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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-193000000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Heft 2 fehlt
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 11, November
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Autor
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und so lange die jetzige Lehrlingsstaffel bestehen bleibt, wird die Lehrlingszahl nicht bedeutend kleiner werden. Aber trotz dieser fast stabilen Lehrlingszahl im Buchdruckgewerbe besteht die Gefahr, daß dienstvertragliche und nebenamtliche Fachlehr kräfte abgebaut werden, damit die hauptamtlichen und auf den berufspädagogischen Instituten vorgebildeten Gewerbelehrer ihre Betätigung haben. Eine ministerielle Verfügung vom 38. Mai 1930, betreffend die Beschäftigung der Lehrkräfte an Berufs- und Fachschulen, fordert, daß die nebenamtlichen Lehrkräfte an den Berufsschulen durch geprüfte Gewerbelehrer ersetzt werden. Anderseits wird von den Lehrer-Organisationen die Forderung erhoben, die Klassenstärke herabzusetzen, die Unterrichtsstun den zu vermehren und denFach-undWerkunterrichtnoch mehr zu vertiefen. Diese Forderung haben wir schon immer gestellt, sie ist von uns bei der Beratung der Lehrplan-Richtlinien be sonders stark betont worden. Wie notwendig wäre es, daß die Lehrlinge im vierten Lehrjahr nicht nur in einigen Städten, sondern überall einen geregelten Unterricht bekämen und end lich einmal an die Gründung von Bezirksfachschulen herange gangen würde. Die Ergebnisse der Zwischen- und Gehilfen prüfungen würden dann ganz anders aussehen als jetzt In den meisten Fällen findet der Unterricht für die Lehrlinge im vierten Lehrjahr in den Abendstunden statt. Der Unterrichtserfolg leidet darunter sehr stark, denn die Lehrlinge können nach einer acht stündigen Arbeitszeit einem tiefgründigen Unterricht nicht mehr so folgen, als wenn sie geistig und körperlich frisch zur Schule kommen. Die Klassenstärke ist in den meisten Kursen zu hoch. Man denke nur an die Druckerklassen im praktischen Unter richt, in denen vielfach nur der vierte Teil der Schüler einiger maßen richtig arbeiten kann. Und wie soll eine Vertiefung des Unterrichts möglich sein, wenn wöchentlich nur zwei Stunden zur Verfügung stehen? Es wäre also höchste Zeit, daß diese Forderungen erfüllt würden. Das Gegenteil würde jedoch er reicht werden, wenn der Unterricht solchen Lehrkräften über tragen würde, die das Buchdruckgewerbe nur vom Sehen her kennen, keine praktischen Erfahrungen besitzen, den Beruf nicht selbst erlebt haben. Deshalb ist es geboten, daß die maßgeben den Stellen, ganz besonders die Fachausschüsse, dem Fachschul wesen ihr Augenmerk zuwenden und besonders die zutage tretenden Abbaumaßnahmen genau verfolgen. Notwendig ist hierbei die stete Fühlungnahme mit den haupt- und neben amtlichen Fachlehrkräften, denn diese können den Fachaus schüssen in unterrichtlichen und schultechnischen Fragen wert volle Fingerzeige geben. Gottlieb Fischer, Nürnberg Künstler und Fachmann im Unterricht »... Da der Setzer das Technische im allgemeinen beherrscht, muß ihm in Gehilfenkursen Gelegenheit gegeben werden, im Künstlerischen (Skizze und Satz) von solchen Lehrern unterrichtet zu werden, die dies nicht selbst alles erst aus zweiter Hand haben. Es hat sich bei uns in München bewährt, daß in diesen Kursen immer gleichzeitig zwei Lehrer anwesend sind: ein Künstler und ein Fachmann. Diese Zusammenarbeit führt zu um so besseren Ergebnissen, je größer das Gebiet ist, das von beiden gemeinsam beherrscht wird: wenn der Fachmann also selbst so viel künstlerisches Verständnis hat, daß er die Überlegenheit des Künst lers in allen Fragen der Formgebung anzuerkennen imstande ist, und wenn der Künstler selbst so viel von der Praxis und vom Technischen versteht, daß er hier die Überlegenheit des Fachmannes ohne weiteres einzusehen vermag. Beides ist bekanntlich nicht die Regel; ist aber die Voraussetzung für herzliche Kollegialität und für den Lehr-Erfolg.