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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 28.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-28.1931
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-193100003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19310000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 12, Dezember
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Wir bilden uns weiter! Wer kennt sie nicht, die Buden, in denen Schnellschuß Trumpf ist? Wenn da mal eine Arbeit hineinschneit, die »besonders« sein soll, dann überzieht sich das Gesicht des »Alten« mit mißvergnügten Falten; denn an dem Kram kann er ja nichts verdienen. Bei ihm sind Arbeiten nur wertvoll, wenn die Sache nach Schema F geht und jedes Nachdenken und jeden (seiner Meinung nach) unnötigen Aufwand von vornherein ausschließt. Und doch wird auch da manch schöne Arbeit herausgebracht. Es liegt nun ein mal in der Eigenart des Setzers, daß er trotz allen Wider willens der Geschäftsleitung doch dafür sorgt, den Begriff »leistungsfähig« nicht ganz auf den Hund kommen zu lassen. Warum tut er es eigentlich? Warum hängt er so an seinem Beruf, nimmt teil an Kursen des Bildungsver bandes, benutzt seine Freizeit dazu, sich fortzubilden? Den Vorteil hat doch schließlich nur das Geschäft; dieses be kommt doch für seine »Ideen« bezahlt und heimst den Ruf ein, leistungsfähig zu sein. Logischerweise müßte also der Geschäftsinhaber Sorge tragen, daß seine Leute tüchtig sind. Gibt es wohl andere Berufe, deren Angehörige sich so abquälen, auf der Höhe der Zeit zu sein, als gerade die Buchdrucker, und unter ihnen hauptsächlich die Akzidenz setzer? Nun, dafür wird er doch sicherlich gut bezahlt, wird der Außenstehende sagen. Jawohl, prost Mahlzeit! Man horche einmal herum, wie großartig die Verzinsung seines Aufwandes ist. Wie viele Kollegen halten verschämt mit der Antwort zurück, wenn man sie danach fragt! Aber im Geschäft ist er nun mal derjenige, der alles können muß, der von vornherein zu wissen hat, was der Kunde haben will. Findet der Kunde die Arbeit schön, nun, so ist es nur ganz selbstverständlich: dafür ist er ja da, daß er es richtig macht! Sagt der liebe Auftraggeber aber: »Das mag ich nicht leiden«, da hat der Setzer es eben verkehrt gemacht. Aber nichts kriegt ihn unter, das »bißchen über Mum« nicht, das: »Können Sie das nicht lieber ,so‘ machen?« nicht, das Nasenrümpfen seiner Vorgesetzten nicht; immer geht er wieder ran und baut »was Neues«. Er verteidigt die »neue« Richtung gegen die »alte«, er sorgt dafür, daß dieses oder jenes angeschafft wird (trotzdem er sich nicht gerade beliebt damit macht), er grübelt und bildet sich weiter! Und das alles warum? Vielleicht kann das einmal einer der Kollegen beantworten, ich kann es nicht. Im Gegenteil, letzthin im Geschäft w T ar es ebenso: Es war wieder einmal einer da, der etwas »Besonderes« haben wollte. Im Kontor wurde man nicht ganz fertig mit ihm, und es hieß: »Gehen Sie mal rein.« Der Kunde, ein »Ob mann vom Festausschuß«, wollte Karten für eine Maske rade und, weil diese im Zirkus stattfand, möglichst solche in Hufeisenform. Frommer Wunsch! Das Ende unseres langen Redens war: »Nun schön, dann überlasse icli es Ihnen,machen Sie mal recht was Nettes.« Damit verschwand er. Natürlich kam man von der Geschäftsleitung gleich mit der Bremse. »Man nicht soviel Bauerei, das bezahlt er nicht.