GRAB DER EWIGKEIT Camoes starb, wie man glaubt, am zehnten Juni 1580; am 25. August des gleichen Jahres überwindet der Herzog Alba, von Cascaes kommend, lächelnddenhilf- losen Haufen Unfähiger, den ihm Lissabon entgegen geschickt, und zieht in der Hauptstadt ein. Er hatte in dem Gefecht von Alcantara, das den Namen Schlacht nicht verdient, es nicht für wert gehalten, sein Pferd zu besteigen, wie er es bei großen Entscheidungen tat; auf einem Sessel sitzend, sah er von einer Anhöhe belustigt den auseinanderstiebenden zerlumpten Soldaten nach. Etwa ein Jahr später kam Philipp II. nach Lissabon, zu dessen vielen Geheimnissen es gehörte, daß er dichtete. Er hatte Verse des Camoes glossiert und kannte die Lu- siaden. Bald nach seiner Ankunft soll er, wie die Legen de weiß, nach dem Dichter gefragt haben, und es ist in der Tat wahrscheinlich, daß er Camoes jene äußere Si cherheit des Lebens mit Freuden geboten hätte, um die der Umhergetriebene bis zu seinem Tode vergebens ge stritten hatte. Indessen, der Dichter war entschwunden, und in dieser Antwort an Philipp, daß Camoes sich ihm entzogen habe, liegt der ganze Stolz Portugals. Der Spa nier sollte nur über Tote triumphieren; Portugal war gestorben, bevor er kam. Denn Camoes war Portugal. Er hatte den ganzen Um fang des Reiches durchmessen von Coimbra bis Macao, von Affonso Henriques bis zu Dom Sebastiao, er hatte alle kurzen Morgendämmerungen und langen Sonnen untergänge der portugiesischen Seele durchlebt. Nie mehr ist ein Einzelner in einem so erschöpfenden Sinne 200