35 Maria Gordon-Smith Oper, Theater und Ballett am Warschauer Hof unter den Königen August II. und August III. Wie in Sachsen waren auch in Polen Musik und Theater untrennbar verbunden mit dem höfi schen Leben unter August II. und August III. Deren große Leistung war, die Tradition der darstellenden Künste, die im Kurfüstentum vorhanden waren, nach Warschau gebracht zu haben. Obwohl Gastvorstellungen ausländischer Künstler am Hofe der Könige von Polen bereits üblich waren, war die Häufigkeit, Vielfalt und insbesondere die hohe Qualität der sächsischen Kunstimporte etwas völlig Neues. Schon am Beginn seiner Regentschaft schuf August II. ein gemischtes Sächsisch-Polnisches Orchester, das zwischen Dresden und Warschau zusammen mit ihm reisen sollte. Er lud auch im Jahre 1699 französische Berufsschauspieltruppen nach Warschau ein, unter ihnen einige so hervorragende Schauspieler-Regisseure wie Denis Nateuil, Jean Fonpre und Jean Baptiste Salle. Das Repertoire umfaßte Stücke von Corneille, Racine und Moliere. Zwei ausgezeichnete Commedia dell arte-Truppen, nämlich die von Gennaro Sacco und Tomasi Ristori, traten in Warschau auf. Außerdem sandte der König seinen Impressario Angelo Constantini nach Paris, um eine französische Opern- und Ballettcompanie anzuwerben. Constantini kam mit der Truppe des Ehepaars Deseschaliers zurück, die zum ersten Mal in Polen die trag^dies musicales von Jean Baptiste Lully aufführte. Alle diese musikalischen Aktivitäten wurden für Jahre durch den Nordischen Krieg unterbrochen. Das Jahr 1719 brachte einen künstlerischen Neubeginn für Dresden und anschließend für Polen. Die Hochzeit des Kurprinzen mit der Erzherzogin Maria-Josepha bezeichnete mehr als ein politisches Ereignis. Die Feierlichkeiten mit ihren reichhaltigen Programmen voll von erst klassigen Aufführungen, gespielt von großen Künstlern, brachte Dresden dauerhaft auf die Karte der bedeutendsten Kunstzentren Europas. In der Folge wurde ein fester Stamm von Kompo nisten und Künstlern durch den Sächsisch-Polnischen Hof angestellt, oder sie traten als Gast solisten in beiden Haupstädten auf. Hierbei seien besonders hervorgehoben Franz Benda, der Mitglied der Königlichen Kapelle in Warschau wurde, ferner der berühmte Johann Adolf Hasse, sowie seine Frau Faustina Bordoni, eine gefeierte Mezzosopranistin. Während seiner Regentschaft unterstützte August II. in Warschau die Gründung von Theatern. Das erste etablierte sich in einem Saal des Königlichen Schlosses in einem Teil, der sich Kromlofowska-Gebäude nennt. Im Jahre 1725 weihte August II., als Teil seines monumentalen städtebaulichen Programms,