55 Andreas Oehlke Die Königliche Reiseroute der Wettiner von Dresden nach Warschau oder zur Geschichte der Post zur Zeit der sächsisch-polnischen Union 0 Seit dem hohen Mittelälter war Sachsen durch eine Reihe von bedeutenden Fetnhandelswegen mit Polen verbunden, auf denen die klassischen Produkte des Ostens - Felle, Leder, Wachs, spä terhin auch Tuche und Salz - nach Westen verhandelt wurden. Dabei lag der Osthandel über wiegend in der Hand polnischer, in der Regel jüdischer Kaufleute, von deren Besuch mitunter der Erfolg bzw. Mißerfolg der jährlich veranstalteten Messen in Leipzig abhing, die Messestadt somit zunehmend zur »Drehscheibe« im Ost-West-Handel avancierte. Die wohl bedeutendste Handelsstraße war die Hohe Straße, die alte »Via Regia«, die, aus Polen und Schlesien kommend, über Breslau, Görlitz, Bautzen, Kamenz, Oschatz, Wurzen nach Leipzig und von hier durch Thüringen nach Frankfurt am Main ging. Eine zweite Handels straße, die »Niedere Straße«, führte von Leipzig über Eilenburg, Torgau, Finsterwalde, Sprem- berg, Sagan, Glogau nach Polen hinein. Eine zusätzliche Verbindung von Polen bot die alte Reichsstraße, die von Breslau über Bautzen, Bischofswerda, Dresden, Freiberg, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Hof die Verbindung nach den oberdeutschen Handelszentren Nürnberg und Regensburg vermittelte. Mit der Wahl Kurfürst Friedrich Augusts I. (1697) und seines Sohns Friedrich Augusts II. (1734) zum polnischen König sollten den traditionellen Post- und Verkehrswegen nach Polen besondere Bedeutung zukommen, fungierten doch diese, vor allem in administrativer Hinsicht, als eine Art »Lebensnerv« der sächsisch-polnischen Union. Die Wettiner waren daher bemüht, sie durch geeignete Maßnahmen zu unterhalten und zu verbessern und somit den Nachrich tenfluß zwischen den beiden Teilreichen zu gewährleisten. Dabei stand es bei Thronantritt Augusts des Starken als polnischem König nicht unbedingt zum Besten für die Postverbin dungen zwischen Sachsen und Polen. Schon der Oberpostmeister Johann Jacob Kees I. hatte wiederholt eine Verbesserung des I ostverkehrs und die Einrichtung von Posten nach Polen angemahnt. 21 Insbesondere den Leipziger Kaufleuten war an einem regelmäßigen Postverkehr nach Polen gelegen. In einem Brief des Rates der Stadt Leipzig an den Kurfürsten wird bereits 1696 beklagt, »daß die Breslauer fahrende Post« noch nicht angelegt sei, die wöchentlich verkehrende reitende Post »bringe aber 6 Tage unterwegens zu, also dasz man erst in 12 Tagen die Antwort bekommen (könne)«, dabei