Sehr häufig werden die Geschlechtswörter verwechselt. Es heißt: der Brill, der Sofa, das Marcht. »Wir gehen auf das Jahrmarcht.« Ebenso: das Schrank. Hier wird die Erinnerung an das Schapp mitspielen, dem alten plattdeutschen Worte für Schrank. Beim Brill liegt auch wohl noch die alte Form vor. Die Brillen haben ihren Namen vom Beryll, aus dem die ersten Brillen gemacht wurden, und der Brill war ein Brillenglas. Wir sehen, wie überall die alten Formen lebendig sind. Einige Wörter werden scheinbar zwecklös in die Sätze gesetzt, wie: man, dich, er, mich. »Das is dich aber an schlechter Kerl«, oder: »Das is mich aber an faner Bruder.« — »Hol das man mal.« — »Da is er nich viel dran.« — DieseWörter stammen aus dem Mittelniederdeutschen. Im »Reinke de Vos«, dem 1498 zu Lübeck ge druckten niederdeutschen Epos, einem klassischen Werke desMittelniederdeutschen, finden wir an vielen Stellen solche Wörter. Da heißt es zum Beispiel: »Mit dessen worden gink he von dan unde gink nicht alleine up deverie, men ok up ebrök unde vorrederie.« »F.rst eft he er icht konde af vragen.« »Dar van hebbe ick men vive, nicht mere.« »ünde wüste nicht anders men den döt.« Die Mehrzahl eines Wortes wird entweder durch Anhängen eines s oder durch Umlaut gebildet: Mächens, Frauens, Jungens; Hunde. Die Häufung von gleichartigen Wörtern, der sogenannte Pleonasmus, ist sehr beliebt. »Ich säöge häöbe ich gesäögt«, oder: »Das sind ja gar kane Männer sind das nich.« Anstecken heißt anstechen. »Annä, stich mich mäöl die Lampe an«, oder: »Stich mich mäöl den Tannenbaum an«. Man sticht auch das Butterbrot in die Tasche. Der Weihnachtsbaum wird aber nicht nur angestochen, er wird auch angeplündert. Das ist an sich nicht so falsch wie es aussieht. Plunder bedeutete früher Schmuck, anplündem ist also schmücken. Die Vorsilben werden häufig verschluckt: »Das hört mir« (statt gehört), oder: »Er horcht mir nicht« (statt gehorcht). Das Wort »zu« wird oft verwendet. Man sagt: »Mach zu!« und meint damit: »Mach schnell!« In Hannover gibt es ein zues Fenster oder sogar eine zuhete Droschke. Man geht auch zu Haus statt nach Hause. »Auf« und »offen« werden meist verwechselt. Ein Wort, das dem Hannoveraner ganz besonders ans Herz gewachsen ist, ist das Wort »ganz«. »Das ist ein ganz schlechter Kerl«, oder: »Er hat ganz kalte Hände.« Meist bedeutet es »alle«: »Die ganzen Teben sind auf der Straße.« Oder man sagt »furchtbar« dafür: »Eine furchtbare Menschheit ist auf der Straße.« Für Hunde gibt es viele Wörter; einige sind: Tebe, Tiffe, Röhe. Tebe kommt von »dak«, beißen, es bedeutet also der Bissige. Röhe, Rüde, heißt der Laute, Bellende. So sagt man noch heute von einem groben, lauten Menschen: Er ist ein rüder Kerl. Die Tiffe ist die Hündin. »Er läuft hinter ihr her wie der Hund hinter der Tiffe«, sagt man wohl derb und anschaulich von einem verliebten Menschen. Die Wäsche wird auf die Linie gehängt, nicht auf die Leine. Ein Wort, das bis jetzt jeder Erklärung spottete, ist »igitte«. »Igitte, du Fickel!« ruft die Mutter, wenn das Gör in den Matsch gefallen ist. »Igitte« soll von dem Ausruf »O Ägidi« kommen (in Hannover war eine Kirche dem Ägidius geweiht). Das ist aber eine sehr gesuchte Erklärung, die nicht viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. — Wie köstlich ist das Wort Matsch! Es ist tonmalerisch, man meint den Matsch nach allen Seiten spritzen zu hören, wenn man in ihn hineingetreten ist.