EINLEITUNG „Der Chrift und das öffentliche Leben” (Eine Entgegnung auf den Vortrag des Oberkirchenrates Meifer in München.) Entgegen der Anfdiauung des Herrn Oberkirchen rates ließen fich die Worte des fragwürdigen Kultur- philofophen Oswald Spengler: „Ein Herrfcher, der die Religion in der Richtung auf politifthe, praktifche Ziele hin verbeilern will, ift ein Tor. Ein Sittenprediger, der Friede, Wahrheit, Gerechtigkeit, Verföhnung, Liebe in diefes Leben hereinbringen will, ilt ein Tor. Kein Glaube hat je die Welt verändert“, auch vom diriftlichen Standpunkt bejahen. Freilich wird die Bejahung nicht im Sinn Spenglers fein, der dem Religiöfen gegenüber als völlig verfagend fich erwiefen hat. Für die chriftliche Religion aber — wenn darunter das Chriftentum ver- ftanden wird — gilt wirklich, daß, wer fie in der Rich tung auf politifche, praktifche Ziele hin verbeflern will, fie nur gründlich verfchlechtert, ja abfchafft, indem er fie verweltlicht. Ebenfo verfagt ein bloßer Sittenprediger für das Aufkommen von Frieden, Wahrheit, Gerechtig keit, Verföhnung, Liebe in diefem Leben, weil diefe Be- fchaffenheiten eben nicht von einer Sittenlehre, fondern vom Glauben und der aus ihm fich geftaltenden Gefin- nung erft bewirkt und gehalten werden. So hat auch der Glaube mit der Änderung der Gefinnung den Menfchen i