28. Jahrg. 15. Februar 1892 Heft 22 für Fachmänner und Liebhaber. Herausgegeben von Prof. Dr. H. W. Vogel, Vorsteher des photochemischen Laboratoriums der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Zeitschrift des Vereins zur Förderung der Photographie in Berlin, der Deutschen, Schlesischen und Braunschweiger Gesellschaft und des Correspondenz-Vereins von Freunden .der Photographie, der Photographischen Gesellschaft in Kiel, sowie des Amateur-Photographen-Vereins in Frankfurt a. M. Jährlich erscheinen 94, vierteljährlich 6 Hefte. Abonnementspreis pro Vierteljahr Al. 3.— bei allen Buch handlungen und Postämtern. Anzeigen-Gebiihren siehe am Konf des Anzeigenteils. Photographie und Amateurwesen. ie Klagen der praktischen Photographen über den Geschäftsabbruch, den sie durch die Amateure erleiden, häufen sich. Uns vorliegende Briefe berichten allerdings nichts darüber, dass Amateure ihre Bilder verkaufen, wohl aber, dass sie dieselben verschenken und dass Viele ein weniger gutes geschenktes Bild lieber nehmen, als ein bezahltes. Wir haben vor Jahren die Meinung geäussert, das Amateurwesen thue dem Praktiker keinen Abbruch und wiesen auf die Musiker hin, die trotz des grossartig entwickelten Dillettantismus ihr gutes Brod haben. Wir gestehen jetzt nach Jahr und Tag ein, dass die Sache in der Photographie etwas anders liegt. Der Musikdillettant tritt trotz oft vortrefflichen Könnens nicht an die Öffentlichkeit. Der Concertsaal, der Musikunterricht und vollends die Komposition bleiben dem Fachmusiker ungeschmälert. Anders ist es in der Photographie. Wir haben ebensoviel tüchtige Photographie-Amateure als Musik-Amateure. Erstere hängen allerdings keinen Schaukasten aus, aber sie verschenken ihre Bilder und verschiedene dersel ben sind ausgezeichnet. Der Amateur ist dabei vielseitig. Er beschränkt sich nicht auf Portraitarbeit, er macht Landschaften, Wolkenaufnahmen, Sternaufnahmen, Lichtpausen, Lichtdruck und viele andere Dinge, welche leider von den meisten jungen praktischen Photographen ganz ignorirt werden. Diese haften eigensinnig am Portraitfach, kultivieren daneben höchstens die Vergrösserung und kümmern sich um die alle Tage zahlreicher werdenden Anwendungen der Photographie gar nicht. Sie können auch nicht wie Fach- Photographische Mitteilungen. 28. Jahrg. 45