Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-17
- Monat1888-06
- Jahr1888
-
-
-
3726
-
3727
-
3728
-
3729
-
3730
-
3731
-
3732
-
3733
-
3734
-
3735
-
3736
-
3737
-
3738
-
3739
-
3740
-
3741
-
3742
-
3743
-
3744
-
3745
-
3746
-
3747
-
3748
-
3749
-
3750
-
3751
-
3752
-
3753
-
3754
-
3755
-
3756
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zweite Geilage zom Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ISS. Sonntag den 17. Juni 1888. 82. Jahrgang. Der Kaiser todt! ES steht di« Welt von Neuem jetzt in Trauer«, Und jäh verstummt deS frohen Lebens Klang, Durch unsre Eichen geht ein schmerzlich Schauern, Denn unsre- Volke- höchste Eiche sank. Sie wankte nie in Sturm und Schlachtgcwitter», Sie stand im Leben ungebeugt und stark; Noch eh' sie fiel, sah man sie nicht erzittern, Nagt' auch der Wurm an ihrem Heldenmark! Der Kaiser todt! Noch einmal hat mit Blllthen Der Lenz da» schöne Duldrrhaupt umwrbt, Al» von San Remo er, dem goldnen Süden, Zur Heimath kam, — wir glaubten neubclebt. WaS man ersehnt, an da- lernt man auch glaubm, Wir hofften, — hofften, wie die Liebe hofft. Der man da» Liebste will im Leben rauben, Bon dem sie Große» für sich träumte oft! Nun hat der Tod den tapfren „Fritz" bezwungen. Der selbst im Leben jeden Feind bezwang. Der sich im Küraß oft aus» Roß geschwungen Und in der Feinde stolze Reihen drang. Ein edler Held, hochherzig und voll Güte, Ein ehr'ner Schild für da» erstandne Reich, So schien er un» in seine» Leben» Blüthe Sanct Michael, dem Drachenzwinger, gleich! Nun liegt er still! DeS größten Herrscher» Gnade Hat ihn erlöst, sein Morgen hat getagt. Wie Philoktet am Lcmnischen Gestade Hat er gelitten, — aber nicht geklagt! Er schien un» wie ein Necke alter Zeiten, Um die der Sage magisch Feuer loht. Fürwahr, ein Held der Thaten und der Leiden! Fürwahr, rin Held im Leben und im Tod! Der Erde Völkern zeigten wir vor Monden „Bier Kaiser" noch, die Brust von Stolz erfüllt. Wohin der Stolz? Die dunklen Parzen schonten Der Helden nicht, die unsre» Reiche» Schild. E» hat der Herr, der über Sternen thronet, Wie Hiob un» geprüft im Leide schon; Doch Hiob auch, den nicht sein Arm geschonct. Hat wahrlich er geliebt wie seinen Sohn! Getrost! Auch da» Gewölk wird wieder fliehen, Da» jetzt verbängnißvoll da» Reich umweht; Wie Hiob woll'n wir vor dem Meister knieen. Vor dem genesen jetzt der Kaiser steht: Du. Herr, der unfern Liebling mild erlöste Und in die Hand ihm gabst den Palmcnzweig, Sei gnädig un», sei Vater un» und tröste Da» Kaiserhaus, — da» theure, deutsche Reich! Hermann Pilz, Trauerkun-getmngen beim Abscheiden Kaiser Friedrich's. * Der Tod Kaiser Friedrich'» hat im In» und An», lande die höchste Bewegung hervorgerufen und fast zahllo» sind die Kundgebungen der Trauer für den Verewigten. E» soll aus den un» vorliegenden Berichten wenigstens Einige» hervorgehoben werden. Eine besondere Ausgabe des „Reichs-und Staats- Anzeiger»" enthält folgende bereits telegraphisch erwähnte Bekanntmachung: Ter Königliche Dulder hat vollendet! Nack» Gottes Rathschluß ist Sc. Majestät der Kaiser und König Friedrich, unser Allergnätigster Herr, »ach langem schwerem, mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit und Ergebung in den göttlichen Willen getragenem Leiden heute kurz nach 11 Uhr Vormittag» zur ewigen Ruhe eingegangen. Tief betrauern da» Königliche Hau» und unser, in so kurzer Zeit zum zweiten Male verwaiste» Volk den allzu frühen Hintrltt de» vielgeliebten Herrschers. Berlin, den IS. Juni 