Dom Theaterbrand bis zum Amtsantritt Seebachs 1868 bis 1894 Die Bretterbude Am 21. September war das Theater abgebrannt; am 2H. begann der Abbruch; am 2. De zember wurde der Ersatzbau in den Zwingeranlagen eröffnet ... Noch erinnere ich mich deutlich dieses Baues. Er war niedrig, bestand aus Fachwerk und war mit Brettern um kleidet, die mit den Jahren braun wurden. Der Zuschauerraum stieg nicht in Logen, sondern amphitheatralisch auf; man saß auf gepolsterten Bänken wie in einem großen hölzernen Zirkus. Eine Gaskrone mit i/fZ Schnittbrennern erhellte den Raum; an den Pfeilern waren Wandleuchter mit Milchglasglocken; zahlreiche Ausgänge führten auf Korridore oder ins Freie; Luftheizung sorgte im Winter für Erwärmung. Das Dach war doppelt; bei Gewitter trommelte der Regen aufs Dach; bisweilen regnete es durch die Seitenluken herein; einmal kam zum Schrecken der Zuschauer der Kronleuchter ins Rutschen. Im Sommer war es glühend heiß in diesem Bau; 1877 mußte die Vorstellung von Figaros Hochzeit wegen unerträglicher Hitze abgesagt werden. Die Kosten, die der Zivilliste durch den Brand erwuchsen, waren beträchtlich. Jeder Tag, an dem nicht gespielt wurde, kostete der Krone 600 Taler; der Bau des Jnterimtheaters erforderte 60000 Taler; zahlreiche Neueinrichtungen mußten getroffen werden; 101 Pro spekte und Bögen, Kulissen und Hänger, 26 geschlossene Zimmerdekorationen mußten angeschafft werden. Die Theatermaschinerie unter der Bühne war aus Holz, mit Seilen und Winden ausgestattet; an der Hand meines Vaters schritt ich durch diese Wunderwelt und sah zum ersten Mal das Innere eines Theaters. Der Orchesterraum gewährte nur zo Mu sikern Platz; die Ankleidezimmer der Künstler gingen auf die Bühne; Lärm ließ sich nicht ganz vermeiden; der Liebe aber tat dies keinen Abbruch; Dresden hat schönere Theater gesehen als die „alte Bretterbude", doch bei dem amphitheatralischen Anstieg der Plätze sah und hörte man von jeder Stelle gleich gut. Am Abend des 2. Dezember 1869 wurde das Jnterimtheater eröffnet. Schneemassen lagen auf den Straßen, Eiszapfen glitzerten von den Dächern. Die Karossen des Königs Johann und der Prinzen rollten heran; Lakaien mit brennenden Pechfackeln standen nach Sitte der Zeit auf den Trittbrettern hinter den Wagen. Pauline Ulrich sprach den Prolog, Frau Bayer gab Iphigenie; tags darauf folgte als erste Oper Mozarts Figaro; Rieh dirigierte, wie er schreibt, im Frack aber in Pelzstiefcln; 900 Taler betrug die Einnahme an