34 Kurz vor Thcnards Entdeckung hatte Humphry Davv eine Erschei- nung beobachtet, deren Zusammenhang mit der vorigen nicht sogleich ein- gesehen wurde. Er hatte gefunden, dass bis zu einer gewissen Tem peratur erhitztes Platin die Eigenschaft hatte, in Beriihrung mit einem Gemenge von atmospharischer Luft und Alkohol- oder Aetherdampfen eine Yerbrennung der letzteren zu unterhalten, dass aber Gold und Silber diese Eigenschaft nicht besassen. Nicht lange hernach entdeckte sein Ver- wandter Edmund Davv ein Platin-Praparat, von welchem man spater fand, dass es metallisches Platin in einem sehr hohen Grade von Ver- theilung war. welches bei gewohnlicher Lufttemperatur das Vermogen be- sass, bei Befeuchtung mit Alkohol, infolge der Entzundung des letzteren gliihend zu werden, oder denselben, wenn er mit Wasser verdiinnt war, zu Essigsaure zu oxydiren. Nun kam die Entdeckung, welclie den vor- hergehenden gleichsam die Krone aufsetzte, namlich Dobereiners Ent deckung, dass Platinschwamm das Vermogen hat, in die Luft ausstromen- des Wasserstoffgas zu entziinden, welche kurz nachher durch eine gemein- schaftliche Untersuchung von Dulong und Thenard weiter verfolgt wurde, woraus hervorging, dass mehreren einfachen und zusammengesetzten Korpern dies Yermogen zukommt, aber in so ungleichem Grade, dass wahrend es beim Platin, Iridium und anderen Begleitern des Platins selbst weit unter dem Gefrierpunkt wirksam ist, es beim Gold eine hohere Temperatur, beim Silber eine noch hohere und bei Glas eine Temperatur von wenigstens 300 0 erfordert. Auf diese Weise blieb das Vermogen nicht ein isolirtes, einer Ausnahme ahnlicher Verhalten, sondern es stellte sich ais eine allgemeine und in ungleichen Grade den Korpern angehOrige Eigenschaft heraus. Es wurde nun moglich, von dieser Erscheinung An- wendungen zu versuchen. Wir hatten die Erfahrung gemacht, dass z. B. die Umwandlung des Zuckers in Kohlensaure und Alkohol, wie sie bei der Gahrung durch den Einfluss eines unloslichen Korpers stattfindet, den wir unter dem Namen Ferment kennen, und der, obwohl mit ge- ringerer Wirksamkeit durch thierischen Faserstoff, coagulirtes Ptlanzenei- weiss, Kase und ahnliche Substanzen ersetzt werden kann, nicht durch