Die Verzierungen in den Werken von Johann Sebastian Bach*). Von E. Dannreuthcr. Autorisierte Übersetzung von A.W. Sturm. 1. Bachs Verzierungen sind diatonisch, d. h. sie ver wenden lcitereigene Töne. Chromatische, der Grundtonart fremde Abbiegungen sind nur in der Modulation erlaubt oder um unerlaubte Intervalle zu vermeiden. Übermäßige Inter valle können keinen Teil der Verzierung bilden; Verzierungen mit vermindertem Intervall — z. B. ein chromatischer Doppel schlag in verminderter Ter; (Ls-V-Cis-I)) — sind unstatthaft, wenn sie von Komponisten nicht ausgeschrieben sind. 2. Verzierungen gehören zum Wert der Hauptnote. Auf Tasteninstrumenten muffen die Verzierungen mit den Noten oder Akkorden, die ihre Grundlage bilden, zusammen angeschlagen werden. In einem arpeggierten Akkord bildet die Verzierung einen Teil des Arpeggios. 3. Alle Verzierungen — gleichgültig ob sie durch Zeichen oder kleine Noten angegeben sind — sind dem Taktschlag einzuordncn. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der melo dischen Führung der Stimme, in der sie verkommen. Orna mente in Rezitativen, nach einer Pause oder in einer Schlußkadenz (letztere in herkömmlicher Weise ritaräanäo) sind — was Schnelligkeit und Dauer anbelangt — dem Be lieben des Ausführenden überlassen. *) Das ausgezeichnete Kapitel über Bachs Verzierungen von Edward Dannreuther aus »ötusiosl OrnLiueutLÜou», kart I, S. 161—195 (ver öffentlicht 1893) erscheint hier zum erstenmal in deutscher Übersetzung. Die das Kapitel vervollständigenden Beispiele aus Werken Bachs mußten wegen Raummangel fortbleiben.