Politik und Wirtschaft — wo ist da die Grenze? Was ist der Unter schied zwischen den gewandten Reden europäischer Staatsmänner (wenn man sie wörtlich nimmt) und der konkreten „Realpolitik“, die dahinter steht? Wieweit sind die ausgedehnten Reisen Mr. Edens Reisen eines Staatsmannes und wieweit solche eines Handlungsreisenden? Die Öffentlichkeit ist inzwischen so oft von hochklingenden Phrasen überschüttet und so sehr daran gewöhnt worden, bedeutungslose Formeln zu glauben, daß sie allmählich unfähig wurde, zwischen Wirklichkeit und Unsinn zu unterscheiden. Eine moderne Regierung kann von Weltfrieden sprechen und in gleicher Minute ihren Rüstungsetat um eine Billion Pfund vermehren, ohne daß irgend jemand etwas Seltsames dabei findet. Vielleicht kann das alles Gutes wirken. Ein Dichter schrieb im vergangenen Jahrhun dert: „Träumt nur weiter! Es ist doch nichts wahr als allein die Illusion.“ Die Weltmeinung der zivilisierten Völker hat inzwischen weiter ihr Vergnügen daran, sich von Zauberkünstlern in den Varietes und von den Staatsmännern in den Wandelgängen von Genf Zauberkunststücke vor machen zu lassen. Im ersten Falle zahlt es für die gebotene Illusion ein paar Schilling, im zweiten mit ein paar Millionen Toten. Das ist der ein zige Unterschied. WARNUNG Ich las mal in einer Grammatik geschrieben: „Ich liebe“ — Darüber stand „Präsens von Lieben“. „Du liebst, er, wir und sie lieben“, ging’s weiter. Das Präsens war froh drum und lächelte heiter. Doch unter ihm habe ich plötzlich entdeckt, Stand dick noch gedruckt das — Imperfekt, Zu dem Präsens sah’s auf mit ’nem Blick ’nem betrübten: „Ich liebte, du liebtest, er, wir und sie liebten.“ Da sprach ich zum Imperfektum, dem alten: „Du hast wohl das Präsens nicht ausgehalten?“ Drauf klagt es: „Ich gab einst mit fröhlichem Sinn In der Jugend dem Präsens sehr heftig midi hin, Doch es dauerte gar nicht so lange Zeit, Da saß ich da mit der — Vergangenheit.“ Das sprach es so laut, daß die anderen Zeiten Das hörten auf der Grammatik Seiten, Sie schwiegen, ’ne einzige lachte nur, Das war doch das naseweise Futur: „Was das Imperfekt sagt, ist doch bloß übertrieben, Ich bin das Futurum, ich werde lieben!“ Da sprach das Imperfekt zum Futurum: „Halt’s Maul, und mache mal erst dein Maturum!“ Dr. A. 522