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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-22
- Monat1900-01
- Jahr1900
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Uedaction und Expedition: JohanniSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. tllemm » Larti«. Universitätsstraße 3 (Paolinum), Loni» Lösche, Natharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. Morgen-Ansgabe. KiMer. TaMalt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- «n- Amtsgerichtes Leipzig, -es Aathes nn- N-lizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Auzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neclamen unter dem Redactionsstrich («ge spalten) .50^, vor den Aamilieanachrtchten (V gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Taris. Etztra-Veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderaag 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Auuahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Gtzpetzitian zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 38. Montag den 22. Januar 1900. 9i. Jahrgang- Sächsische Mrsiinuen. Hedwig van Adkanien. Die Gemahlin de» zweiten Markgrafen von Meißen, Otto'» de« Reichen, war eine ASkauierin. Ihr Vater war Albrecht von ASkanien, wegen seiner Stärke der Bär ge nannt. Man merkt e» der Geschichte Hedwig'» an, daß in ihr ein wenig Bärenblut steckt, sie zeigt eine sonst für da malige Frauen große Kraft und Energie. Sie suchte mit allen Mitteln ihre Ziele »u erreichen und war nach Titeln bestrebt, gerade wie ihr Vater, der sich nach Belehnung mit der Nord- und Ostmark 1143 Markgraf von Brandenburg nannte. Wann Otto, der Sohn Konrad'», und Hedwig getraut wurden, da» ist nicht bekannt, e» mag um da» Jahr 1150 herum gewesen sein. Ob die Ehe eine glückliche war, wer kann da« sagen, wer kann au« den alten trocknen Urkunden da» herauslesen, jedenfalls aber batte Schön-Hedwig die Hosen an und Otto stand in gewisser Beriehung unter dem Pantoffel. Hedwig wollte immer etwa» für sich Besondere» haben, ihr Widerspruchsgeist begegnet uns in den dürftigen Quellen mehrmals und immer sehen wir den guten Qtto auf ihre Wünsche und Vorstellungen eingehen. DaS charakte ristischste Beispiel ist die Angelegenheit mit der Familien gruft. Im vorigen Artikel haben wir erwähnt, wie sehr Konrad, ihr Schwiegervater, für das Kloster aus dem PetrrSberge bei Halle eingenommen war und wie sehr er wünschte, daß hier die Familiengruft für alle Zeiten sein möge. Diesen Wunsch hatte er in die Bestimmung gefaßt, daß die Schirmvogtei über da» Kloster jedeSmal dem Nettesten seiner Nachkommen Vorbehalten sei. Mag nun Hedwig es nicht gefallen haben, einstmals den ewigen Schlaf bei den Augustinern zu thun oder war eS ihr Widerspruchsgeist, kurz, sie brachte es zu Wege, daß ihr Gemahl das Kloster Alt- Zella bei Nossen stiftete und damit ein Erbbegräbniß für sich und seine Nachkommen errichtete. Als Beweggrund wird die oben erwähnte Bestimmung Konrad'S angegeben. Hedwig erklärte ihm nämlich, daß nicht der Erstgeborene und seine erstgeborenen Nachkommen Schirmvögte sein sollten, sondern immer der Netteste in der Familie. Hedwig nämlich — so erzählt die Petersberger Chronik — übernachtete einst in dem Kloster auf dem PeterSberge und vernahm im Gespräche mit einigen Klosterbrüdern, daß ihr in Gott ruhender Schwiegervater jene Verordnung hin sichtlich des Schirmvoiatei-Rechtes über das Kloster