54 selbständig über ihren Etat, ob verabschiedet oder nicht, bestimmen und verfügen konnten. Im Jahre 1929 sah der genehmigte Haushaltsplan eine Gesamtsumme von 2,7 Millionen RM vor, von der die Oper mit 2,2 Millionen RM den Löwenanteil einstrich. Das Schau spielhaus schlug mit knapp 500 000 RM vergleichsweise bescheiden zu Buche. Das Land Sachsen übernahm 65 Prozent der Kosten, die Stadt Dresden die restlichen 35 Prozent. Der Haushaltsplan für 1930 sah eine Erhöhung um 62 800 RM vor, die mit Mehrkosten auf grund von Lohnerhöhungen gerechtfertigt wurde. Diesen Haushaltsentwurf kritisierten Ver treter des Finanzamtes und Landtagsabgeordnete allerdings heftig. Das Finanzamt forderte eine Herabsetzung des geplanten Etats um 300 000 RM, da sonst bei realistischer Einschät zung der Situation mit erheblichen Verlusten zu rechnen sei. Tatsächlich hatte das Staats theater die Einnahmen in den Jahren zuvor immer zu hoch angesetzt. Für das Jahr 1930 bestand zwar die Hoffnung, daß die stattfindende Hygieneausstellung eine Zunahme des Fremdenverkehrs und somit einen Anstieg der Besucherzahlen der Staatstheater zur Folge haben würde. Dennoch konnte wegen der allgemeinen Wirtschaftskrise nicht unbedingt mit einem Anstieg der Besucherzahlen gerechnet werden, und weitere Rückgänge mußten einkal kuliert werden. Das Finanzamt forderte des weiteren die Ausgaben so weit einzuschränken, daß die genehmigte Summe des Vorjahres nicht überschritten werde. Die Landtagsabgeord neten kritisierten vor allem die Tatsache, daß bei sozialen Leistungen und im Bildungsbereich gekürzt, der Etat der Staatstheater dagegen erhöht werden sollte. Der Staatstheaterhaushalt für das Jahr 1930 wurde schließlich mit einer Gesamtsumme von 2,7 Millionen RM genehmigt, was genau der Summe von 1929 entsprach. Da das Finanzamt aber eine Herabsetzung der veranschlagten Einnahmen um 300 000 RM gefordert hatte, er höhte sich die genehmigte Summe auf runde drei Millionen RM. Wie üblich, wurden die Finanzen der Staatstheater nach Ablauf der Spielzeit durch das Stadtrechnungsamt geprüft, das den Bericht an den Bürgermeister weiterleitete. Es zeigte sich, daß Ausgaben in Höhe von knapp sechs Millionen RM Einnahmen von 2,5 Millionen RM gegenüberstanden, was einen Deckungsgrad von 42 Prozent ergab. Die Oper hatte in 346 Aufführungen 594 978 Eintrittskarten verkauft, das Schauspielhaus 482 688 Stück bei 365 Aufführungen. Von den gesamten Eintrittskarten waren 25 Prozent, also ca. 255 000 Stück, zu ermäßigtem Preis von 1,70 RM bis 2,60 RM an Schüler, Studenten, Vereine, Landtagsabgeordnete, Ratsmitglieder, Stadtverordnete und die Volksbühne abgegeben worden. Neuralgische Stellen Die von Stadt und Land veranschlagte Zuschußsumme wurde deutlich überschritten. Es gab mehrere Gründe, welche die hohe Überschreitung verursacht hatten. In der Dienst-Freikarten ordnung waren beispielsweise 80 000 Freikarten pro Jahr festgelegt, die tatsächlich ausgegebe ne Zahl an Freikarten lag aber bei 180 000, da nicht nur die Bühnenmitglieder, sondern auch ihre Angehörigen Freikarten bekamen. Meistens wurden bereits zur Mittagszeit die Freikarten ausgegeben mit der Folge, daß zahlende Besucher oftmals leer ausgingen. Als Konsequenz wurde daraufhin für das Jahr 1931 beschlossen, die Freikarten ganz durch verbilligte Karten zu ersetzen.