124 N. Wustmann, Konnre B.s Gemeinde bei seinen eins. Choralsatzen usw. und bei Vetter (Nr. 87), genau wie in Bachs Kantaten: Dieselbe Ironie des Schicksals will es, daß man auch bei dem dritten Beispiel von Heuß die einfachen Leipziger Ver hältnisse auf den Kopf gestellt findet. Denn der Tripcltakt von "Ach Gott, wie manches Herzeleid" ist das ursprüngliche, ihn bieten VopeliuS S. 754 und Vetter Nr. 99, und ihnen schloß sich Bach rhythmisch an in seiner Kantate "Schau, lieber Gott", die in der ersten Leipziger Zeit, vielleicht (Spitta) in seinem ersten Leipziger Jahre entstand. Spater hat Bach die Um legung in den Viervierteltakt eingeführt, er bringt sie in der Kantate über diesen ganzen Choral als zweiten Satz erst vom Chor mit einem Rezitativ durchflochten und laßt sie dann am Schluß als „Choral" vom Tutti erklingen: so erzog er seine Leipziger Gemeinde um. Dolcs (Nr. 83) erweist diese spätbachische Form im wesentlichen als in Leipzig eingebürgert. Was Heuß triumphierend als Bachsche Freiheit, um die Ge meinde gegebenen Falls „mit aller Absicht zu rurbieren", hin- zustcllen wagt, ist alte Leipziger Tradition; was Heuß für die Tradition hält, ist Bachs Neuerung, die durch seinen Vorgang zur Tradition wurde. Genug. Auch nicht einen Schatten von Beweis hat Heuß für seine Ansicht beigebracht. Sein Hauptirrtum ist, daß er sich nicht klar gemacht hat, was Bachs Arbeit an den „ein fachen Chorälen" — ähnlich der seiner AmtSgenofsen Catvisius, Schein, Hiller — gerade auch für die Leipziger Gemeinde be deuten wollte. Man wird ihm aber dankbar dafür sein dürfen, daß er Anlaß gegeben hat, den guten Grund der Defsauer These ausführlicher darzulegen.