getroffen. Als nun die Markgrafin zu ihrem Gemahl, welcher fort während die letzte Ruhestätte seiner Eltern auszeichnend ehrte, zurückgekehrt war, sprach sie zu ihm: „Ich wundre mich, daß Tu der Peterskirche auf dem Lauterberge so sehr zu nützen strebst, da Deine Söhne daS Schirmvoigtei-Recht über die selbe nicht erlangen werden. Mir scheint es vielmehr recht, daß Du eine eigene Kirche gründest, über welche sowohl Dir als Deinen Erben daS Herrscher-Recht für immer be wahrt wird." Der Trugschluß einer solchen Beweisführung liegt auf der Hand, umsomehr als Otto selbst doch der Aeltcste in der Familie war, allein, obgleich er seinen Vater verehrte, obgleich e». öfter» zu seiner Gruft wallfahrte, war er doch schwach genug, auf Hedwig'S Wünsche einzugeben. Thatsächlick wurde denn auch daS Kloster zu Zella zu Ehren der heiligen Jung frau und deS Evangelisten Johannis gebaut und für die Benediktiner bestimmt. Kaiser Friedrich I. bestätigte dir Gründung im Jahre 1162, angefangen wurde der Bau 1170 und vollendet 1175. Natürlich lag es Hedwig am Herzen, das Kloster immer reicher zu machen und neben ihren Ge schenken finden wir daher auch eine Anzahl solcher, die sie jedenfalls veranlaßt hat. Hedwig hatte vier Kinder, die Söhne Albrecht und Dietrich und die Töchter Sophia und Adela. Wie sie launisch und eigensinnig ihrem Manne gegenüber gewesen war, so auch ihren Kindern, und diese Launenhaftigkeit, dieses Vor ziehen de» Einen vor dem Anderen sollte ihr und den Ihrigen noch viel Unglück bringen. Wie üblich, hatte Otto noch bei Lebzeiten die Verfügung getroffen, daß Albrecht die Veste Meißen, Dietrich die Grafschaft Weißenfels erhalten sollte. Diese Theilung paßte nun Hedwig keineswegs und sie trachtete daher, die Verfügung umzustoßen. Trotz seiner Schwäche für seine Frau scheint aber Otto die erste Zeit sestgeblieben zu sein und eS bedurfte großer Schwierigkeiten und Rübrscenen, um den alternden Otto zu einer Aenderung des Testaments zu bewegen. Sogar rin alter Chronist erlaubt sich die Handlungsweise Hedwig'S zu tadeln, indem er erzählt, daß „sie es wagte", ihren Gemahl zu überreden. ... Schließlich war eS ihr doch gelungen. Als nun der alte Markgraf, erzählt Stichart, den Ueberredunzskünsten Hedwig'S erliegend, die Verfügung dahin stellte, daß Dietrich in das Markgrafeuthum Meißen einrücken, Albrecht aber die kleineren Besitzungen von Weißen fels rc. zugetheilt erhalten sollte, war die schwache Mutter gewiß hoch erfreut über solchen, ihrem geliebten Dietrich zu gut kommenden Sieg. Allein aus die flüchtigen Augenblicke der Freude sollten bittere Tage, ja Jahre folgen! Ter br- nachtheiligte Albrecht nämlich gerieth durch diesen Widerruf der testamentarischen Verfügung in einen gewaltigen Zorn, der, wie es zu geschehen pflegte, von Anderen noch heftiger angeschürt ward. Mehrere seiner Freunde, und darunter selbst Hedwig'S Bruder, der Herzog Bernhard von Sachsen, riethen ihm, unter Zusicherung ihres Beistandes, mit ge- waffneter Hand sein Recht durchzuführen. So mußte denn die Markgräfin den Jammer erleben, daß zwischen Vater und Sobn ein förmlicher Krieg entbrannte, ja daß Albrecht den greisen Vater (im I. 1188) gefangen nahm und ihn unter strenger Bewachung des Prinzen Konrad (Sohn deS Mark grafen Dedo, durch dessen Mannen wahrscheinlich auch das ganze Unternehmen ausgeführt worden war) auf der Veste Dewin (Döbcn bei Grimma) einkerkrrn ließ. Während dessen wütheten