68 1825 Arnold gründet wieder ein „Lesemuseum“ mit 150 z. T. politischen in- und ausländischen Zeitschriften. Gerd-Helge Vogel Die Verbürgerlichung der Dresdner Bildnismalerei in der Zeit zwischen 1750 und 1800 ° In der gesellschaftlichen Entwicklung Europas ist die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts als eine Epoche des gesellschaftlichen Umbruchs gekennzeichnet. Durch den weiteren Ausbau der Ma nufakturproduktion und der merkantilistischcn Handelspolitik gewannen in diesem Zeitraum die bürgerlichen Kräfte - freilich im territorial unterschiedlichen Ausmaß - bedeutend an Einfluß auf die bestehenden Wirtschaftsmechanismen. Unter dieser Voraussetzung verloren die traditio nellen Produktionsverhältnisse der Feudalgesellschaft in immer größerem Umfang ihre Bedeu tung. Ihre Ablösung durch kapitalistische Produktionsverhältnisse bewirkte, daß sich die neue bürgerliche Ordnung bereits im Schöße der alten, absterbenden Feudalstrukturen herauszufor men begann. Dieser allmählich sich vollziehende Prozeß hatte ein gewaltiges wirtschaftliches Er starken der bürgerlichen Kräfte zur Folge, die nunmehr auch nach der Erlangung der politischen Macht strebten, um so das eigene Wirtschaftspotential noch schneller entwickeln zu können. Die damit verbundenen Klassenkämpfe reflektierten sich besonders im ideologischen Bereich, na mentlich auf dem Gebiet der Kultur und Künste, wobei deren Inhalte in provokanter Absicht mit antifeudalen, bürgerlichen Vorzeichen versehen wurden. In diesem Zusammenhang spielten die Auseinandersetzungen vor allem im zeitgenössischen Por trätschaffen eine nicht unerhebliche Rolle; verstand sich doch gerade die barocke Bildniskunst des feudalen Standes- und Staatsporträts als eine wesentliche Domäne herrschaftlicher An sprüche. 1 Insofern wurde der politische Kampf des Bürgertums um seine gesellschaftliche Eman zipation auf künstlerischem Gebiet bevorzugt in der Bildniskunst ausgetragen, war es doch ein Genre, das wegen seines relativ niedrigen materiellen Aufwandes am leichtesten von bürgerlichen Kräften für die eigene programmatische Dokumentation ihres klassenspezifischen Herrschafts anspruches genutzt werden konnte. 2 Das hatte im Verlaufe der weiteren Entwicklung einen nach haltigen Prozeß der Verbürgerlichung zur Folge, welcher zugleich eine Blütezeit in der Porträt kunst sowohl im Umfang als auch in der Qualität einleitete. Natürlich wurden die gesellschaftlichen und damit auch künstlerischen Verhältnisse Dresdens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wesentlich von dieser massiven Verbürgerlichung der Feudalgesellschaft geprägt, zumal das Land Sachsen eine ökonomisch entwickeltere Basis besaß, als die meisten anderen deutschen Territorien. Ein ausgedehnter Warenhandel mit der internatio nalen Leipziger Messe als seinem Zentrum und ein relativ ausgebautes Manufakturwesen waren die äußeren Kennzeichen des verhältnismäßig hohen bürgerlichen Wirtschaftspotentials in die sem deutschen Lande. 3 Der eigentliche Entwicklungsboom setzte aber erst nach Beendigung des Wir sind im hohen Grade durch Kunst und Wissenschaft culti virt. Wir sind civilisirt, bis zum Ueber- lästigen, zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit. Aber uns für schon moralisirt zu halten, daran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört zur Cuitur... Kant