« Ja, armes Setzerlein, jetzt gehst du mal wieder an den Akzidenzbackofen: schnell und prima! In der Ortsgruppe hielten wir gerade einen Bildsatzkursus ab; was lag näher, als sich die dort gesammelten Erfahrungen zunutze zu machen? Richtig! Wir bauen Bildsatz! Schnell nonpareille kariertes Papier her, den Malstift in die Hand, und nun die »Ideen« her! Ja, wenn wir ein Künstler wären, so wie unser lieber Kollege und Kursusleiter, da wäre es leicht, so aber . . . Oh, das ist ja schon was geworden! Das ist ein Pferd — ganz lustig —, nun kommt der Zirkusdirektor, eine Peitsche kriegt er auch. Donnerwetter, das geht ja besser, als man dachte — nun noch ein paar lustige Kerls! Famos! Beim Setzen kann der Lehrling mithelfen, ist ja einfach, nur nachbauen. Und so wurde denn langsam was daraus. Die Uhr lief eigentlich verflucht schnell, die Arbeit war beinahe anstrengend, aber sie machte auch Spaß. Wie ist man doch zufrieden, wenn es klappt! Ende gut — alles gut! Der Kunde war erfreut, der »Alte« war zufrieden, und — wenn er auch vielleicht nicht ganz bezahlt wird, der Aufwand: Wir bilden uns weiter! j. h., Wandsbek Trotz alledem! Wenn der Hunger dem Arbeitslosen die Eingeweide zer wühlt, hat er zunächst nur den Gedanken, diesem Wühlen Einhalt zu gebieten. Aber sind wir denn nicht alle mehr oder weniger auf schmale Kost gesetzt? Versuchen wir wenigstens, dieser Lage eine gute Seite abzugewinnen. Verkehrt wäre es, uns willenlos dem ungewissen Schicksal zu überlassen, obschon begreiflich, wenn man sich die Fin ger wund geschrieben hat oder vergebens treppauf, trepp ab gelaufen ist, um wieder mit seiner Maschine oder seinen Bleisoldaten in Kontakt zu kommen. Nein und tausend mal nein! Arbeiten wir an uns selbst, suchen wir unsere Fähigkeiten zu wecken! Nur nicht gleichgültig den Ver sammlungen fernbleiben, damit wir im Austausch der Ge danken mit unsern noch in Arbeit stehenden Kollegen auf der Höhe bleiben. Denn welchem Wirtschaftssystem wir auch in Zukunft unterworfen werden: geringer wer den die Anforderungen nicht, wo alles fließt; im Gegen teil: nur der wird einer Zukunft mit Ruhe entgegensehen können, der mit einem genügenden Rüstzeug versehen ist. Aber dies ist ja schon zur Genüge vor Augen geführt. Hier denke ich an Skizzieren, wie an das Studium unserer Belange an Hand alter und neuer Fachliteratur, die in un- sem Ortsbibliotheken sicher zu finden ist, wo nicht, von Kollegen den Arbeitslosen sicher gern zur Verfügung ge stellt wird. Lernt Stenographie! Auch diese wird immer zu verwerten sein. Je mehr Silben, um so besser. Übung, nichts als Übung! Alan wird staunen, wie leicht das Lernen wird, weil der hungrige Alagen sonderbarerweise auch den Kopf aufnahmefähiger macht. Lernt Sprachen, wo die Möglichkeit in denVolkshochschulen gegeben wird. In den meisten Fällen sind die Kurse für Arbeitslose frei. Recht schreiben und Rechnen tut ebenfalls not. Beherrschung des Körpers und der Sinne. Dies wird ein Erfordernis für alle Zeiten sein, da sie die Grundlage für alle Schulung ist. Nutzen wir auf diese Weise unsere uns aufgezwungene Freizeit aus, dann wird der Fluch der Arbeitslosigkeit, der heute diesen, morgen jenen bedroht, doch noch seinGutes haben, und wir können dem auch in unserm Beruf sich mehr und mehr verbreitenden Berechtigungsunwesen ein Paroli bieten. Wir können beweisen, daß nicht immer die höhere Schulbildung ausschlaggebend ist. Zähigkeit und Energie nur sind erforderlich. Bereit sein ist alles. h. l.
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