1888. Da» StaatS-Ministerium. Die „Nationalliberale Correspondenz" widmet Kaiser Friedrich folgenden Nachruf. Schwer liegt die Hand de» Schicksal» auf dem kaiserlichen Hause der Hohenzollern. In dem kurzen Zeitraum von drei Jahren sind die drei herrlichen Heldengestalten, welche noch nach Jahrhunbericu die Begeisterung unsere» deutschen Volke» emporslainmen lassen werden, von dem unerbittlichen Tod dahiagerafft worden. Leuchleud hoben sie sich ab in den groben Tagen unserer deutschen Lesch'chte und mit seltener Liebe und Verehrung war ihnen da» Herz de» Bolle» zugelhan. Heule vor drei Jahren schloß sich das Auge de» Drinzen Friedrich Karl, der als kühner Reiterqeneral die preuß lchen und dann die deuischen Massen ost zum L ege geiühcl, am v. Marz starb unser greiser, heißgeliebter Kaiser Wilhelm und am Jahrestage des TodeS seines Neffen folgt ihm der hoffnungsreiche, im beste» Manne», alter stehende Sohn. Nur vierzehn Wochen stand er a» der Spitze Preußen» und DeutlchlandS und schon zwingt ihm da» harte Ge- schick, die Krone, welche aus seinem Haupte neuen Glanz verbreiten sollte, niedcrzulegen. Maitgehetzt von einer heimlückischen Krankheit ist er in den Tod gegangen, um seinem Volke, der Welt noch in den letzten Tagen seine» Leben» zu zeigen, wie ein Heldengeist auch solchen Feind zu zwingen vermag. Mulhig und fest, wie inmitten der Schlachten, da ihn sein Roß dem Feinde entgegen, zum Siege trug, zeigte er sich in den schweren Tagen de» schmerzvollen Leiden»; ohne Rücksicht aus seinen schwerkranken Zustand, war er am Platze, da ihn diePslicht de» Herrscher» ries, und in denStunden, da wohl Manchem die Kraft verlassen hätte, unterzog er sich noch willig den Anforderungen eine» königlichen Berufe». Treu und unentwegt bat er auSgeharrt bis zum letzten Athemzuge, der gelammten Menschheit ein hehre» Beispiel gebend. Der kaiserlichen Malier wird bei ihrem hohen Aller nicht der schwere Schmerz erspart, den geliebten Sohn zu ver lieren, und die erlauchte Gemahlin, deren Lebensinhalt in dem über Alle» geliebten Mann vereinigt war, steht mit gebrochenem Herzen an der Bahre. Und mit ihr trauert da» prcuiffsche, trauert bas deutsche Volk, da» seine schönsten Hoffnungen auf diesen herrlichen König-sohn gesetzt. Bis in d>e ärmste Hülle zieht die Klage um den Verstorbenen, in alle» Gegenden unseres deuischen Baterlandes wird der Schmerz um den Allgeliebtea ein gleicher, tieier sein. Liebte man doch in ihm nicht nur den hohen und schönen Sohn des Herrschers, sondern auch den edle», warmherzigen Menschen, der sich die Herzen in tausend verichi.dener Act erwarb. Mtt offenem Auge, mit seltener Klaiheit blickte er hinein in die veischlun,enen Piade des Leben», und wie ost Kat seine schützende und rettende Hand den letzten und glücklichen Ausweg gebroch,n. Mai, fuhltr, wie nah der königliche Sohn als Mensch dem Menschen stand und diese Gr kenntniß umstrümie sein Bild mit einem warmen, huzerseeuenden Lichte. „Uaier F-ntz", so na: nie ihn der dcut'che Volksmund mit Vorliebe, un» als „unser Fritz" wird er weiter leben in dem Gedächlniß seiner dankbaren Nation, in den ruhmvollsten B ätiern der deutschen Geschichte. Au seine hohe herrliche Gestalt knüp eu sich die lebhaftesten Er,»»erringe» aus jenem große» Kriege, durch welchen Deutschlands Einheit errungen ward. Wie er, der zuvor wenig geliebte Preuße, zuerst die Herzen der iüddeurlchen Soldaten zu gewinnen verstand. io hat er in späteren Jahren auch die Herzen der süddeuiichcu Bevölkerung gewonnen, so hat