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Das Schiff
- Bandzählung
- 1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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die beftändige, fie allein macht den Menichen dauerhaft.« Der Charakter allein verbürgt dem Menfchen auf Erden die Glückfeligkeit; die Reinheit feiner Seele, die Treue gegen Geh felbft bewahren ihn vor allen dauernden Schä den irdifchen Drecks und Unflates; aber niemals vermag er fleh durch afzetifche Abwendung von diefer Welt, wie es der kafteiende Mönch tut, die Seligkeit erwerben. Einen fo großen Ge danken in einer Zeit des kirchlichen Fanatismus auszufprechen, bedurfte es einesHerzens vollun- erfchütterlichen Mutes, in dem zugleich die flam mende Begeifterung für alle Menfchenrechte brannte, deren erfte Forderung die der Toleranz für alle Andersgläubigen w ar. Weniger ein über die höchften Fragen der Menfchheit grübelnder Philofoph war dagegen jener andre Meifter, der der unbefchränkten Vorherrfchaft der Minne aus Herzensneigung huldigte: Gottfried von Straßburg. Das Hohelied der finnlichen Liebe, »Triftam, jenes aus tieffter feelifcher Leiden- fchaft aufflammende Preislied auf Triftans und Ifoldens Lieb und Leid, konnte nur ein Dichter fchaffen, der mit feinem ganzen Menfchentum tief verwurzelt war in der Wirklichkeit eines unheiligen Alltages. Nidit Ideen der Menfchheit waren es, die diefen Dichter erfüllten, auch nicht der fromme Sinn Wolframs von Efchenbach; fondern eine feile Weltanfchauung, die voll köftlicher Unbekümmertheit und ohne jegliche fchwere fittlichen Bedenken fleh über tragifche Konflikte hinwegfetzte, die auch in diefem bunt farbig, anmutig und natürlich gefchilderten Liebesfpiel vonTriftan und Ifolde fchlummerte, das feit der Zeit Hans Sachfens des öfteren in Nachdichtungen wieder erftand, aber doch erfl in der fittlich vertiefenden und tragifch läuternden Mufikdichtung Richard Wagners »Trillan und Ifolde« zu einem vollkommenen Werk geriet. Auch »Parfifal«, »Lohengrin« und der »Sänger krieg auf der Wartburg«, Stoffe, die gleichfalls Wagner mit derfelben Meifterfchaft zu eignen Werken verarbeitete und jener mittelhoch- deutfehen Zeit der deutfehen Dichtung entnahm, liehen gegenüber früheren Nachdichtungen auf unvergleichlicher Höhe. Unmöglich ill es, fo fehr es fleh auch lohnen würde, über das höfifche Epos eine breitere Darltellung zu geben; denn groß ill die Zahl derer, die mit Eifer und Talent das Erbe von Gottfrieds Kunlt verwalteten. Von jenen Vollendern und Nachfahren dürfen Heinrich von Freiberg und Rudolf von Ems mit feiner »Weltchronik« (eine unvollendet geblie bene Darftellung der Gefchichte desAltenTefla- ments) und vor allem der fehr formbegabte, bürgerlich dichtende Konrad von Würzburg (gell. 1287) mit feinem 40000 Verfe umfaffen- den »Trojanerkrieg« nicht vergehen werden, in dem das Antike in ein mittelalterliches Milieu übertragen ill. Auch feine allegorifche Dichtung »Der Welt Lohn« entfpricht im Stofflichen und auch in der Form der Darftellung ganz dem Ge- fchmack der Menfchen des Mittelalters. Ein Weib, beftrickend in feinen Reizen, erfcheintFrau Welt dem Ritter Wirnt von Gravenberc; aber ihre Rückfeite — fchaurige und doch heilfame Entdeckung — ill bedeckt mit Kröten, Schlangen und Gefchwüren. So auffchlußreich auch ein Einblick in die mittel- hochdeutfche Volksdichtung und in die höfi- fchen Epen fein mag, das eine lieht doch feit: ein großer, alle Zeiten überragender, genialer Dichter ill unter den vielen Talenten nicht zu entdecken gewefen. — Erft unter den Minne fängern, die als Vafallen im Dienft einer ver heirateten Frau Händen, kämpften und fangen und zur Belohnung nur den Minnefold erwar teten, erft unter diefen Sängern ragt jene Ge- ftalt auf, die in fleh die »Elemente des Genies« vereinigt: Walter von der Vogelweide. Gottfrieds Urteil über diefen Dichter, das er in einer Klage über den Tod des Minnefängers Reinmar den Alten ausfprach, hat auch noch für heute Gültigkeit: Wer leitet nü die lieben fchar? wer wifet diz gelinde? ich waene, ich fi wol vinde, diu die baniere füeren fol: ir meifterinne kan ez wol, diu von der Vogel weide. Von Walter von der Vogelweide im befonderen und vom Minnefang im allgemeinen zu berich ten, foll Aufgabe meines nächften Auffatzes fein. Gezeichnete Reklamezeile für das fechfte Buch der Pflichtreihe der Büchergilde Gutenberg l8
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