18 Ansicht von Warschau, Gemälde von Bernardo Bellotto 1772. Ausschnitt mit dem Palais Casimir-Sulkowski Stadt, der die Verbindung nach Wilanöw übernahm. Damit korrespondierte eine zweite Ost- West-Achse, ein seit 1717 geschaffener Kanal, der den unterhalb des Schlosses Ujasdöw gelege nen Tiergarten zur Weichsel hin durchschnitt. August der Starke konnte hier in großem Maß stab eine Idee verwirklichen, die er in viel bescheidenerem Umfang schon um 1703 einem Entwurf für die Erweiterung des Dresdner jägerhofes zugrunde gelegt hatte. 5 ’ Für die polnische Hauptstadt hat die sächsische Barockarchitektur ihr erstes Bauprojekt von königlichem Rang entwickelt. Da das Warschauer Königsschloß, eine Spätrenaissanceanlage in Form eines Fünfecks, dessen eine Ecke gegen die Weichsel gerichtet war, in keiner Weise mehr den barocken Vorstellungen von königlicher Repräsentation entsprach, plante August der Starke zwischen 1698 und 1700 einen Umbau des Schlosses. Der fünfeckige Hof sollte bestehenblei- ben, die Weichselseite aber durch die Einfügung eines Mittelbaues anstelle der Spitze regulari- siert und durch symmetrisch angesetzte Flügel zu einer imponierend ausgedehnten Front über dem in Gartenterrassen aufsteigenden Uferhang umgestaltet werden. Mit diesem Entwurf, der dem Dresdner Oberlandbaumeister Johann Friedrich Karcher zuzuschreiben ist ', wollte sich August der Starke demonstrativ an dem architektonischen Wettstreit der in Europa rivalisieren den Großmächte beteiligen. Karcher, der schon 1698 mit einem Entwurf für das Berliner Schloß