Sonnenstem. 107 zunächst sich auf Einziehung und Verrechnung der Amtseinkünfte be schränkte, später aber auf die ganze wirtschaftliche Verwaltung des Schlosses und Amtes und selbst auf die Ausübung der Gerichtsgewalt ausdehute. So wurde der Schösser allmählich zum eigentlichen Amt mann, und gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhielt er auch diesen Titel. Der frühere Vogt, spätere Landvogt, Hauptmann oder Amtshauptmann war zum Oberaufseher des Amtes geworden. Um 1500 taucht auch schon ein Geleitsmann im Amte Pirna auf, verschwindet 1558 aber wieder, als das Geleit (der Land- und Wafserzoll) an die Stadt Pirna verpachtet wurde, und erscheint 1615 abermals, nachdem der Kurfürst das Geleit wieder in eigene Verwaltung genommen hatte. Die wirt schaftliche Verwaltung des Schlosses Pirna wurde vereinfacht, als unter Kurfürst August am 14. Juni 1558 die Vorwerksfelder verkauft wurden. Erster Burggraf oder Vogt war der später beim Markgrafen die Hofmeisterstelle bekleidende Hugold von Schleinitz. Ihm folgte schon nach drei Wochen der als Kriegsmann bekannte Günther der Ältere von Bünau, der auch über die Vogteien Königstein, Dohna, Hain «d. i. Großenhain» und Dresden gesetzt war (bis 1408). Nach der Erbteilung vom 31. Juli 1410, durch die Pirna mit dem an Böhmen grenzenden Teil der Mark Meißen an den Landgrafen Friedrich den Jüngeren oder Friedfertigen kam, war Balthasar von Waldau Haupt mann in Pirna. Hierauf verwalteten dieses Amt Nickel Karas 1414 bis 1416, Heinrich List 1417 bis etwa 1420, Foltsch von Torgan etwa 1420 bis 1424. Es waren dies meist Herren, die in der Um gebung von Pirna ihre Rittersitze hatten. Nun aber erscheinen die Land vögte von Meißen als Burggrafen oder Hauptleute von Pirna, was wohl der Grund ist, daß die Hauptleute des Amtes Pirna bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts als Landvögte bezeichnet werden. Ihre Reihe eröffnet 1423 Ritter Busso von Vitzthum, jener Kriegshauptmann, unter dessen Anführung in der Schlacht bei Aussig am 16. August 1426 die meißnischen Ritter durch das hussitische Fußvolk eine furchtbare Niederlage erlitten. Da Pirna einer der meißnischen Waffenplätze im Kampfe gegen die Hussiten war, bedurfte das Schloß besonderer Obhut) deshalb geschah es wohl, daß im Jahre 1426 Landgraf Friedrich die Verwaltung des Schlosses und der Vogtei Pirna auf drei Jahre dem Titz Rouber übertrug. Vielleicht geschah es aber auch, weil Busse Vitzthum bei ihm in Ungnade gefallen war. Die Hussitengesahr ging gnädig an Pirna vorüber. Kurz vor Weih nachten im Jahre 1429 erschien zwar unter Prokops Führung ein zahl reiches Hussitenheer im Elbtal und lagerte sich ganz nahe den auf der Südseite gelegenen Toren der Stadt Pirna, scheute sich aber, Stadt und Schloß anzugreisen, und zog nach kurzer Rast weiter. Inzwischen