er in kräftigster Weise dazu bciqetragen, unsere deutiche Einheit zu einer wahren, echten zu mache». Aus den bayerischen Alpen, in den Ge, Aden Württembergs und Badens schlugen >hm alle Herzen freudig ent egen und seine kömglicheGestall stand bei allen patriolischenPläne» und i,itwürsen,bei alle» valerläiid'.schen Festen obenan. Sein herzgewinnendes Wesen, seine milde, echt kaiserliche Art hat die früher noch in Süd deuischland vorhandene Gegnerschait überwunden, und wo immer er bei seinen Reiien (z. B. bei Ärmec-Inspeciionen)auiirai, folgten ihm die Liebe und die ausrichlige Zuneigung der Bevölkerung. Der Schmerz nun, den unsere Nation bei seinem Tode empfindet, ist ein tieier und ausrichtiger, denn unsere monarchische Gesinnung ist keine Sache des Zwanges, sondern eine solche des Herzens. Millionen und aber Millionen haben ihre Augen ängstlich nach Friedrichskron ge wandt, und obgleich die letzte traurige Nachricht zu erwarten war, wird sie aus unser Volk doch wie ein schwerer Schickmlsschlag wrken. So rasch mußte der ruhmvolle Sohn dem ruhmvollen Vater folgen, denn all die Kunst der eisten Aerzte. all die liebende Sorgsalt der Umgebung, der heiße Wunsch eines große» Volkes vermochten das theure Leben nicht zurück zu halten. Ein edles Vorbild in uns Kniirr Friedrich gewesen, ein Muster in jeder Lage seines reichen Lebens. Als Soh». als Gatte und Vater treu und liebevoll, in der Erfüllung seiner Pflichten peinlich gewissenhasi ein Meister in der Selbstüberwindung und Zurückhaltung, als Herrscher müde und groß, ein Held in Schlacht und Lieg, ei» Held in, Leiden und im Tod! Dahingeschicde» ist der Stolz und die Hoffnung Deutschlands, möge sein herrliches Bild als leuchtendes Zeichen seiner Nation uiid ihren Herrschern vorschweben! Die „Kölnische Zeitung" sagt: In trauriger Zeit war rs dem Kronprinzen Vorbehalten, die Regierung des deuiichen Reichs und des Königreichs Preußen als Slellverircter seines Vaters zu führen: j» dem kalben Jahre vom 5. Juni — »ach den fluchwürdigen Mordanjchlägen aus den Kaffer — bis zum 5. Dccember 1878. Ju besonderem schreiben dankie ihm der Kaffer und König für die in dieser Zeit bewiesene Umsicht und treue Führung der Herrjchergeschäfle. So vorbereitet, so be währt in Freude und Leid, schien er recht eigentlich berufen, das Werk seines gießen Vaters zu pflegen und auszugeslalien. Da — es war »n Frühjahr 1887 — kränkelte er, em Halsübel, anfangs kaum beachtet, trat gefahrdrobend in die Erscheinung und eS begann jene lange Leidensgeschichte, der die Welt mit äugst sicher Spannung folgte. Die Eltern, die Gattin, die Kinder, sein Volk erfuhren schaudernd, daß nch menschlicher Voraussicht die Tage des iheurea Lebens gezählt seien, ec selbst aber wollte nicht sterben, den» er durste Nicht sterben, und als die Trauer, botschast vom Tode seines Vaters ihn aus de» deutschen Kaiierthro» ries, da kämvste das altcrerbte preußiiche Pssichtqeiühi den letzlcn Kamps w der die Natur, sein eiserner Wille stählte die Krait d:S siechen Körpers und Kaffer Friedrich eilte von den Gestaden Liguriens, wo er vergeblich Heilung gesucht, zur Rcichshanpffladl Rur wenige Monate waren ihm noch vergönn«, um seines Herrscher amteS zu walten, uns diese Zeit brachte ihm neben de» Beweisen der Liebe seines Volkes auch ewige der unerbiitlichen, schweren E»b scheidungen, die keinen« wirklichen Herrichcr aus dem Throne eispart bleiben, — Entscheidungen, die ihm schwer wurden und unter denen unser Volk nicht wenig erregt ward. Mögen sie u»S zum Segen gereichen und das Andenken deS Herrschers verklären Helsen, der es für seine» ersehntesten Nachruhm erklärte, seinem Volke wohlthätig, feinem Lande nützlich und dem Reiche zum Segen gewesen zu fein, das Andenken Friedrich's des Friedfertigen! Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt Bon Neuem bat sich iiese Trauer aus das Vaterland herab gesenkt, von Neuem erschallt durch die preußischen, durch die deuiichen Lande e«ne erschütternde Botschast, die ihren Wiederhol! aus dem ganzen Erdenrunde finden wird! Nicht ohne Bangen zwar, aber doch immer »och mit stiller Hoff nnng im Innern, richtete sich der Blick in den letzten Tagen und Wochen ans das Herrscherichloß an geweihter historischer Ställe, dessen an di« glorreichsten U bersieseruugen preußischer Geictffchte an- knüpsende Erinnerungen Kaiser Friedrich in hochsinniger Weise von Neuem belibi und in das nationale Bewußtsein zurückgerusen hat. Zwischen Fürchten und Hoffen zitterten die Herzen des Volkes, und im inbrünstigen Gebet erflehte dasselbe vom Allmächtigen Hilfe und Rettung sür das ibeuerste Leben! Die uncriorschliche Vorsehung hat es anders gefügt und unserem Herrscherhaus- und mit ihm dem gcsammicn Vaterland neue und ernste Prüfungen auferlegt! Zum zweite» Male in wenigen Monaten steht die deutsche Nation an der Bahre eines hochherzigen Herrschers, dessen vom Glanz der ruhmreichen Geschichte unserer Tage umleuchlete Gestalt eine echt ürstliche Erscheinung von heroischem Gepräge zeigte. Mil gerechtem Stolze, mit innigster Liebe und Verehrung blickte die Nation aus ihren neuen kaiserlichen Herrn, der schon als Kro». Prinz verstanden hatte, sich »eben der ruhmumstrahlleii Gestalt Kaiser Wilhelm'Z einen Platz im Herzen deS Volkes zu gewinnen, und der mit dem leuchtenden Vorbild, daS Er als Gatte und Vater vom Thron herab gab, als Muster veredelnden und beglückenden Fa milienlebens und Fnnisienglücks erschien. Ties und zehrend war das Leid, das Ihm in seinen letzten Lebens lagen vom Geschick auierlegt war. Getragen von der Liebe eines großen Volkes, in auiopierndster Weise gepflegt und getröstet von Seiner erlauchte» Geinahlin, der Kaiserin, hat Kaiser Friedrich's Seelengröße Ihn über alle Leiden und Schmerzen bis zu dem Augenblicke erhoben, in welchem Er im Kamps mit der tückischen Krankheit nach hcldenmüthigem R ngen erlag. „Lerne zu leiden, ohne zu klagen!" so mahnte der kaiserliche Dulder den Thronerben vor wenig Wochen! Dem W llen des All mächtigen «ich beugend blieb Er >» Schmerz und Leid das leuchtende Vorbild eines voliendele» Helden. Ein unverzagter Dulder, de» hohen und schweren Pflichten de» ürstlichen Berufs mit selbstloser Treue ergeben und sich in ihnen aufopfernd, Hai der Berklärie durch seine Thaten das Vorrecht Seiner Geburt bekiäsligt. Eine kurze Regierungszeit nur war Ihm hier beschieden. dein edlen, hochftnwgcn Fürsten, den man de» Märtyrer in der Geschichte des VaieriandeS nennen wird. Aber unvergessen wird S, >» Name aus den Taieln der Geschichte leuchten in d r glänzenden Re.de Seiner Borsalircn! Ein echter Hohenzoller, hmterläßi Er in der Erinnerung und im Herzen der Zeiigenoyeii wie der kommenden Geschlechter das An- denken an einen Fiffsten, dem die höchsten und vollkommenste» Tugenden edler Menichlichkeit das Hanoi wie eine Strahlcnkroiic umieuchleien und Sein ganzes Wesen verklärten I Das Andenken a» „Unseren Fritz" wird ein neues unvergäng. liches Glied in dem seit Jahrbunderien geschmiedeten Bande von Liebe und Vertrauen sein, welches