die feindlichen Parteien im Meißner Lande. Nach dem Markgraf Otto auf Befehl deS Kaisers Friedrich I. (zu welchem die Kunde von dieser auffallenden That vielleicht durch Bericht der Markgräsin gelangt war) seine Freiheit wieder erlangt hatte, kehrte er seine Waffen (im I. 1189) gegen Albrecht, so daß abermals die Landschaft durch Raub und Brand verwüstet ward, zumal da dem bedrängten Albrecht der Gemahl seiner Schwester, der Herzog Ottokar von Böhmen, mit seinen wilden Böhmerhorden zu Hilfe kam. Nur auf deS Kaisers Gebot ward der unnatürliche Kampf geendigt, und auf einer Fürstenversammlung zu Würzburg in einem Vergleiche zwischen Vater und Sohn be stimmt, daß Albrecht allerdings dem Vater in der Mark Meißen nachzufolgen habe. Auch an einer ihrer Töchter erlebte Hedwig schwere- Herzleid. Die eine, Sophia, vermählte sich zuerst mit dem Prinzen Ulrich von Böhmen, und nach dessen Tode mit dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg und ist außer Landes gestorben und begraben. Die andere dagegen, Adela (auch Adelha, Adelheid, Äldelhana genannt), war (seit 1180) an PrimiSlaw Ottokar I., den nachmaligen König von Böhmen, vermählt. Nachdem ihm Adela bereits mehrere Kinder ge boren, ward sie im Jahre 1198 von ihrem Gemahl ungerechter Weise verstoßen. Angeblich geschah dies wegen Adela'S verbotener Liebe zu dem edlen Herrn von Czernin, der um ihretwillen damals vertrieben wurde. In der Thal aber er folgte Adela'S Verstoßung, entweder weil sie sich Enthalt samkeit gelobt, oder weil König Ottokar, nach 18 Jahren Adela'S überdrüssig, die schon früher geliebte ungarische Prin zessin Constantia, Bela'S Tochter, zur Königin ausersehen, wie er denn dieselbe dann auch ehelichte. Kaiser Philipp und Papst Jnnocenz mißbilligten dieses unkönigliche Betragen, banneten zuletzt den Böhmenkönig und setzten ihn ab. Auch der König von England, rin naher Verwandter Ottokar's, hatte deshalb an Adela'S Bruder, den Markgrafen Dietrich den Bedrängten von Meißen, geschrieben. Für Adela'S Un schuld spricht der Muth, mit welchem sie selbst auf einen UntersuchungSproceß in ihrer Sache bei ihrem Bruder, den Bischöfen und dem Papste antrug. Aus politischen Rück sichten jedoch wurde von Letzterem die Sache durch Com- nnssarialien und Citationen nach Rom in die Länge gezogen, ohne daß eine Entscheidung herbeigeführt wurde. Markgraf Dietrich nahm seine verstoßene Schwester aus und wies ihr in Meißen einen Zufluchtsort an, indem er ihr, bei ihrer Hinneigung zum klösterlichen Leben, nahe bei der Stadt aus ihrer Mitgift eia dem Apostel Jacobus gewidmetes Cister- cienser-Frauenkloster errichten ließ. Wenige Wochen nach dem Vergleich vom 18. Februar 1190 starb Otto in seinem 74. Jahre. Man wird nicht be haupten können, daß seine Gattin ihm seine letzten Lebens jahre versüßt und annehmlich gemacht habe. Aller Krieg war umsonst gewesen. Albrecht hatte zwar seine Markgrafschaft im Besitz, aber nicht lange, 1195 wurde er und seine Frau vergiftet, Dietrich erbte nunmehr auch Meißen. Allein daS große Erbe schlug nicht zu seinem Glücke aus und die Geschichte hat ihm den Beinamen der Bedrängte gegeben. Hedwig starb hochbetagt im Jahre 1203. Ihre brechenden Augen sahen noch die schrecklichen Scenen, die König Ottokar von Böhmen in seinem Kriege mit Meißen heraufbeschwor, und worunter Meißen und Thüringen unsäglich litten. Sie wurde ihrem Wunsche gemäß neben Otto in Alt-Zella bcigesetzt. Nach