Interesse einfach wegzulassen. Der Satz gewinnt dadurch nur. Ich trete für die Inter essen meiner Kollegen ein — das ist schlecht gefaßt. Besser lautet der Satz: Ich trete für meine Kollegen ein. Gewiß gibt es noch eine ganze Reihe andrer Fremdwörter, die für uns genau so abgedroschen und minderwertig sind wie die von mir behandelten, z. B. originell, extra, retour, egal usw. Aber mit diesen Wörtern brauche ich mich nicht zu be schäftigen, denn für sie haben wir schöne deutsche Wörter. Es ist nur Nachlässig keit und Flüchtigkeit, wenn wir diese nicht benutzen. Mein Kampf war nicht nur gegen eventuell und Interesse, sondern auch gegen be ziehungsweise und Belange gerichtet. Wir müssen sowohl diese Fremdwörter wie ihre Verdeutschungen ablehnen. Neue Wörter sind oft nur eine Vermehrung, keine Be reicherung unsersSprachschatzes. Wenn man für das seitJahrhunderten eingebürgerte Fremdwort, das jeder versteht, und an das sich jeder gewöhnt hat, ein deutsches Wort einführt, das unverständlich ist, und für das man erst mühsam eine Bedeu tung ertüfteln muß: dann ist es kein Wunder, wenn das neue Wort keinen An klang findet und viele an dem Fremdwort haftenbleiben. Darum erhebe ich die Forderung: Setzt für die entbehrlichen Fremdwörter nur gute, allgemeinverständliche deutsche Wörter ein! Werft die schlechten Fremd wörter aus unsrer Sprache hinaus, aber überlaßt jedem Menschen selbst, das passendste deutsche Wort zu suchen! Zwingt ihn dazu! Setzt an die Stelle der Fremdwörter keine neuen geringwertigen Wörter, die doch keinen Bestand haben und unsrer Sprache einen erkünstelten, unnatürlichen Anstrich geben! A. Meyer (Dresden). Verschiedenes Das Ausrufungszeichen hinter »Hochachtungsvoll« am Briefschluß wollen immer noch viele Leute aus alter, lieber Gewohnheit nicht aufgeben, so viel auch schon gegen diese unsinnige Anwendung geredet und geschrieben worden ist. Aus eigner Er fahrung können wir berichten, daß ein Akzidenzsetzer, der viel mit der Herstellung kaufmännischer Drucksachen zu tun hatte, höchst entrüstet war, als ihm einmal das unberechtigte Ausrufungszeichen hinter Hochachtungsvoll am Schluß eines Rundschreibens vom Korrektor gestrichen wurde. »Seit zwanzig Jahren setze ich das Zeichen, es ist immer für gut befunden und immer so gedruckt worden — und nun soll es auf einmal falsch sein!« rief er empört. Trotz dem Hinweis auf Duden war dieser Kollege nicht zu bewegen, sein geliebtes Ausrufungszeichen zu entfernen. So »konservativ« ist mancher in seinen Gewohnheiten. Doch der Kollege von der schwarzen Kunst mag sich immerhin damit trösten, daß es ihm nicht allein so geht. Er hat Gesellschaft gefunden in dem Gemeinderat von Leubnitz in Sachsen. Auch dieser bezweifelte die Richtigkeit der Dudenschen Vorschrift, und er wandte sich in seiner Bedrängnis mit einem Schreiben vom 24. Januar 1924 gleich an die Quelle der Weisheit, an die Landesuniversität: »An die Universität, Germanische Abteilung, Leipzig. Nach Duden, 9. Auflage, Seite XXXVIII, ist hinter Hochachtungsvoll am Briefschluß kein Ausrufungszeichen zu setzen. Wir haben bisher so geschrieben: .Hochachtungsvoll! Der Gemeinderat. 1 Wir bitten, uns mitzuteilen, wie die richtige Schreibweise ist, und danken Ihnen für Ihre Mühewaltung im voraus. Der Gemeinde rat. Morgenroth.« — Nach ein paar Tagen lief folgende Antwort ein: »An den Ge meinderat zu Leubnitz. Auf Ihre Anfrage vom 24. Januar d. J. teile ich Ihnen mit, daß die Angabe von Duden, wonach hinter Hochachtungsvoll am Briefschluß kein Ausrufungszeichen zu setzen ist, richtig ist. Es handelt sich um eine erstarrte Formel, deren volle, ungekürzte Form etwa lauten müßte: Hochachtungsvoll grüßt Sie . . . oder ähnlich. Ein Ausrufungszeichen hinter Hochachtungsvoll würde dieses Adver- bium zu einem Befehl stempeln, mit dem Sie den Angeredeten auffordem, Ihnen