28. Jahrg. 15. November 1891 Heft 16 t für Fachmänner und Liebhaber. Herausgegeben von Prof. Dr. H. W. Vogel, Vorsteher des photochemischen Laboratoriums der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Zeitschrift des Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin, der Deutschen, Schlesischen und Braunschweiger Gesellschaft und des Correspondenz-Vereins von Freunden der Photographie, der Photographischen Gesellschaft in Kiel, sowie des Amateur-Photographen Vereins in Frankfurt a. M. Jährlich erscheinen 24, vierteljährlich 6 Hefte. Ahonnementspreis pro Vierteljahr M. 3.— bei allen Buch handlungen und Postämtern. Anzeigen-Gebühren siehe am Kopf des Anzeigenteils. uf den Leitartikel der letzten Nummer sind uns verschiedene Zuschriften zur Veröffentlichung zugegangen. Wir mussten dieselben leider ab lehnen, nicht aus Pressdespotismus oder Furcht, sondern weil sie in den Ton unserer Zeitschrift nicht passen. Die Einsender haben ja Gelegenheit, ihre Herzensergüsse, darunter auch Drohungen, in verschiedenen sozialistischen Blättern zu publizieren, und können sie dann auch auf weitere Verbreitung rechnen als durch uns. Mit Politik haben wir dreissig Jahre hindurch viel Zeit verloren. Jeder zeit war uns der Despotismus verhasst, sowohl der von oben, als auch der von unten. Letzteren halten wir aber für den schlimmeren*), und wenn die Sozialisten sagen, der vierte Stand sei zur Führerschaft berufen (s. v. Nummer p. 240 Anmerkung), so sagen wir nein. Zur Führerschaft ist nur die Intelligenz berufen, ein grösser Haufe kann die Führerschaft nicht übernehmen. Lord Shesterfield sagt mit Recht: *) Lebte der herrliche Schiller heute noch, so würde er in seinem hohen Liede vom deutschen Bürgertum, genannt das Lied von der Glocke, nicht von »Männerstolz vor Königs thronen' 1 sprechen, sondern von »Männerstolz vor Majoritäten«. Coriolan ist grösser als Marc Anton. Früher klagte man über die Schmeichler, die den Königen in den Ohren liegen; jetzt haben wir noch schlimmere Schmeichler, die dem Volke in den Ohren liegen: man könnte auch sagen lügen. Dazu die ungeheure Macht des gedruckten Wortes, selbst wenn es von dem elendesten Reporter herrührt. Photographische Mitteilungen. 28. Jahrg. 3-3 Noch einmal Photographie und Sozialismus.