1 sogenannter Radikaler mit einigem sozialen Einschlag ist, keineswegs ein extremer Sozialist. Und nun gar die Schwierigkeit, daß die radikale „Linke“ rechts von den „Radikalen“ stimmt, und welche Unterschiede — gibt es solche wirklich? — die „Linksrepublikaner“ von der Republikanischen Linken trennen, oder die So zialisten von den „Sozialistischen Republikanern“ schlechthin und von den so genannten „Sozialistischen Frankreich-Republikanern“. Man muß darum dem Ausländer vor allem die vier Leit- und Grundsätze einer jeden französischen Politik einprägen ( Foumot gebührt das Verdienst dieser Erkenntnis): Daß, erstens, in Frank reich die Politik Selbst zweck ist, ein Spiel ohne Beziehung auf die Sache selbst; das souveräne Volk legt hier einfach seinen Herrscherwillen in die Hände einiger Leute, die dann sogleich nach den Wahlen zu reinen Poli tikern, zu Fachleuten werden, die z. B. Minister stürzen, ohne daß darum die politische Gesinnung des Landes sich im min desten änderte. Daß, zweitens, die Franzosen sich immer ge gen — und niemals für — eine Sache erhitzen. Daß, drittens, die „Rechte“ — wie immer benannt und zusammen gesetzt — niemals regie rungsfähig ist, d. h. die jeweils die Rechte bildende Gruppe. Und endlich, daß die Parteien sich nicht durch positive Programme voneinander unterscheiden, sondern nur durch die Emphase ihrer Ablehnungen. Die Sozialisten, die gerade einen Gedanken aufgebracht haben, werden ihn sofort bekämpfen, sobald sie merken, daß die Rechtsparteien ihn sich zu eigen machen. Wichtig ist hier nicht der politische Gedanke, wichtig ist nur, daß man sein alleiniger Träger sei und daß man gute politische Freundschaft halte. Es herrscht die Orthodoxie. Laszlo Meitner — Wie können Sie nur das Kino mit dem Theater vergleichen ? Haben Sie dort auch diesen lebendigen Kontakt mit uns Künstlerinnen? 159