Preußens Volk mii seinem Herrscherhause verbind«, und das auch in den gegenwärtigen Augenblicken tiesergreijender Trauer die Brust jedes Patrioten mit Vertrauen in die Zukunsr erfüllt. Die „Rationalzeitung" bemerkt am Schluffe eines Artikels: Mit dem Tode Kaiser Friedrich's ist die Epoche Kaiser Wilhelm'S cndgittig beschlossen, eine neu? Zeit beginnt. DaS reise Aller, die ergreisendstcn und mächii iste» Erinnerungen seines Lebens knüpften Kaiser Friedrich a» den Vater. Er mußle, auch bei einer glücklicheren Wendung der Krankheit, die ihm noch einige Monate taS Leben gefristet hätte, sich sagen, daß seines Daseins bester Tbcil der V rgangeyheit angchöre, daß er niemals wieder Siege wie die bei Köiffggrätz, Wörth und Seda» erstreiten, niemals wieder Tage wie We seiner silbernen Hochzeit und von Heidelberg voll würde senicßen können. So ruht er nun sür immer a» der Seite des ^tter». wie rr in Kamps und Rath lebendig neben dein Lebendige» gestanden. In der Erschütterung und Wehmuih, die uns Alle, von de»! kaiserlichen Hause bis in die Hütten, Hoch und Niedrig, Alt und Jung vereinigt, ist die» ein Lichtblick, daß selten auf den Höhe» des L bens Valer und Sohn so einig »nd so innig durch eine Reihe großer Ereignisse und wellumgcstallendcr Geschicke geschritten, daß wir Deutsche in ihnen zwei leuchtende Vorbilder unerschütterlicher Pflichterfüllung, edelsten Sinnes und Herzensgute verehren und de weinen. Ein Held und ein Märtyrer ist Kaiser Friedrich von unS geschieden, seinem Volke ein Beispiel, auch das unbarmherzigste Leiden seelenaroß und geduldig zu ertrage», und auch im lieber, schwang deS Sieges und des Glückes bescheiden, hilircich und gut zu sein. Aller inenschlichen Qual und jeder irdischen Bedürftigkeit enl rückt, ericheint uns seine verklärte Gestalt, und low glauven in unserer Trauer und Klage ui» seine» Tod gleichiam zun, letzten Male seine Stimme zu vernehmen, die so ost unser Volk in Waffen zum Siege beflügelte: Gott segne das Vaterland! * Die „Berliner Politischen Nachrichten schreiben: So doch seine Thaten im Felde, sein Walten im Frieden den Heimgegangenen Monarchen in der Verehrung der Nation stellen sein Märiyrertbum umgiebi ihn mit einer Aureole, welche strahlen wird in die fernsten Z«ien deinscher Geschichte. Das Andenken a Kaiser Fiiedrich's Thaten, Leiden »nd Sterben wird die dentsche Nation begleite» aus all' ihren Lebenew ge», wird sich ihr mahnend vor die Seele stell«,, maß gend in den Zeilen des Glückes, an pornend in den Zeiten der Trübsal. Das geistige Vermächtnis; Kaiser Friedrich's ist der zweite Schatz, de» wir seit Kaffer Wilhelm'S Tode zu hüten erhallen haben, und wir werde» dieser unsrer Pflicht am besten Nachkommen, wenn wir aus seine» Lohn und Nuchsolger das volle Maß der Treue übirtragen, welche wir dem Heimgegangene» Herrscher selbst nicht länger hoben bctuülige» sollen! Dem Kaffer und König Wilhem dem Zweiten schlagen nunmehr die Herzen AlldeutschlandS vertrauend und hoffend entgegen. Sct w ist die Bürde, welcher der Hmir«!