Das Linearprinzip I. ED. Bachs. Zum Begriff des Monumentalen in der Tonkunst. Von R. Handke in Pirna. Das Monumentale in der Tonkunst hat wohl kaum je eine größere Verschrumpfung in architektonischer Hinsicht er fahren als in unfern Tagen. Aus der einen Seite sucht man abgeschloffene Epochen auf Grund „moderner Mittel" noch zu übertrumpfen, ohne die Nonnen zu berücksichtigen, die für die Entwicklung derartiger künstlerischer Höhepunkte maßgebend waren, und auf der andern Seite tobt ein wilder Kampf von Illusionen, für den ein gesundes Volksempfinden wohl kaum Verständnis finden wird. Man wandert seitab von jenen ge ebneten Pfaden, die die Tonkunst in ihrer monumentalen Schönheit zeigen und in der Erinnerung der Zeiten so wohl tuend ausprägen. Nicht in unheilkündcndem Tongetöse und in der wilden Flucht harmonisch-figuraler Kombinationen kul miniert die Kunst der Töne, sondern in der großen und ge ordneten Gliederung reiner und edler Gedankenarbeit. Man versteht darunter — in graphischer Weise dargcsiellt — die klare Linienführung in der Struktur dcö Kunstwerkes und den damit verbundenen Wechsel der Gcfühlsmomcnte, wie er sich durch die eigenartige Charakteristik des musikalischen Ge dankens kennzeichnet. Meine Darlegungen beziehen sich zu nächst auf die Disponierung in der Linienführung, um das Monumentale im Banne einer wohlgestalteten Einheit zu zeigen. Man wird dabei gewahren, daß es nicht allein der zarte, feine Instinkt für das Richtige ist, der gerade das Genie auszeichnet, um unbewußt das Rechte zu treffen, sondern daß vor allem eine kraftvolle geistige Aktivität den Kern des Künstlertums bildet, aus dem die Sichtung der Gedanken zu 1