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Das Schiff
- Bandzählung
- 1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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und Arbeiterbildung, die darauf ausgeht, feit- herige Kulturgüter dem »Ungebildeten« nahe zubringen, ihn hinaufzubilden. Alle fogeuannte »Aufklärung« fällt darunter. Was gewollt ift,und aus dem vorher Gefagten muß es gefolgert wer den, ift eine radikale Umftellung der geiftigen Welt, die deutlich zu machen allerdings nicht ganz einfach ift. Zunächft dürfte es aber ohne weiteres einleuchten, daß der durch Mittel- und höhere Schule gegangene Intellektuelle — und er ift der geiftige Kulturträger der letzten Zeit —, der rationaliftifch jahrelang Gefchulte anders denkt, die Welt der Erfcheinungen anders auf faßt und fie anders in Begriffen zufammenreißt als der einfache Handarbeiter — nicht etwa, weil er von Natur oder Geburt aus geiftig anders wäre, fondern weil er durch die Schulung Geh in andre Denkweife hat preffen laffen. In ihm tritt mit einem bezeichnenden Fremdwort aus gedrückt das abftrakt-funktionale begriffliche Denken einem anfchaulich-praktifchen epifo- difchen Erfaffen gegenüber. Dort reagiert ftärker das logifche Hirn, hier das emotionelle Herz. Ein Beifpiel zur Verdeutlichung ift dies: Im neuen Volksbiichereiwefen ift eine Volksbücherei nicht eine kleinere Ausgabe der wiffenfchaftlichen Bibliothek, folchergeftalt ift feither das Arbeiter- bildungswefen irrigerweife nur zu vielfach ge- wefen. Die neue Volksbibliothek wird nach ganz andern Prinzipien zufammengefetzt und in ganz anderm Einteilungsfchema, nach den Intereffen des Lefers, nach feinem Lebenskreis. Es wird hinfort alfo nicht mehr eine auf Gipfel- leiftung des einzelnen ausfchließlich geftellte Kultur zu fordern fein, fondern eine, die aus der Aktivität aller herauswächft. Während feither der eine Künftler allein fchaffte und den andern die Rolle paffiver Aufnahme zufiel — eine Auf nahme, zu der auch wieder nur der langgefchulte, Geld und Zeit Befitzende fähig war, foll hinfort die in jedem vorhandene künftlerifche Anlage gefordert werden, nidit etwa weil man glaubte, dadurch große Künftler und Meifterwerke zu er halten, fondern um zur Aufnahme hoherWerke bereit und fähig zu fein, und erft recht, um eine kollektive Art künftlerifcher Geftaltung zu er reichen. Im Konzertfaal fteht jetzt der alles Inter- effe auf Geh lenkende einzelne Künftler, die an dern alle im Saal hören nur zu, verhalten Geh rein paffiv, Ge haben ihr Geld bezahlt dafür. Draußen aber ftehen die großen Mallen desVol- kes, denen edle Mufik etwas Fremdes geworden ift, die kein Inftrument mehr kennen. Das foll ge ändert werden, jeder foll ein Inftrument fpielen können. Das kann natürlich nur ein Volksinftru- ment und nicht das Klavier der bürgerlichen Salons fein. Volksmufik muß wieder unter den Maffen allgemein erwachen, und Aufgabe der Arbeiter-undVolksbildungiftes,dieszufördern. Die kollektive künftlerifche Aktivität zeigt Geh weiter in der Geftaltung der Feiern und Fefte, die geradezu kultifchen Charakter des Gemein- fchaftsgedankens annehmen müffen. Das alles Gnd nur Einzelheiten zur Verdeutlichung des als neuartigGedachten. Eshandelt Geh nicht um eine Popularifierung der beftehenden geiftigen Güter — das kann gar nicht oft und fdiarf genug ge- fagt werden, da unfre Arbeiterbildung feither faft durchwegin diefer Richtungging —, fondern um die Schaffung neuer, einer befondern Art, die kollektiv beftimmt und gewiß nicht intellek- tuell-rationaliftifch ift. Damit follen die Werke feitheriger Kultur nidit im minderten herabge fetzt werden. Aber hervorgegangen aus einer geiftigen Allgemeinhaltung, die der Lage der Arbeiterklaffe widerfpricht, können fie unmög lich die ihr gemäßen fein, foweit fie nidit unter ihrer zeitbeftimmten äußeren Form Allgemein- Menfchliches, das zeitlos ift, behandeln oderzeit- beftimmte Erfdieinungen und Konflikte durch ihre künftlerifdie Durchdringung ins zeitlos All- gemein-Menfdilidie erheben. Dem gegenftänd- lichen Denken der Volksmaffen wird dennoch die Aufnahme foldier Werke fchwer fallen. Den Weg zur Kunft findet der intellektuell Unge- fchulte über den Inhalt. Was dargeftellt ift, packt ihn,wenigeru;ieesdargeftelltift.Daskünftlerifch- äfthetifche Erlebnis ift freilich nidit daran ge bunden. Aber es kommt ja auch nicht darauf an, äfthetifch bewegt zu werden. Durch die Kunft foll der Aufnehmende bewegt, gepackt werden und je tiefer, weitgehender um fo beffer. Ein Bei fpiel. Der Ungläubige wird von Badis Matthäus paffion als einem mufikalifchen Meifterwerk unbedingt künftlerifch ergriffen werden. Der Inhalt der Paffion Chrifti wird ihn nidit oder wenig berühren, der Gläubige aber wird gerade durch fie noch ein um vieles vertieftes Erlebnis haben. Ideal wäre demnach das Zufammen- klingen von Form und Inhalt, alfo: daß in der Gefellfchaft,die von der Arbeiterfchaft beftimmt wird, die Konflikte und das Leben eben diefer Arbeiterfdiaft in der Auffaffung — Ideologie — der Arbeiterfdiaft behandelt werden. Das wird und muß kommen, in demfelben Maße wie die Arbeiterfchaft an Kulturbewußtfein wächft und alsKulturfaktor, gefellfchaftsbeftimmenderFak- tor in Erfdieinung tritt. Vorausfetzung ift — wie
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