93 It mein gn her' Brobst Georig dyetriching’ hat maister frantze lassen machn ain grabstein seine brueder Wolfgang dyetriching’ vnd hat ym daran gebn zwen R gülden bartholomey Anno Tercio. It mein gn her’ hat ym aber geschafft vier R gulde bey gebhart Swartz’ wirt (unleserlich) Anno &c Tercio It mein gn her’ hat maist’ francze aber gebn vier Reinisch gulde vnd xxxvy Chreytz’ an Montag vor liechtmeß vnd ist also bezalt. Actum die quo sup Anno qrto in pna Andree pitzling’ Wir erfahren also, daß Propst Georg Dietrichinger in den Jahren 1496 bis 1500 einen Grabstein um 38 Gulden 4 Kreuzer, in den Jahren 1503/4 einen weiteren um 10 Gulden 37 Kreuzer bei Meister Franz von Burghausen, den wir wohl unbedenklich mit Franz Sickinger identifizieren dürfen, fertigen ließ. Für wen der erste bestimmt war, läßt sich mit Sicherheit daraus schließen, daß kein Name genannt wird. Es kann sich nur um den Besteller selbst handeln, was auch daraus hervorgeht, daß ein dritter Stein auf Dietrichingers Kosten nicht gefertigt wurde, während sein Grabstein sicher zu seinen Lebzeiten entstanden ist. Der zweite Stein war, wie die Urkunde besagt, für Dietrichingers Bruder Wolfgang bestimmt. Er ist, wie viele andere, beim Abbruch des Baumburger Kreuzgangs der Vernichtung anheim gefallen. Aus einer Abbildung des 17. Jahrhunderts 1 ) läßt sich aber so viel entnehmen, daß er in der Art, wie der Stein für Rupprecht Tenk in Braunau gehalten war, nur daß er statt des gewöhnlichen Stechhelms zwei Visier helme und neben dem wie auf diesem in die Darstellung einbezogenen Devisenband auch vier Ortschilde zeigte. Der Stein Georgs (Abb. 58) selbst ist erhalten 2 ). Er zeigt den Propst in der üblichen Weise auf dem Totenbett. Leicht zur Seite geneigt, ruht das mitragekrönte Haupt auf einem reich gestickten Kissen, welches das Baumburger Stiftswappen trägt. Die Rechte hält das Pedum, die Linke umfaßt ein Buch; in knittrigen Falten staut sich das Gewand über einer vorspringenden Konsole, die von den Wappenschilden der Eltern des Dargestellten gestützt wird. Große Sorgfalt ist auf die Aus arbeitung des Brokatmusters der Kasel und des Kissens wie des blumen besäten Rautenornamentes des den Hintergrund bildenden Teppichs verwendet. Ein unendlicher Frieden spricht aus dem fein empfundenen Bildwerk, das zu den besten seiner Art gehört, wenn es auch an Höchstleistungen gleich zeitiger erster Meister, wie etwa eines Erasmus Grasser nicht heranreicht. Trotz aller Feinheiten im Detail zeigt es doch noch einen gewissen Mangel an plastischem Empfinden. Die Erinnerung an die lineare Vorzeichnung klingt überall an, wenn sie sich auch nicht mehr so aufdrängt wie bei Sickingers älteren Arbeiten. An letztere erinnert das sorgsam gefältelte ! ) Im Baumburger Grabsteinbuch von 1660 „Mnemosynon Antiquitatis Baüburgicae“ Cod. lat. 1329 der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, München. 2 ) Kunstdenkmale I, 1735.