der Belagerung Leipzigs im Jahre 1547. Bon vr. pttil. Kurt Krebs. Nachdruck »krbrtm. Als Herzog Johann Friedrich noch vor Leipzig lag, das von Bastran von Wallwitz während der dreiwöchigen Belagerung vom 8. b >i s 27. I a n u a r tapfer verthe-idigt wurde, bemühte sich der schon seit 27. Oktober 1546 vom Kaiser mit der Kurwürde und dem Kurlande belehnte Kurfürst Moritz, sein Heer in der Gegend von Penig so gut, wie nur irgend möglich, zu versorgen. Das bereitete freilich nicht geringe Mühe, denn unser damaliger Lanvesfürst war durch sein nicht leicht begreifliches, aber äußerst kluges Bündniß mit dem großmächtigen Kaiser nicht nur bei der gejammten protestantischen Bevölkerung Deutschlands in eine Art von Mißkredit gerathen, sondern auch bei seinen eigenen Unterthanen. Sie hielten ihn für einen Verräther an dem Werke Luthers und trauten ihm weniger, als dem Feinde des albertini- schen Sachsens, dem wagehalsigen Ernestiner Johann Friedrich. Zur Sicherheit vor den eigenen Truppen forderten die Bewohner unseres Landes weithin sichtbare Schutzzeichen, namentlich dann, wenn sie die besonders häufig begehrten Fische in das kurfürstliche Lager bringen sollten. Anspruchsvoller gebärdeten sich auf ihrem Zuge von Leipzig aus nach den sächsischen Bergstädtrn die Truppen Johann Friedrichs. Zu Anfang des Februars hörte man auf den Dörfern unweit Kohren, daß sich ermstinische Reiter zu Langenleuba hätten vernehmen lassen, sie morgen anzugreifen, in sie einzufallen und sie zu plündern. Obwohl man sofort den Bundesgenossen Johann Friedrichs, den Herzog Ernst von Lüne bürg, davon in Kenntniß setzte und auch vornehmere Burgherren auf in einem Falle sogar dreißigjährige uneigennützige Dienste hinwiesen, so erfolgte dec angedrohte Einfall doch. Oestlich von Altenburg hatten die ernestinischen Heerführer v. Warburg und Gebhard Schonck je ein Lager bezogen, und von diesem aus griff man am 6. Februar die Ortschaften Altmörbitz, Bocka, Dolsen hain, Dorf und Vorwerk Gnandstein und Wüstenhain an und stiftete großen Schaden. Namentlich die evangelischen Pfarrer wurden von den ernestinischen Lutheranern arg ausgeplündert; der von Bocka gab später seinen Schaden auf 50 dis 60 Gulden, d. h. 1000 bis 1200 an, und der von Altmörbitz schrieb im Jahre 1550, daß cr vor drei Jahren zu einem Bettler geworden und mit seinen Kindern einen unverwindlichen Schaden empfangen habe. Auch in Prießnitz bei Borna hat man arg ge wüstet: auf dem Rittersitze allein hatte man etliche dreißig Scheffel Hafer, Bettüberzüge, Betten, mehr als 1 Schock Ellen Leinwand, Fcnstervorhänge, dreizehn Hammel u. A. mitgehen heißen. Das waren schmerzliche Einbußen! Und tagtäglich ver schlimmerte sich damals noch die traurige Lag« unserer Bor fahren. Die Elbe herab war am 25. Februar der katholische König Ferdinand in höchst eigener Person mit guten, d. h. wohl gerüsteten Leuten in tapferer Anzahl zu Roß und Fuß nach Pirna gekommen, und Herzog Johann Friedvich war von Alten burg aufgebrochen und hatte mehr im Innern de« albertinischen Gebietes, zu Geithain, Winterquartier bezogen. Wie, wenn si- Beide schon in unserer Gegend auf einander losgegangen wären? Sie waren grimmig« Feinde! Die fromme Bitte, die sich in einem Feuilleton. Lahn frei! Novellette von Fritz Stavenhagen (Berlin). Nachdruck verdoten. „Martha, das wäre geradezu abscheulich von Dir, wenn Du beute Abend nicht mitkämst. Wir freuen uns schon Alle so