28. Jahrg. 15. September 1891 Heft 12 für Fachmänner und Liebhaber. Herausgegeben von Prof, Dr. H. W. Vogel, Vorsteher des photochemischen Laboratoriums der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Zeitschrift des Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin, der Deutschen, Schlesischen und Braunschweiger Gesellschaft und des Correspondenz-Vereins von Freunden der Photographie, der Photographischen Gesellschaft in Kiel sowie des Amateur-Photographen-Vereins in Frankfurt a. M. Jährlich erscheinen 24, vierteljährlich 6 Hefte. Abonnementspreis pro Vierteljahr JJf. 3.— bei allen Buch handlungen und Postämtern. Anzeigen-Gebiihren siehe am Kopf des Anzeigenteils. Über Stereoskopenbilder. s gab eine Zeit, wo Stereoskopenbilder über alle Massen populär waren, in Amerika noch viel mehr als in Europa. In den sechsziger Jahren fand man dort keinen Salon, in welchem nicht ein Stereoskop nebst einer hübschen Sammlung zugehöriger Bilder ausgelegen hätte. Ein ganz be deutender Teil der letzteren stammte aus Deutschland. Namentlich waren die Genrebilder von Loescher & Petsch unter dem Titel »gemms of german life« (Edelsteine deutschen Lebens) berühmt; sie fanden bald drüben Nachahmer. Es erschienen die gemms of american life, western life, Californien life etc. So war es im Jahre 1870. Als Schreiber dieses 1876 wieder nach Amerika kam, war von allen diesen Herrlichkeiten nichts mehr zu sehen. Das Stereoskop und die Stereoskopenbilder waren aus der Mode gekommen. In Amerika wechselt die Mode in solchen Dingen aus reiner Laune. In Deutschland hatte sich der Geschmack an Porträt-Stereoskopen- bilder viel früher verloren. Die Bestellungen darauf wurden seltener und seltener. Nur für Landschafts- und Architekturstereos zeigte sich noch Inter esse, und dieses hat bis heute vorgehalten, obgleich es eben nur hinreicht, vereinzelte Ateliers in diesem Artikel über dem Wasser zu halten. Die Gründe der Abnahme des Interesses für diese Bilder liegen wesentlich darin, dass durch Wahl unrichtiger Linsen und eines unrichtigen Abstandes derselben sehr leicht eine übertriebene Körperlichkeit sich im .Apparat zeigt. Die Hand einer P'igur, die kaum '/„ Fuss vorgestreckt war, erschien 2 Fuss von dem Körper zu stehen. Ja es kam vor, dass Köpfe so Photographische Mitteilungen. 28. Jahrg. 2 5