Preis: »lerteljä-« rige Pränumeration sngr. in'S -HauS vngr.' bei Abho, ijng in der Lxpe» dirion. Zschopau und Umgegend. ' (Jeden Sonnabend eine Nummer.) JnsertionSgebühren werden die Zeile oder deren Ran« mit » ngr. berechnet. M 48. Sonnabends, den 2. December I8S4. Eine Wechselschul-. Novelle von F. Brun old. (Fortsetzung.) Doch vollen wir nicht einen Gang nach dem Hause des reichen Waidmoser, des Fabrikherro machen? ES siüd mehrere Wochen nach dem Erzähl» <en vergangen. Hedwig, die nicht mehr junge, aber noch immer hübsche Schwester des Waid moser. ist in ihrem Zimmer beschäftigt, diehlühen- den Eamellien an daö 'Fenste» zu setzen, wobei sie nicht unterläßt, einig« Blicke nach der Straße -u werfen. Sie macht sich bei dem Ordnen und Setzen der Blumen mehr zu schaffen, als nöthig zu sein scheint; sie bleibt länger am Fenster, als die eigentliche Arbeit erfordert, und giebt über haupt in ihrem ganzen Thun und Treiben nicht undeutlich zu verstehen, daß sie Jemand erwarte, daß sie wünscht, gesehen zu werden. Emma, eine arme Waise, eine Anverwandte des Fabrikherrn und als Gesellschafterin für Hed wig in das HauS genommen, scheint dies Trei ben anfänglich nicht beachten zu wollen, emsig arbeitet sie an ihrer Stickerei; endlich jedoch sieht sie sich verqnlaßt, ihr Schweigen zu brechen, und mit einem leisen Anflug von Ironie spricht sie: „Liebe Hedwig, wollen die Blumentöpfe gar nicht stehen? Kann ich Dir vielleicht behilflich sein?" Hedwig ward roth, unwillig ruft sie: „Was kümmert's Dich! Laß mich treiben und thun was mir beliebt!" „Hindere ich Dick?" ruft Emma sanft, wenn gleich in etwas verletzt. „Und nun magst Du nicht offen im Fenster liegen," lächelte spöttisch Emma, „das würde auffallen. Die Blumen sollen Deine Absicht verdunkeln. Darf ich fragen, wen Du erwartest? Hedwig antwortete nickt; sie machte sich emsig hei den Blumen zu schaffen, sie beugte sich vor und lehnte sich endlich ganz zum Fenster hinaus. Plötzlich jedoch schlug sie dasselbe heftig zu, rückte hie Blumen dicht zusammen und ließ sich un- muthig auf ihren Sessel nieder. Emma, dre sie stets beobachtet, gelegentlich auch wohl einen Blick zum Fenster gethan hatte, verharrte ebenfalls einige Zeit im Schweigen, biö sie plötzlich Hedwig's Hand ergriff und iro nisch entrüstet ausrief: „Ein hübscher Mensch, der Friedrich, der seit acht Tagen der jüngste Werkführer ist; aber unhöflich, grob, wie der ungebildetste Gesell! Wie kann Di» dessen Thun und Treiben nur einen Augenblick verstimmen?" "Verstimmen? Was geht der ungebildete Mensch mich an?" fuhr Hedwig auf. „Ich weiß nicht, Emma, waS Du denkst." „Ich denke nicht eben Große-", spöttelte die Gescholtene, „ich haste nur die Augen offen. Seit ungefähr vierzehn Tagen bist Du jedes Mal am Fenster, wenn der Friedrich kommen, oder die Fabrik verlassen .muß. Und sieht er Dich, grüßt er Dich, bist Du freundlich und kirrst ihn mit Deinen hübschen, dunklen Augen. Heut, wo er Dich nicht gesehen, vielleicht nicht sehen wollte, bist Du verstimmt, unwirsch. Hedwig, wie kann rS Dich nur einen Augenblick erfreuen, einen Menschen dieser Art in das Gefolge Deiner Ver ehrer aufzunehmen! Unzählige umschwärmen Dich und folgen den Blicken Deiner Augen, wie kann Dir es, ein Vergnügen gewähren, in die Zahl der Gebildeten — einen Werkführer ausgenom men zu sehen." „Nun, vielleicht geschieht es des ContrasteS wegen!" fiel Hedwig ein. „Der Baron mit seinen Gütern im Monde ist mir langweilig, und der Verstand des Referendars ist durchsichtig wie das Tuck seines abgetragenen LeibrockeS. Die Lieute nants denken, ich sei reich, wie mein Bruder, und sind so widerlich höflich, wie verzuckerte Pomeranzenschaalen. Ich sehne mich nach Ver änderung. und im Vertrauen, Emma, in meinen Jahren thut es gut. sich einen Liebhaber im Hin tergründe zu halten, der uns gewiß bleibt, wenn alle übrigen Hoffnungen fehlschlagen. Der Fried rich ist hübsch; mein Bruder meint, er sei sehr brauchbar, und hat ihn deshalb so schnell beför dert; wie leicht ist es» daß er etwas Eigenes beginnt, Glück hat. und als ein gemachter Mann dasteht. In jetziger Zeit weiß man nie, was der