darauf." Die Angesprochene steckt die frierende Nasenspitze in den weichen Seidenmuff und wiegt mit den Schultern hin und her. „Hm . . . Wer ist es denn Alles?" „Gott — Olly, Margot, Grethchen Mewes und Faust's Grethchen — Du kennst sie ja Alle! Die immer dabei sind. Na, und dann natürlich Max, Kurt und noch ein paar Gründ linge." Martha sieht an dem grauen Hause in die Höhe, ganz un willkürlich, nur weil eben ein Eiszapfen von der Dachrinne los ließ und dicht neben ihr am Boden in kleine Stücke zersplitterte, mit dem Muff streicht sie sich über Augen und Wangen, und dann fragt sie leise, zaghaft, stockend: „Und Werner . . „Ach — geh los! Mit Deiner ewigen Geschichte! Ich weiß nicht, ob er dabei sein wird, klebrigen-, hör' endlich auf mit diesem Unsinn; den blöden Neujahrswunsch kann Dir die beste Freundin geschickt haben, warum gerade er? Wenn Du nicht Wit ihm sprechen willst, so läßt Du es; Du thuft, als kenntest Du ihn gar nicht." „Er war es doch ... ich weiß es." „Das denkst Du Dir blos. Wenn ich nun sage, ich bin's gewesen?" „Aber Trude . . .!" „Siehst Du! Nein, ich war's nicht, ich wollte Dir nur be weisen, daß Du es nicht bestimmt weißt." „Bestimmt nicht, aber. . ." „Fang nicht noch mal an. Ich denke, es könnte längst Gras — oder nein, Schnee auf die Geschichte gefallen sein. Also laß sie rüh'n. Du kommst!? Um sechs, aber präcise, hole ich Dich ab." „Ich weiß noch nicht . . ." „Gewiß, weißt Du'S. Mach Dich rechtzeitig fertig. Adieu! Du — zürnende Herrin des Hauses! Hahaha!" Trude giebt der Freundin einen wohlgemeinten kleinen Stoß in die Seite und ist mit ihrem Hellen Lachen bald in dem wallenden Nebel verschwunden, Marcha aber schreitet sinnend ihrem Hause zu. Sie schwankt noch sehr, ab sie mitgehen soll. * * * Dichter und dichter wirbelt der Schnee hernieder. Die feinen, kleinen, im Lichte glitzernden Flocken peitscht der pfeifende Wind bald hier, bald dort hinüber. Schwer, bleiern, liegen die dunklen Schnrewolken über der winterlichen Erde, den Schall n!ed«rdvückrnd, haß er ungewöhnlich weit hörbar. Bom Teich in dem Stadtpark hallen Rufe, Musik und 'röhliche Menschenstimmen herüber! Rother Lichtschimmer dringt durch das dichte Geäst der schneebedeckten Bäume und Sträucher. Mühsam arbeitet sich ein Trupp aufgeregter, lachender, junger Menschen durch den Schnee, dem Teiche zu. Blitzende Schlittschuhe hängen über den Armen, mit hartem Klang zu sammenschlagend. „Herrgott! Trude, Du rennst ja wie eine Wilde." „Ja. Eine bleibt übrig von uns — glaubst Du, ich will's sein?" „Na, Du brauchst doch nicht ängstlich zu sein." „Oho! — Schon wieder mal neidisch? Ich will aber aus suchen!" Und sie läuft noch schneller als zuvor, daß ihr „Faust's Grethchen" kaum folgen kann. Sie haben die klebrigen schon um ein beträchtliches Stück hinter sich gelassen. „Nein, nein!" ruft Olly, „ich will Ihren Arm nicht, K-uri; lassen Sie mich zufrieden. . . oder —" „Nun?" „Ich lauf' nachher nicht mit Ihnen." „Ach! Aber Sie sollten doch meinen Schutz nicht so einfach von sich weisen. Sie brauchen hier Hilfe, Sie kämen da schneller und leichter vorwärts . . . so!" — Was ist's denn eigentlich mit Fräulein Martha?" „Ich weiß auch nicht, was die hat. Es müßte schon die Geschichte von der Neujahrskarte sein." „Das hat sie so schwer genommen? Ein einfacher Scherz. Sie sind darin anders, wie?" „Na ob! — Karten, die mir nicht gefallen, — schwub, ins Feuer; aus ist's! — Marcha ist