VIII. DIE GRABDENKMÄLER ALS HISTORISCHE UND GENEALOGISCHE OUELLE. Die Bedeutung der mittelalterlichen Grabdenkmäler beruht nicht allein in dem im vorhergehenden allein gewürdigten Umstande, daß sie geeignet erscheinen, der Entwickelungsgeschichte auch der übrigen Plastik ein festes Gerüst zu geben. Weit früher sind sie als wichtige historische Quelle er kannt worden. Fast alle älteren Publikationen einzelner Denkmäler oder größerer Gruppen haben wir diesem Umstande zu verdanken, so namentlich auch das für die Kenntnis der bayerischen Grabplastik unschätzbare Sammel werk des 1727 gestorbenen Domherrn, späteren Bischofs von Freising Franz Ecker von Kapfing, der als sichere Grundlage für eine geplante Er weiterung von Hundt s Bayerischen Stammbuch das gesamte Material an bayerischen Grabdenkmälern in dem Verständnis seiner Zeit entsprechenden Abbildungen zusammen zu bringen suchte. Die ältere Familiengeschichte manchen Geschlechts stützt sich häufig einzig und allein auf die Tatsache, daß ein hoher Prozentsatz, ich schätze für Bayern etwa ein Drittel, aller Grabdenkmäler nicht dem Andenken einer Person allein, sondern auch dem ihrer Vorfahren oder eines bald engeren, bald weiteren Kreises von Verwandten oder Verschwägerten errichtet wurde und diesen Umstand bald durch eine umfangreichere Inschrift, bald durch eine Anzahl von neben dem Wappen oder dem Bildnis (das in den meisten Fällen nur ein Idealbild, kein Porträt sein will) des Stifters aufgereihten weiteren Wappen oder häufiger Schilden, die man Ortschilde nennt, zum Ausdruck bringt. Erste Vorbedingung für die richtige Deutung einer solchen „Ahnenprobe“ ist natürlich die Fixierung des Ausgangspunktes, die Fest stellung der Persönlichkeit, auf welche sie zu beziehen ist. Schon hier ist die Möglichkeit von Irrtümern häufig genug gegeben. Einige Beispiele sollen das kurz erläutern. Der oben S. 28 erwähnte Stein Herwart Mülwangers in Altmünster trägt keine Jahreszahl. Er führt aus dem gleichen Geschlecht noch Friedrich, Veit, Lienhart und Meister Reinprecht, einen Pfarrer, auf und zeigt zwei ausgefüllte Ortschilde, den der Jörger von Tollet, und einen mit einem Bären als Bild, der den Pernern von Schachen zugewiesen wird. In