« de« kaiserlichen Vaters dem zur Regierung Preußen-Deutschlands berusenen Herrscher aujerlcgi, aber wem Erziehung, Charakter. Bcffpiel eine Biirgichasl der Zukunft zu bieten vermögen, io erfüllt Kaller Wilhelm II. in seiner Persönlichkeit alle Vorbedingungen, von welchen die gedeihliche Weitersühruug des von seinem eihabenen Großvater begonnenen, von seinem entichlasenen Vater fortgesetzten Werkes abhäugt. Kaiser Wilhelm ist nicht nur der Abstammung, sonder» ebenso auch dem Geiste nach der Erbe seiner Vorfahren, der Hort des Vaterlandes. Zn ihm blicke» w alle, die treu zum Hohenzoller»Hause, treu zu Kaiser und Reich stehen, begeistert empor, in der seste» Zuversichi, daß de- Himmels Ritlffchlnß den rechten Mann an die rechte Liclle gesetzt hat, »nd daß in guten wie In bösen Tagen unser deutsches Vaterland getrosten Muihes seine Geschicke der sorgenden Obhut Kaiser Wilhelm'S II. anhrimgeben mag. * * * Wir verzeichnen nachstehend die un» telegraphisch zu- geganaencn Kundgebungen: "Potsdam, 15. Juni. Der englische Botschafter Sir Malet weilte zwei Stunden in Friedrichskron. Heute Abend 7'/, Uhr findet i» sämmtliche» Kirchen Potsdams Trauergottesdienst statt. Morgen Abend l> Uhr soll an der Bahre weiland Kaiser Friedrich's im JaspiSsale die Trauerseier für die königliche Familie abgehailen werden. * Breslau. 15. Juni. Nach Eintreffen der Nachricht deS Todes Kaiser Friedrich's wurden fast sämmtliche Läden geschlossen. Die Stimmung ist allgemein tiefernst. * Köln, 15. Juni. Soeben verkündet die Kaiserglocke lm Dome die Nachricht von dem Ableben Sr. Majestät de- Kaisers und Königs Friedrich. Flaggen überall Halbmast. Börsen sind geschloffen. ^ Nachen, 15. Juni. Noch Eintreffen der Trauerbotschaft Inge» die Glocken sämmtlicher Kirchen zu läuten an. Häuser tu tiefem Trauerschmuck. Franksurt a. M., 15. Juni. In Folge Ableben» Sr. Majestät deS Kaisers läuten sämmtliche Glocken der Stadt. Börse und Essecten-Societät heute geschlossen. * Lübeck, 15. Juni. In einer außerordentlichen Sitzung des Senats ist beschlossen, daß beute Abend zwischen 7 und 8 Uhr Trauergeläute aller Kirchenglockcn statlfindet. Bis zur Beisetzung inden täglich zwischen 12 und 1 Uhr Kirchengebete statt. Der Senat trauert während sechs Wochen. Am Beisetzungsiage sinder ei» allgemeiner Trauergottesdienst statt. Alle öffentlichen Vcr- gnügnngen sind bis aus Weiteres eingestellt. * Hamburg, 15. Juni. Soso« nach Eintreffen der Nachricht deS Ablebens Sr. Majestät des Kaisers Friedrich wurden Flaggen in Stadt und Hase» Haibmast gezogen. Börsen geschlossen. ^ Weimar, 15. Juni. Infolge Ablebens Sr. Majestät des Kaisers Friedrich ordncle das Hosmarichollamt sechswöchenllichc Hof trauer an. Mittags läutete» jämmlliche Glocken, Fahnen sind Halbmast. * Braun schweig, 15. Juni. Tiefste Trauer herrscht in allen Bevölkerungsschichten aus die Nachricht von dem Ableben Kaiser Friedrich's. Trauerfahnen uuter Traucrgelüute aller Kirchen geben der tieibewegten Stimmung Ausdruck. Die Schulen wurden heule geschlossen. Alle Vergnügungen sind eingestellt. "Bremen, 15. Juni. Bei dem Beginn der heutigen Börsen- vcriamiiiluiig hielt der Präsident der Handelskammer, Gustav Pagen- techer, eine Ansprache, in welcher er sagte: „Unserem großen Kaiser Wilhelm ist nach wenige» Monden sein edler Sohn in die Ewigkeit gefolgt. Nuss Neue dringt der tiesste Schmerz in jedes deutsche Herz." Der Redner gedachte sodann Alles Dessen, WaS Se. Majestät Kaiser Friedrich schon als Kronprinz sür Deutschland qethan hat »ad erinnerte an die ruhmvollen Tage von Köiffggrätz, Weißenburg, Wörth «nd Sedan, welche mit ehernem Griffel seine Thaten in dem Buche der Geschichte verzeichnet haben »nd welche da» dankbare Vaterlanv niemals vergessen werde. Der Präsident pries sodan» den Heidenmulh, mil welchem Se. Majestät Kaiser Friedrich sei» schweres Leiden getragen hat, die echte Hohenzollern-Pflichttreue. mit welcher der Kaiser bis zum letzten Athemzuge für des Volkes Wohl bedacht war und welche die