aber so. Die nimmt nichts leicht." „Heimlichkeiten giebt's hier nicht, das bitt' ich mir aus", fährt jetzt Max zwischen die Beiden, daß sie auseinanderprallen. Olly lacht laut auf. „Sie möchten nur gar zu gern auch etwas davon hören, das sollen Sie nun gerade nicht." Gleich nimmt sie Kurt's Arm wieder und Beide drängen sich so dicht zu sammen und sprechen so leise, daß Max wirklich nicht eine Silbe versteht. Noch nie ging eS so vergnügt und lärmend auf dem Eise zu, wie heute Abend. Alles lacht, kreischt und ruft. Spielt die kleine Stadtcapelle, so kreist eine Menge lustiger Menschenkinder um das tannenumpflanzte Podium und singt mit. Werner Glaubeck ist schon ans dem Eise und begrüßt Alle mit frohestem und glücklichem Lächeln, da er auch Martha unter den Angktommenen bemerkt. Doch al« er mit au-gestreckter Hand zu ihr tritt, dreht sie sich schnell nach Grethchen um und sagt, scheinbar ganz gleichgiltig, daß sie bei solchem Schneewetter doch am liebsten daheim geblieben wäre. Werner merkt natürlich, was er merken soll, und erkundigt sich sofort bei Gertrud, von der er endlich Alles erfährt. „Sie hat zum Neuen Jahr eine Karte bekommen, nicht gerade hübsch, aber schlimm ist sie auch nicht. Ein Liebespaar eilt sich in die Arme und stößt ein dazwischen stehendes Mädchen um. Darunter steht: Bahn frei! Aber was sie so gekränkt hat, daneben steht ein Bers geschrieben. . . Wie hieß er doch gleich . . .? — Martha, merke, gutes Mädchen — Gieb Dir weiter keine Mühe — Ob Du . . . Nein . . . Wenn auch — ... Ich hab's nicht behalten. Also sie soll ruhig ihres Weges ziehen, denn . . . Richtig! Die Schlußzeile war so: Er küßt Dich nicht, sondern Käthchen! — Sie sind ja auch zum Fest bei Käthchen Morath's Eltern gewesen, Herr Glaubeck. Und nun sollen bestimmt Sie die Karte geschickt haben, die Schrift sieht auch der Ihrigen ähnlich . . ." „Gar kein Gedanke dran! Es ist das erste Wort, das ich darüber höre." „Sagen Sie's ihr doch." Werner knöpft den Mantel fester zu. „Wo ich so ohne nähere Prüfung für schuldig gehalten werde, scheint es mir werthlos, mich überhaupt zu Vertheidigen." Und mit großen Schritten läuft er davon. Ihn ärgert das, und gerade von ihr! Dem einzigen Mädel, mit dem man reden kann; nicht seicht, phrasenhaft plaudern, sondern ernst, zu sammenhängend sich unterhalten, — und nun das! Es ist zu thöricht!" Gertrud hatte nichts Eiligeres zu thun, als Martha aufzu suchen und ihr gleich Alles mitzutheilen. „Siehst Du, er war es doch nicht, ganz gewiß nicht, sonst hätte ich es ihm sicher angemerkt." „Aber wer kann es denn anders gewesen sein?" Martha sinnt schwer darüber nach. Wenn sie ihm nun weh gethan, ihn zu Unrecht beschuldigt hat? Ihr kommt es jetzt auch einmal selbst kaum möglich vor; er hätte es doch nicht so deutlich ge macht, sich mehr versteckt. Sicher hatte ein Anderer seine Hand schrift nachgeahmt. Nach allen Seiten blickt sie sich um und sucht Werner mit den Augen. Sie hat dabei nicht recht Acht auf ihre Umgebung. Da holländert ein junger Mann her und sie läuft ihm, achtlos, gerade in den Weg. Er will schnell stoppen, es ist zu spät, sie fahren zusammen, und Martha setzt sich, recht unsanft, glatt aufs Eis. Kurt kreischt auf vor Jubel. „Bahn frei!" ruft er lachend. Bei dem Wort durchzuckt es Martha. Plötzlich steht es ganz klar vor ihr; nur Kurt hat ihr die Karte schicken können. Schnell hat sie sich wieder aufgerafft. Doch sic zittert, ibr Herz