70 Georg Blume Wie der »Wachwitzer Weinberg« entstand Das Landschaftsbild der Elbhänge zwischen Meißen und Pillnitz wurde viele hundert Jahre lang durch den Weinbau bestimmt, neben dem Fischerei und Schifferei eine klei nere Rolle spielten. Meißen, Radebeul und die Orte von Loschwitz bis Pillnitz sind hier an erster Stelle zu nennen. Wie sehr »der Wein« kulturbildend ist, läßt sich durch die Historie von der Antike bis in die Gegenwart deutlich verfolgen, und da, wo Weinbau verschwand, änderte sich nicht nur das Bild einer Landschaft, sondern in gleichem, viel leicht sogar stärkerem Maße das Wesen der Bevölkerung, die sich anderen Erwerbszwei gen zuwenden mußte. Dresden als Kulturstadt ist weltbekannt; die Weinbauorte von Loschwitz bis Pillnitz sind es weniger oder kaum, und doch war es in der Vergangenheit nicht so. Weine aus dieser Gegend, dem nördlichsten Anbaugebiet Deutschlands, hatten einen guten Ruf, waren sogar »konkurrenzfähig«. Feierte man in der Landwirtschaft Erntefeste, so waren es hier Weinlesefeste, für die auch Bräuche und Symbole aus der Antike kennzeichnend waren. Im Ausgang des vorigen Jahrhunderts brach über den Weinbau eine Katastrophe herein: die Reblaus vernichtete die Rebstöcke so, daß die Bevölkerung nicht den Mut aufbrachte, weiterhin Weinbau zu betreiben. Allerdings kam hinzu, daß sich durch Einführung aus ländischer Weine die Geschmacksrichtungen änderten, denen dann hiesige Weine nicht mehr entsprachen. Erst seit den 20er Jahren unseres Jahrhunderts war es möglich, auf der Basis amerikanischer reblausresistenter Sorten, auch von Loschwitz bis Pillnitz einige alte Weinberge wieder aufzureben. Hierzu gehört auch der auf Wachwitzer Flur gelegene »Wachwitzer Weinberg«, dessen Entstehungsgeschichte hier in gedrängter Form behandelt wird. Die Schönheit der Elbelandschaft insgesamt zog zu Beginn des 19. Jahrhunderts Dresdner Bürger an, sich in Loschwitz und Wachwitz einen Sommersitz zu schaffen, sich auch selbst mit Weinanbau zu befassen. Aber nicht nur Bürger siedelten hier, sondern auch Adlige, wie vornehmlich der spätere König Friedrich August II. (1797-1854). Der Prinz war, angeregt durch seinen Onkel, König Friedrich August I. (1750-1827), ein ausge zeichneter Botaniker, wie dies u.a. der spätere Direktor des Dresdner Botanischen Gar tens, Dr. Ludwig Reichenbach (1793—1879) hervorhebt. Seine ausgedehnten Reisen nach Österreich, Italien (mit »Med. Rath« Carus) und Montenegro (mit »Med. Rath« von Am-