28. Jahrg. 1. Oktober 1891 Heft 13 für Fachmänner und Liebhaber. Herausgegeben von Prof. Dr. H. W. Vogel, Vorsteher des photochemischen Laboratoriums der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Zeitschrift des Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin, der Deutschen, Schlesischen und Braunschweiger Gesellschaft und des Correspondenz-Vereins von Freunden der Photographie, der Photographischen Gesellschaft in Kiel, sowie des Amateur-Photographen-Vereins in Frankfurt a. M. Jährlich erscheinen 24, vierteljährlich 6 Hefte. Abonnementspreis pro Vierteljahr H. 3.— bei allen Buch handlungen und Postämtern. Anzeigen-Gebühren siehe am Kopf des Anzeigenteils. ber das im Titel genannte Thema ist, so lange die Photographie besteht, eine wahre Flut von Druckschriften erschienen, die sich in neuerer Zeit erheblich vermehrt haben. Zahlreiche, interessante Anläufe zur Erreichung des grossen Problems liegen vor; sie sind leider Anläufe geblieben. Im allgemeinen hat man das Problem auf zwei ganz verschiedenen Wegen zu lösen versucht: i) durch die direkte Erzeugung eines farbigen Bildes nach farbigem Original durch Wirkung des Lichtes auf eine Schicht, welche das farbige Licht in gleicher Farbe reproduzierte. Man kopierte also z. B. ein transparentes, farbiges Bild auf eine Schicht im Licht angelaufenen bräunlichen Chlorsilbers. Seebeck, Poitevin, Niepce, de St. Victor, Becquerel, Zenker, Verres arbeiteten in dieser Richtung. Zenker war der erste, der 1867 nachwies, dass die Farben in diesen Bildern durch »stehende Wellen« hervorgerufen werden.*) Die Bilder werden durch Fixiernatron zerstört, weil dasselbe pulvriges Silber aus dem Silberchlorür ausscheidet, das sich zwischen die durch das Licht gebildeten Schichten lagert, welche die »stehenden Wellen« erzeugen, und dadurch die Entstehung von Interferenzen farben verhindert. Die Farben dieser Art von Photographieen in »natürlichen« Farben sind also Interferenzfarben. Zahlreiche Beispiele beweisen, dass sie Photographie in natürlichen Farben. *) Die Engländer nahmen diese Ehre für Lord Ray lei gh in Anspruch, der aber erst im philos. Magazin August 1887 mit dieser Theorie hervortrat. Photographische Mitteilungen. 28. Jahrg. 27