare Er folg einer solchen Beschäftigungspolitik bestätigte in den Augen der meisten Zeitgenossen die wirtschaftspohtische Kompetenz der Nationalsozialisten. Ihr zweischneidiger volkswirtschaftli cher Charakter - Beschäftigung auf der einen, Verschuldung der öffentlichen Hand auf der an deren Seite - wurde selten deutlich erkannt, noch weniger die Konzequenz der Verschuldung: Krieg. Die Politik einer aktiven Arbeitsmarktgestaltung begann allerdings nicht erst mit der NS-Diktaktur. Bereits während der Weltwirtschaftskrise versuchten Reich, Länder und Gemein den, trotz grundsätzlich deflationärer Krisenbewältigungsstrategie, der um sich greifenden Ar beitslosigkeit mittels bescheidener Beschäftigungsprogramme Einhalt zu gebieten. 1. Die Lage auf dem sächsischen und Dresdner Arbeitsmarkt Die im Zuge der Weltwirtschaftskrise sich ausweitende Massenarbeitslosigkeit erreichte reichs weit und auch in Sachsen 1932 ihren Höchststand. Das sächsische Landesarbeitsamt registrier te am 30. Juni 1930 377494 Erwerbslose, am 30. Juni 1932 waren es gar 694601 Personen." Die Zahl der Arbeitssuchenden in Sachsen hatte sich innerhalb von zwei Jahren nahezu ver doppelt und lag über dem Reichsdurchschnitt. Allein anhand dieses Indikators lassen sich die Existenznöte ganzer Industriezweige in Sachsen erahnen. Auch die Arbeitslosenvermittlung war von Jahr zu Jahr schwieriger geworden. Zum 1. Juni 1931 stellte die gewerbsmäßige Stellenvermittlung für alle Berufszweige ihre Arbeit ein. Schwer lastete der Druck der wirtschaftlichen Krise auf der Dresdner Wirtschaft. Die Zahl der Beschäftigten in 116 größeren Dresdner Betrieben sank von über 71 000 im April 1929, »einem Zeitpunkt keineswegs normaler Beschäftigung«, auf 59 000 im April 1930 und reichlich 51 000 im April 1931. Damit war der Tiefststand jedoch noch nicht er reicht. Die Augustzahl lag mit 49755 um rund 30 Prozent niedriger als die vom April 1929, wobei die Verkürzung der Arbeitszeit noch nicht einmal berücksichtigt wurde. Im Bereich des Dresdner Arbeitsamtes stieg seit April 1929 die Zahl der Arbeitssuchenden