Bewunderung der ganzen Welt erregte. Ter Präsident schloß mit den Worten: „Lassen Sie uns den Tag der stille» Trauer weihen. Ich bin Ihrer Zustimmung sicher, wenn ich Sie im Namen der Handelskammer bitte, die heutige Versamm lung auszuheben." " Siullgart, 15. Juni. Der König hat an das Staats. Ministerium folgende Ordre erloffen: „Nachdem Kaiser Friedrich kurze Zeit nach Hingang seines erlauchten Vaters, des Kaisers W I- helm ruhmreichen Andenkens, durch Gottes Rathschluß in die Ewig keit abgerusen worden, bestimme Ich: Bis nach crsolgier BeiseNnng unterbleibt jede öffentliche Lustbarkeit und Musik, ausgenommen Iiich. liches Orgelspiel. Am BeisetzungStaae werden in sämmtliche» Kirchen des Landes alle Glocken mil angeinessenen Unterbrechungen geläuici. I» iäiniittlichen Kirchen sind an, Bcisetznnqstage Traucrgottesdiensie abzuhalten. — Unterzeichnet sind lämmtlichc Minister. ' München, 15. Juni. In alle» Kreisen tritt eine lebhafte schmerzliche Trauer über den Hintriit deS Kaisers zu Tage. Ani beiden Rathbäulern wehen Tranerffaggen; die Theater sind ge schlosse»; alle Festlichkeiten unterbleiben, auch dicKnnslgewerbe.Au stcllung wird bis aus Weiteres geschlossen. Tie 100jährige Jubel feier König Ludwig'S ist biS Ende Jnli verschoben. Die Gemeinde- collegien werden am Montag Sitzungen halte», in welchen der Trauer der Eolleaie» Ausdruck gegeben werden soll. Der Großherzog von Sachsen-W imar reist morgen früh von hier ab. " London, 15. Juni. Die „Pall-Mall Gazette" sagt: Es gicbt keinen Theil der civilisirten Welt, wo das Leiden des Kaiser. Frirdr ch nicht beständige Theiliiahme erregte und sein Tod mein das Gciühl persönlicher Trauer hcrvorriese. Kein Eliarakicr wird i» der Geschichte höher dastehen, als der seinigc. Er trug sein Leiden mit wahrhaftem Heldcnmulhe und lein Tod war ein tapferer "Rom, 15. Juni. Die Kammer beschloß, »achd-in der Minister Präsident Crispi und der Präsident der Kammer in bewegten Worten des Lobes des KafferS Friedrich gedacht hatten, aus den Antrag Er Spi's, die Sitzungen aus drei Tage (bis Montag) zu vertag ,«. Auch sollen Depeschen mit dem Ausdruck des tiefsten Mitgefühl? nach Beil», gesandt und die Fahne aus dem Purlamenlsgebänd: inzwischen «»gezogen werden. lieber die weiter cingegangcnen Kuiiogebungen wird un anderer Stelle berichtet. Literatur. „Tie Gre»;botcn". Zeilschrist sür Politik, Liter«,»: und Kunst. 47. Jahrgang. Nr. 25. (Fr. Wilh. Grunow, Leipzia., Inhalt: Wihisreiheit und Freisinn. — Amerikanische und deutsche Gewerbeichiedsgerichte und Eiiiignngsäniter. Et» Beitrag zur R - gclung b<r Lohnstrciligkeiten — Das Studium der allen Sprach, n aus den Gymnasien. Bon I. von Ungcr. (Lchluß.) — Poetisch: Theorien und Theorie der Poesie. 2. — Die Ministerkrisis in Preußen. — N>els Lyline. Roman vo» I. P. Jacobjcn. Aus dem Dänischen übersetzt vo» Mathilde Mann. (Fortsetzung.) — Literat».. Beruh. Suphan, Friedrich's des Großen Schrift über die deutsche L teratur -- H. Grasberqer, Allerlei Deutsames. krvsedflklslikuis kiir Vamviimoävn, «mpsieliltr kür Llooksommor imä Lsiss r Ä8vll8to1k-6v8lilinv, Go8lümr8ekv, 8t»ubmrin1«I, 8»11ndlo«8vn, IrievtblviE», Viievtlailltzil, I-vivdtv Vmdflnxv, LdvnillvIdrsKv», kl»iä8 uuä Melier. vorssrüvkkor SrüsoL bsüeuksnü vLksr I^rsis: UoävH-6o8liimv, kromenrulennirintel, F»e1ket8, emo 8erie >vrl88er<1ielit6 Ouiuluiiurmtel. ZTSlvkIialtlkv In V«rt!idIII»»1t« <A«I?xviiIivIt»küiitv In pr»lt11»vliv» Akklsi^Iil« I«I?r*1«1I< n.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht