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Das Schiff
- Bandzählung
- 1928
- Erscheinungsdatum
- 1928
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-25.1928
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192800007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19280000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19280000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 7, Juli
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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DAS SCHIFF BEIBLATT DER TYPOGRA PHISCHEN MITTEILUNGEN SCHRIFTLEITUNG: ERNST PRECZANG / BERLIN SW 6i, DREIBUNDSTRASSE 9 / JAHRGANG 1928 SIEBENTES HEFT / JULI DieHaupttypen neuzeitlicher Staatsauffaffung C. Der fozialiftifche Typus Die Namen »Sozialismus« und »Sozialift« find kaum ein Jahrhundert alt, fie werden in eng- lifch-franzöfifchen Zeitfchriften der Jahre 1827 und 1832 zuerft angewandt und haben fich in Deutfchland eigentlich erft durch das bedeutende Buch Lorenz Steins »Der Sozialismus und Kom munismus des heutigen Frankreich« (1842) ein gebürgert. Übrigens bedeuten Sozialismus (von socius = Genoffe) und Kommunismus (von com munis = gemeinfam) ihrem Worturfprung nach fall dasfelbe, nämlich eine Gedanken- oder Willens-, dann politifche Richtung, die ein mög- lichft ftarkes Genoffenfchafts- oder Gemein- fchaftslebenalsZieldermenfchlichenGefellfchaft aufftellt. So haben Marx und Engels ihre Denk art urfprünglich, um fie von andern auch-fozia- liflifchen Richtungen fcharf zu fdieiden, als kommuniftifchbezeichnet,während fiefichfpäter ebenfooft Sozialiften oder Sozialdemokraten haben nennen laffen. Die Sache dagegen ift uralt. Bildete doch der Ge- meinbefitz, wenigftens an Grund und Boden, bei den Urvölkern höchfiwahrfcheinlich die Regel. Und find doch, nachdem das Privateigentum aufgekommen war, energifche foziale Kritik und fozialiftifche Tendenzen gleichfalls mindeftens zweiundeinhalbtaufend Jahre alt. Wir erinnern nur, als an Bekannteftes, an die herbe Kritik ihrer Zeit durch die altifraelitifchen Propheten, da neben an die kommuniftifche Liebeslehre des Chinefen Mih-Tfe im fünften, an den Kommu nismus der beiden oberen Stände in Platos Staat im vierten vorchriftlichen Jahrhundert. Weiter an den freilich rafch vorübergehenden Kommu nismus des Urchriftentums, der in den fozialifti- fchen Tendenzen der Kirchenväter, desKlofter- wefens, der Ketzerfekten des Mittelalters bis zu den Wiedertäufern der beginnenden Neuzeit feine Fortfetzung findet*. In neuerer Zeit er- fcheint der Sozialismus in zwei fcharf vonein ander zu unterfcheidenden Geftalten: I. der des Utopismus oder rationalen, bloß aus dem Kopfe heraus gefponnenen Sozialismus, der im erften Viertel des 16. Jahrhunderts beginnt und bei nahe bis zur Mitte des neunzehnten dauert, 2. der des modernen, entwicklungsgefchichtlichen So zialismus oder Marxismus feit 1844. Der Utopismus hat feinen Namen von der Infel »Utopia«, d.h. dem erdichteten Lande »Nirgendwo«,wohin fein Verfaffer, der englifche Staatskanzler Thomas Morus, feinen fozialiftifchen Idealftaat verlegt. Das 1516, alfofaft gleich zeitigmitMachiavell und Luther, herausgegebene Buch hat einen ernften politifchen Hintergrund, nämlich die traurigen fozialen Zuftände des damaligen Englands, zu deren radikaler Heilung eben eine neue, fozia liftifche Wirtfchaftsordnung, die Vergefellfchaf- tung der Produktionsmittel, d. h. Überführung jener wirtfchaftlichen Güter, die, wie Grund und Boden und heute Bergwerke, Fabriken, Ma- fdiinenufw.,zurErzeugungneuerGüter geeignet find, in den Befitz der Allgemeinheit nach dem Mufter der in dem glückfeligen Lande Utopia getroffenen Einrichtungen vorgefchlagen wird. Diefe Einrichtungen werden nun in bezug auf Verfaffung, Wirtfchaft, Lebensweife und Bil dung aufs anziehendfte gefchildert. Da ja alle Utopier, Männer und Frauen, arbeiten, da nur wirklich nützliche und notwendige Gebrauchs- gegenftände hergeftellt werden, und da die Ar beit zum Wohle des Ganzen und möglich!! nach Neigung und freier Wahl ausgeübt wird, fo ge nügt ein fechsftündiger Normalarbeitstag. Morus’ Utopia gab das Signal zu einer ganzen Reihe von Nachbildungen in den Hauptkultur ländern Europas während der folgenden Jahr hunderte, von dem »Sonnenftaat« des Italieners Campanella(l62o) anbiszudem»Gefchloffenen Handelsftaat«(iSoo) unfers Fichte und alsNach- zügler dem vielgelefenen und fehr unterhalten den »Rückblick aus dem Jahre 2000« des Nord amerikaners Bellamy (1887). Diefe Utopiften aber haben, wie Friedrich Engels es einmal treffend charakterifiert hat, die Elemente einer * Eine Sdiilderung diefer ganzen Entwicklung bis zur Ge genwart findet man in meiner »Gefchichte der fozialifti fchen Ideen« (Breslau, Ferd. Hirt, 1924,144 Seiten).
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