« Obige Ausführungen, die vom Standpunkt des Fachmannes nicht unwidersprochen bleiben dürfen, sind einem Artikel Paul Renners in der Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer entnommen. Bisher fand Herr Renner für den sehr unsicher fundierten Begriff »Künstler« immer eine kluge, überzeugende Auslegung. Umso eigenartiger berührt seine Auffassung über das Zusammen arbeiten von Künstler und Fachmann Sieht er nicht im Hinter gründe den aufmerksam beobachtenden Schüler, der für spitz findige Lehrstoffgliederung kein Verständnis, wohl aber leisen Spott hat? Wenn der Setzer, wie Herr Renner meint, das Tech nische im allgemeinen beherrscht, wozu bedarf es dann noch außer dem Künstler der komischen Figur des Fachmannes? Wir haben Schulen, die ohne sogenannte künstlerische Ober leitung Ausgezeichnetes leisten, andrerseits eine große Anzahl Kunstgewerbeschulen, deren typographisches Niveau infolge selbstherrlichen Eingreifens von Künstlern erstaunlich tief ist. Das ist kein Wunder, fehlt es doch in bedenklichem Maße an wirklich durchgebildeten Kräften zur Besetzung der den Schulen vcrgeschriebenen leitenden Stellen. Daß dieser Mißstand in Zu kunft behoben wird, ist Aufgabe der Schulen, die bei der Aus wahl des Schülermaterials einen viel strengeren Maßstab an- legen müssen. Schluß vor allem mit dem molluskenhaften Begriff Künstler. Die Zeiten, in der jeder Kaffeehausgeiger (nein, Friseur!) als solcher galt, sollten eigentlich vorüber sein. Wer etwas Rechtes kann, wird in der Welt immer Geltung haben. Gerade unsre besten Könner verzichten übrigens gern auf diese Wert bezeichnung. Wer hat, um mit Herrn Renner zu reden, sein Können nicht aus zweiter Hand? Die verbotenen Wege der Masse sind leicht nachweisbar, schwerer dagegen die weniger anrüchigen Pfade, die in Museumsarchive und Auslandszeitschriften führen. Darum ist es schon besser, man vermeidet die strenge Einschachtelung der verschiedenen Belange und hält sich an Tatsachen. Eine Anerkennung der Überlegenheit des Künstlers in allen Fragen der Formgebung kann vom Fachmann unmöglich ver langt werden. Formen werden bekanntlich da interessant, wo sie (weil dem Auge ungewohnt!) der Praxis die meisten Schwierig keiten bieten. Oft genug hat der Fachmann Gelegenheit, über schießendem Temperament Zügel anzulegen und die Form in seinem Sinne zu lenken. Da ist die Überlegenheit durchaus ver wischt. Es ist schon so: Starke Abhängigkeit auf beiden Seiten, die man fast mit einer auf Gedeih und Verderben verbundenen Schützengrabenfreundschaft vergleichen möchte. Im übrigen haben uns die letzten Jahre genügend Beweise typo graphischer Halbheiten erbracht. Sehr oft waren sie von hoch klingenden Namen gedeckt. Was nützt aber die Form, wenn der Inhalt enttäuscht. Man nehme uns nicht übel, wenn wir mancher dieser Formen sehr skeptisch gegenüberstanden. Wir schätzen Herrn Renner und seine tüchtigen Mitarbeiter, glauben auch an die durch besondere Umstände ermöglichten Erfolge der Münchener Schule, wehren uns aber entschieden gegen eine Verallgemeinerung der Gedankengänge Renners. Es gibt Dinge, die man besser unausgesprochen läßt. Achtung vor beiderseitigem Können schafft von selbst den notwendigen Takt in der Zusammenarbeit. Herr Renner, der mit dem Werdegang der typographischen Form genau vertraut ist, muß wissen, daß er mit seiner Auf fassung jene vor den Kopf stößt, die zu äußerst angespannter Vollendungsarbeit berufen sind. Mit ihrer Hilfe steht oder fällt das Werk. Diese Fachleute fühlen sich als wichtige Mitträger der Gesamtform und können nicht einsehen, daß Prestigefragen eine Rolle spielen müssen. Sonderlinge gibt es in beiden Lagern, sie werden nie zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit kommen. An gut durchgebildeten Erziehungskräften besteht wahrlich kein Überfluß. Bevor es besser wird, sind viele Vorbedingungen zu erfüllen. Wer in Fragen der typographischen Form entschei dend eingreift, soll die harte Schule der technischen Ausbildung kennenlernen. Die Fachleute an den Schulen haben den drin genden Wunsch, daß bei der Einstellung von gestaltenden Kräften mit größter Sorgfalt deren Eignung für das Wichtigste geprüft wird. Graphik und Typographie im besonderen haben nichts zu tun mit hochfliegenden Überspanntheiten, sondern sind eine sehr wirklichkeitsgebundene Angelegenheit, die nur von klaren Köpfen gemeistert werden kann. Und diese sollen uns will kommen sein! Ihnen gegenüber wird es der Fachmann an der notwendigen Achtung nicht fehlen lassen, sein eigenes Licht aber nicht unter den Scheffel stellen. Typographie von heute läßt sich nur in enger Verbundenheit aller Herstellungsfaktoren meistern. Was schadet es da, ob der eine oder der andere, ja, ob letzten Endes gar der Schüler einmal in Fragen der Form recht hat? VV Lesemann, Bielefeld
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