62 die beim Publikum beliebt waren und den Staatstheatern verschlossen blieben. Das Albert- theater wies einen gemischten Spielplan auf und tendierte in Richtung Volkstheater. Bei der Komödie dagegen standen vorwiegend moderne Stücke mit sensationellem Einschlag sowie Serienaufführungen nach dem Vorbild Amerikas auf dem Programm. Sie war die einzige Bühne Dresdens, die mit Berliner Theatern mithalten konnte und sich großstädtisch und modern zeigte. Das Theaterpublikum interessierte sich in Krisenzeiten offensichtlich mehr für seichte und leichte Unterhaltung. Deshalb trafen auch die amerikanischen Revuen, in denen viel getanzt und gesungen, aber wenig ausgesagt wurde, den Geschmack der Zeit, weil die Menschen sich nicht auch noch im Theater mit Problemen beschäftigen, sondern sich einfach nur amüsieren wollten. Aus diesem Grunde wurde die Komödie trotz der künstleri schen Geringwertigkeit der Stücke stets gut besucht und hatte offenbar keine größeren Exi stenzsorgen. Für niveauvolle Inszenierungen war schließlich das Schauspielhaus zuständig. Über die finanzielle Situation der privaten Theater gibt es wenig Hinweise. Das Alberttheater hatte in der Spielzeit 1928/29 größere Schwierigkeiten. Aufgrund von mißglückten Auffüh rungen und dem Ausscheiden einer Schauspielerin mitten in der Spielzeit kam es zum Zu sammenbruch und zur Auflösung des Ensembles. Im Jahre 1930 schloß sich das Alberttheater teilweise mit der Komödie zusammen, da sie sich durch immer schärfere Abgrenzung ihrer Gebiete gut ergänzten und die wirtschaftliche Not sie offenbar dazu zwang. 5. Organisationsformen im Theaterbereich Bereits im Jahre 1926 wurde die »Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger« ge gründet, die es sich zur Aufgabe machte, der großen Arbeitslosigkeit von Schauspielern und Bühnenangehörigen entgegenzuwirken und diese Menschen sozial aufzufangen. Die Organisation war von der Reichsarbeitsverwaltung als gemeinnütziges Unternehmen aner kannt worden und wurde aus den Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge unter stützt. Sie organisierte in verschiedenen Städten, die über kein eigenes Theater verfügten, zahlreiche Gastspiele. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt fanden in jeder Spielzeit kostenlose Veranstaltungen für Arbeitslose statt. Da Ende der zwanziger Jahre die Zahl arbeitsloser Bühnenangehöriger ständig anstieg, gewann die »Genossen schaft« vor allem als moralische Stütze der Künstler immer mehr an Bedeutung. Wie über all, wurden jedoch auch dieser Vereinigung die Unterstützungen stark gekürzt, weil die Kassen der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung zu stark beansprucht waren. Um ihre Exi stenz wenigstens bis zur nächsten Spielzeit sichern zu können, richtete die Spielgruppe Dresden, deren Künstler ausschließlich in Dresden wohnten, am 25. September 1929 ein Gesuch an den Rat der Stadt Dresden. Sie bat um eine einmalige finanzielle Hilfe von 5 000 RM, damit die Spielgruppe ihre wichtige Arbeit fortführen konnte. Auch an das Ministerium des Innern erging dieses Gesuch. Die Notaktion lief deutschlandweit und wurde von Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptmann unterstützt. Städte wie Berlin und Hamburg sahen die Notwendigkeit der Existenz der Genossenschaft Deutscher Bühnen- Angehöriger ein und unterstützten die entsprechenden Spielgruppen, während die Stadt Dresden das Gesuch ablehnte.