König Anton von Sachsen (Reg. 1827-1836), Detlef Graf von Einsiedel, Zeichnung von Vogel von Vogelstein Kabinettsminister von 1813—1830, Zeichnung von Vogel von Vogelstein, 1832 bürgertum hervorrief, bezeugte Carl Gustav Carus in seinen Lebenserinnerungen: „Wir hörten das Schreien, Laufen und das Stürmen der Glocken, und wer war damals, dem nicht alsbald die Szenen von Paris vorschwebten und das Schrecknis vermehrten. 11 Die Regierung wagte nicht, den alarmierten Truppen den Schießbefehl zu erteilen. Daher gelang es den Aufständigen, mit Steinen, Knüppeln und Feuersbränden die Kompanien der Leichten Schüt zenbrigade in die Neustadt zurückzutreiben. Zwei Handwerksburschen wurden dabei durch Bajonett stiche getötet und sechs weitere verletzt. Um zu retten, was noch zu retten war, setzte König Anton, aus Pillnitz kommend, am Morgen des 10. September eine Kommission zur Wiederherstellung der Ruhe und Sicherheit ein, die in den nächsten Wochen faktisch die Regierungsgewalt im Lande ausüb te. Den Vorsitz erhielt Prinz Friedrich August. Erste Maßnahme war der Abzug des verhaßten Mili tärs aus Dresden und der Aufruf, zum Schutz des Eigentums eine Kommunalgarde aus Dresdner Ein wohnern zu bilden. Ende September zählte sie bereits 5 000 Mann. Erstmalig in Sachsen versammelte sich das Städtebürgertum auf Bürgerversammlungen, wo sie in Peti tionen an die Regierungskommission ihre Forderungen formulierten; u.a. die nach Einführung einer modernen Stadtordnung, die nach Einberufung der Landstände und einer zeitgemäßen Repräsenta tion aller Staatsbürger auf dem Landtag. Sie forderten ferner gerechtere Abgaben für alle, Milderung der Zensur, Vorlegen eines Haushaltplanes und Maßnahmen zur Belebung der Manufakturindustrie. Als auch an anderen Orten des Landes, im Erzgebirge und Vogtland und in Oberlausitzer Weberdör fern, Unruhen ausbrachen, begriffen einsichtige Vertreter der obersten Regierungsbehörden, daß nicht mehr wie bisher weiterregiert werden konnte. Unter ihrem Einfluß erklärte sich die Krone zu weitreichenden Zugeständnissen bereit. Das konservative Kabinett Einsiedel mußte einer reformwilli gen Regierung weichen, an deren Spitze der König am 13. September 1830 den beim Volke belieb-