baren Unterstützungen und Erleichterungen von seiten der Regierung, trotz Prämien und Steuererlaß ist es bis heute noch nicht ge< glückt, auch nur die Anzahl von Siedlern nach Libyen zu locken, die den Verhältnis» mäßig kleinen Anteil fruchtbarer Erde be< bauen könnten, um das Wenige, das über» haupt aus der Kolonie herauszuholen ist, auch wirklich herauszuholen. Mit wenigen Ausnahmen geht eben niemand nach Libyen, der eine einigermaßen gesicherte Existenz im Mutterlande hat. Der Beamte, der Kaufmann, der Unternehmer, der Offizier, der Arzt, der Techniker, sie alle sehen in der Kolonie nicht ein Land, in das sie eine hohe vaterländische Pflicht riefe, und wo sie eine Mission zu er» füllen hätten. Man kann es wohl ruhig aus» sprechen, der „bessere Italiener" geht frei» willig überhaupt nicht nach Libyen. Warum soll er sein schönes Mutterland, die Um» gebung von Vater und Mutter und all den Bambini mit diesem „brutto paese“ ver» tauschen i* Und das ist eben der tiefe, so wesent» liehe Unterschied zwischen der englischen und der italienischen Herrenschicht in den Kolonien. Es sind ganz andere Menschen und auch ihre wirkliche autoritative Stel» lung den Eingeborenen gegenüber weicht stark voneinander ab. Der Engländer ist wirklich der Herr, seiner geistigen Hai» tung und seinem äußeren Auftreten nach, geht, muß den Herrn markieren und wirkt deswegen oft so provozierend auf den Araber. Um so erstaunlicher ist das, was die italienische Regierung an Aufbauarbeit in der Kolonie geleistet hat. Denn nicht nur ungeheure Summen hat sie hinein» gesteckt für schöne, moderne Schulen, Hotelbauten, Wege, Hafenanlagen und Regierungsgebäude, sondern eine wirkliche gründliche Sauberkeit und vorbild» liehe Ordnung herrscht überall. Dieser Erfolg der Regierung ist um so bemerkens» werter, als ja von einer tatsächlichen Mitarbeit weiter Kreise des italienischen Volkes vorerst gar nicht gesprochen werden kann. Die großen Hotelhallen sind die größte Zeit des Jahres fast leer, die zahlreichen Verkehrsschutzleute mit Tropenhelm und weißem Stab regeln den Verkehr von lediglich ein paar Rad» fahrern, einigen Eselreitern und Maultierkarren, die zum Markte traben. Wasserträgerin Max biauschildt — der Italiener, der nach Libyen 353