ist wund, nun fühlt sie erst, wie weh sie Werner gethan. Als der ganze Schwarm kommt, sich um sie bemübend, sic fragt, ob sic sich weh gethan, da hat sie für Gertrud nur die leise Frage: „Wo ist Werner?" „Fort! Der hat gleich seine Schlittschuhe über den Arm genommen und ist heimgegangen." Also doch, wie sie erwartet! O! er wird es ihr nie ver zeihen. Wie sie das schmerzt! Nun giebt's kein Halten mehr; unter dem Dorwand, ihr Fuß schmerze ihr von dem Fall, läßt sie sich die Schlittschuhe abschnallen und tritt betrübt den Weg nach Hause an. Feiner Schnee wirbelt ihr um die Ohren, der pfeifende Wind hat ihr ein paar Haarlocken unter dem Hute hervorgezerrt und schlägt sie ihr um Stirn und Schläfen. Lchwerathmend mutz sie durch tiefen Schnee waten. Unheimlich ist's auf den Wegen des Parks; über ihrem Kopf schlagen mit dumpfem Laut die dunklen Aeste aneinander und schütteln ihre weiße Last auf die Einsame, Traurige nieder. Martha weiß nichts von Winterfreuden, merkt nichts von Kälte; ihr ist's so weh, das Herz krampft sich zusammen, Thränen treten ihr in die Augen ... Da hält sie sich nicht mehr, sie zieht das Taschentuch hervor und weint .... weint und schluchzt. Warum? Macht es der einsame Ort, die Angst? Nicht Eins, es ist Alles zusammen. Sie kommt sich verlassen vor, so weltfern . . . tief, tief unglücklich. Da kommt schon Jemand hinter ihr. O Gott! nur nicht merken lassen, daß sie geweint hat, nur nicht . . . „Guten Abend! Gnädiges Fräulein, ich muß Ihnen sagen, daß Sie im Jrrthum sind: ich war es nicht, der Ihnen die Karte gesandt hat." Werner steht vor ihr. Sie blickt zu Boden und athmet schwer. „Ich weiß", sagt sic nur leise, bebend, angstvoll, daß sie sich verrathen möge. „Sie glauben mir nicht?" fragt Werner hart, da er ihre Kürze falsch verstanden. „Doch . . . doch. Ich kenne jetzt den Absender." Da hört Werner an ihrer Stimme, was sie ihm so gerne ver borgen hätte. »Ist Ihnen etwas passirt?" fragt er sanft, näher an sie herantretend. „Nein, nichts von Bedeutung, ich bin vorhin auf dem Eise ausgeglitten." „Und haben Schaden genommen?" „N—nein . . ." Sie kann sich schon nicht mehr halten und führt wieder das Taschentuch gegen die Augen, von Neuem weint und schluchzt sie. Erst steht Werner einen Augenblick erstarrt, dann saßt er ihre Hände und fleht, heiß, drängend: „Ich bitte Sie, Fräulein Martha — was ist Ihnen? Sie verheimlichen mir etwa«. Hat man Tie hier eben beleidigt?" Beim Sprechen hat er sie immer näher zu sich berangezogen und nun ruht Martha'» Haupt auf seiner Schulter. Sein Arm schlingt sich um ihren erzitternden Körper, und fester preßt er sie an die hochklopfende Brust. Unter Tbränen blickt sie zu ihm auf und schüttelt verneinend da» glückliche Haupt. Dann schließt fie die Augen, und es ist fast, als gleite ein seliges, traumhaftes Lächeln über ihre zarten Züge. « Auch Werner ist es ganz traumhaft zu Muthe. Voll unend licher Liebe, voll de» heißesten Verlangen«, schaut er wie berauscht auf die Geliebte. Seine Lippen nähern sich ihrem halbgeöffneten Munde, daß er ihren leichten, warmen Äthern spürt. Da öffnen sich wieder ihre Augen, und kaum hörbar, süß, bittend kommt es von ihren Lippen: „Können Sie mir ver zeihen?" „Verzeihen? Martha . . ." Mit unterdrücktem Jubel ruft er es au-, und wie er sich vollend« niederbeugt, kommen ihm ihre Lippen -um ersten, innigen Kuss» entgegen....
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