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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-192900009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 6, Juni
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Autor
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Der Setzer arbeitet felbfländig bei bedingter Bewegungsfreiheit.« Welches find die daraus abzuleitenden erforderlichen und berufs bedingten Eigenfchaften, die uns hier für die eventuelle Korrektur des Berufsbildes befonders intereffieren? Dr. Haufchild fchreibt: »Erforderliche und berufsbedingte Eigenfchaften. a) pfychologifche: Ein leiftungsfähiger Setzer muß über hohe Intelligenz verfügen; die Mannigfaltigkeit der zu bearbeitenden Aufträge (Manufkript) verlangt ausgebildete, technifche und gefchmackliche Vielfeitigkeit der werkgerechten Phantafie. Der Umfang und die Beweglichkeit der Intelligenz find Vorausfetzung zur verlangten ficheren technifch- äflhetifchen Einfühlung und Verarbeitung. Die betriebswirtfchaft- liche Gebundenheit des Setzers an ein Erwerbsunternehmen ver zahnt jene Eigenfchaften mit kaufmännifchem Denken und dadurch mit fchneller Einfpielung und flotter Arbeitserledigung. Ift die Ge- fchäftsleitung darauf bedacht, daß ihre Erzeugniffe an neuzeitlichen Sülwandlungen beteiligt werden, fo wird der Setzer, indem er feine eigene perfönliche Geftaltungsbegabung mit ftiliftifchen Problemen auseinanderfetzt und mit den betriebswirtfchaftlichen Bedingungen und Vorausfetzungen verfchmelzt, einen charakteriftifchen Betriebs- ftil entwickeln, der fich beträchtlich, aber vorteilhaft von den be- triebswirtfchaftlich ungehemmten Experimenten derKunflgewerbe- fchulen ufw. abhebt. — Die felblländige Handlungsweife verlangt durch die Berückfichtigung fremder Anfprüche gefleigerte Verant wortungsverpflichtung dem Aufträge (Kunde, Gefchäftsleitung) und fich felbfl gegenüber. Die Arbeitsleiflung felbfl wird gewährleiffet durch einen reichen, nur im Betriebsleben felbfl, nicht aber auf Schulen und auch nur zu einem gewiffen Teil während der Lehr zeit, vielmehr vorwiegend während der Reihe der erlten Gehilfen jahre und fpäter erwerbbaren Umfang technifch-gefchmacklicher Vorflellungselemente (typographifche Vorflellungen, Entwurfs elemente, geftaltende Phantafie, Formgebung mit Mitteln der Technik). Der Einbau diefer Elemente ifl nur möglich auf Grund eines erfahrungsficheren Gefühls für Gleichgewicht (zweidimenfio- nale Statik),Rhythmus,Maffenabwägung und-Verteilung, Kontrafl- und Harmoniewirkung von Grauwerten (fette, lichte Schriften), Farbwirkung (insbefondere bei mehrfarbigen Druckfachen fowie — in den letzten Jahren zunehmend — einer verläßlichen trefflicheren Einfpielung auf Forderungen der Werbepfychologie (Aufbau der Werbedruckfache, Einflellung auf den auftraggebenden Erwerbs zweig bzw. die Konfumentenkreife, für die die betreffende Druck- fache beflimmt ifl; Hand-in-Hand-Arbeit mit Reklamefachleuten). Eine weitere wefentliche Eigenfchaft des Setzers ifl das Sprach gefühl (Rechtfchreibung, Sicherheit in fchwierigen Fällen deutfcher, zum Teil auch fremdfprachlicher Rechtfchreibung; fremde Schrift- fprachen werden gelernt [vergleiche geographifche Studien gewiffer Gruppen von Poflbeamten]). b) körperliche: Die Arbeitscveife des Setzers ifl ruhig, in fich ver- fenkt. Im Handfetzerfaal herrfcht vorwiegend Ruhe (im Gegenfatz zum Mafchinenfetzerfaal oder Druckerfaal). Daher ifl der Setzer auch im Umgang, in feiner Sprechweife, vorwiegend ruhig, be- dachtfam, nicht lärmig. Der Handfetzer arbeitet flehend (im Gegen fatz zum Mafchinenfetzer, der fitzt). Ein ficheres Orientierungs bewußtfein (Verteilung der Typen im Setzkaflen) lenkt ein treff licheres Greifen (ohne den Blick vom Manufkript abzuwenden, vergleiche Schreibmafchinenfchreiben, Klavierfpielen). Das richtige Anfügen der Typen beforgt das Taflgefühl der Fingerfpitzen der rechten Hand. Er hält in der linken Hand ein Werkzeug (Winkel haken), mit der rechten Hand (das heißt mit dem ganzen rechten Arm unter Mitwirkung aller an diefem Arme beteiligten Partien der Muskulatur und des Skeletts) greift er die Buchflaben (Typen). Daraus ergibt fich die Einfeitigkeit der körperlichen Inanfpruch- nahme mit ihren berufsbedingten Nachteiligkeiten: Neigung zu Senk- (Platt-) Fuß, zu X-Beinen (vergleiche Kellner-,Schaffnerberuf), zum Erwerb einer hohen rechten Schulter und einer angewöhnten Veränderung der Rückenmuskulatur bzw. der ganzen Haltung und der Biegung des Rückgrates (Krümmung des Rückens). Beachtliche Anforderungen an Muskelkraft werden an den Setzer im Vergleich zu folchen bei anderen Berufen nicht geflellt (z. B. Drucker, Bau handwerker, Transportarbeiter ufw.). Das lange Stilleflehen in Verbindung mit der anhaltenden Anfpannung des Intellektes rufen Ermüdungserfcheinungen und Abfpannung herbei, die fich oft in einer gewiffen Reizbarkeit zu paralyfieren fuchen. Der Umgang mit bleihaltigen Metallen verlangt Vorficht wegen Berufsgefährdung durch Bleikrankheit. Ein gefleigertesVerlangen nach Fleifchnahrung und Alkohol kann nicht als berufsbedingt angefprochen werden - vielleicht aber das zunehmende Milchtrinken.« Der Verfaffer bringt fodann eine Kritik der berufsbedingten Folge- erfcheinungen. Er bezeichnet den Berufstyp des Setzers als hoch- qualifiziert. Freilich entgeht er, da er im Laufe feiner Arbeit mit fall allen Gebieten geifligen Lebens in Berührung kommt, fall nie mals der Gefahr einer Halbbildung, die, wenn fie einmal klar er kannt wird, zu einer Depreffion führen kann. Deshalb wird als erziehungspraktifche Folgerung daraus neben der Schulung berufs notwendiger Fertigkeiten die Korrektur berufsbedingter Einfeitig- keilen gefordert, eine Korrektur, die nach der Schulzeit noch nötiger erfcheint als während ihr. Dr. Haufchild erfaßt alfo hier den Setzerberuf zum erflenmal in feiner Totalität; er flellt ihn in den Zufammenhang des kulturellen Lebens und Schaffens hinein. Er geht konfequenterweife über die Frage: Welche Eigenfchaften find für den Setzer berufsbedingt? hinaus zur Frage; Wie formt der Beruf den Menfchen um? Und fo ergibt fich ein Berufsbild, das mit feiner fchärferen Hervorhebung der äflhetifchen und wirtfchaftlichen Seite nicht unwefentlich von den übrigen abweicht. Die Tabelle am Schluß vorliegender Arbeit läßt diefe Umlagerung recht deutlich in die Erfcheinung treten. Inwieweit durch diefeUnterfuchung die pfychotechnifchen Eignungs prüfungen berührt werden, und ob gerade die äflhetifchen Emp findungen, die doch beim Vierzehnjährigen höchflens im Keime vorhanden find und fich erfl im Berufsleben entwickeln können und follen, »prüfbar« find, find Fragen, die der Pfychotechniker vom Fach gemeinfam mit dem Pädagogen zu diskutieren hätte. (Fortfetzung folgt) BERUFSSCHULE UND BUCHDRUCKERRERUF In manchen Kreifen herrfcht noch vielfach die Meinung vor, daß ein Junge, der in der Schule nicht mehr weiter kommt, immer noch geeignet ifl, irgendein Gewerbe zu erlernen. Wie fchon früher,fo trifft dies auch heute — felbfl allgemein gefprochen — nicht zu, denn von einem Handwerker wird nicht nur praktifche Handfertigkeit ge fordert, er muß auch geiflig rege fein, wenn er in feinem Gewerbe fpäter feinen Weg finden will. Für das Buchdruckgewerbe ifl diefe Vorausfetzung eine Grundforderung. Will man Qualitätsarbeit fcfaaffen, fo gehören hierzu in erfler Linie auch Qualitätsarbeiter; fie auszubilden muß die Hauptforge eines jeden gewiffenhaften Lehrherrn fein. Es ifl nun felbilverfländlich, daß nur der Lehrherr oder Gehilfe ausbilden kann, der felbfl Sinn für Qualitätsarbeit hat und über umfaffende Kenntniffe verfügt, die er dem mit einer guten Grundbildung verfehenen Lehriing vermitteln kann. Damit allein ifl es aber nicht getan, um den Forderungen, die die heutige Zeit an die Berufe flellt, gerecht zu werden. Es muß eine gründ liche Unterweifung in Staatsbürger- und Gemeinfchaftskunde, in betriebswirtfchaftlichen Fächern, befonders aber im Fachzeichnen verlangt werden. Zu einer folchen umfallenden Ausbildung find je doch die'mit der Anlernung betrauten Perfonen in den Werkflätten fehr oft nicht imflande, da es ihnen in diefen Fächern teils an Unter richtsmitteln, teils an den nötigen Vorkenntniffen fehlt. Hier müffen die hach- und Berufsfchulen einfetzen. Nur in der Berufsfchule und durch den für diefen Zweck geeigneten und mit der nötigen Liebe zur Sache erfüllten Berufsfchullehrer kann diefe Ausbildung erfolgen. Vielfach flehen auch Arbeiterkreife den Berufsfchulen nicht allzu
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