Illustriert von Max Z schock Irgendeine Straße läuft hügelan — mit Bäumen besteckt hügelab hügelan. Sie führt aus den grauen Mauern einer Stadt durch breitbrüstige Felder — durch geduckte Dörfer — die Welt entlang — wieder in die dampfenden, ragenden, klammernden Mauern einer Stadt. Frühlicht hängt über den Feldern, blau und tauglitzernd. Irgendein Vogel gezwitscher wird leise und stirbt — stirbt über in eine neue Sekunde, die an der Jugend des Morgens nagt. Fernher schwingt mit dem Winde Räder knarren — irgendwoher — ächzend über holprige Feldwege. Aber Blick und Gehör des jungen Menschen, der mit staubigen Stiefeln die Landstraße stampft, gehen an den Dingen vorüber, seine Sinne sind nach innen gekehrt. Zu lange war ihm die Welt verschlossen gewesen und die Sorg losigkeit eines unbeschwerten Herzens. Acht Jahre hinter Gitterstäben des Gefängnisses lagen hinter ihm, acht verlorene Jahre seines Lebens. Wie hatte er dieses Dasein ertragen hinter den hohen Mauern? An die Qualen der ersten Zeit denkt er, an denen er zu ersticken meinte. Nur die Arbeit und die Erkenntnis, daß seine Tat Sühne forderte, hatten ihm sein Gefangenenleben erträglich gemacht. Jähzorn, maßlose Eifersucht hatten ihn damals zum Totschläger gemacht. Eine dunkle Gasse — ein Weib, dem er — unerfahren, jung, verliebt — blind lings vertraut hatte. Jetzt aber faßt er es selber kaum, so weit zurück liegen ihm die Leiden schaften des Herzens. Nur eins hatte ihn die lange Zeit aufrecht erhalten — ein Ziel, ein Streben: Ein neues Leben zu beginnen, wenn seine Strafzeit abgelaufen. Heute ist er entlassen worden. Er will nicht fahren, nicht die Bahn be nutzen, sondern wandern in der Natur, die er liebte, mit der er vertraut war von Kindheit an, bis ihn eine unglückselige Stunde zum Bettler des Lebens machte. Ganz einsam geht er in die Welt. Ach, wenn man in sein Herz sehen könnte! Die Sehnsucht nach Rückkehr ins bürgerliche Leben brennt in ihm. Arbeiten will er, säen und ernten, Feld und Garten in Ordnung halten, ja, vielleicht ein kleines Haus besitzen, ein Weib, das ihn liebt und ein zärtliches Kind, das er behüten will, damit es einst nicht Strauchle. Wie sehr sehnt er sich nach der Enge bürgerlichen Lebens, die Halt gibt und Zufriedenheit. S 2