Suche löschen...
Das Schiff
- Bandzählung
- 1925
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-22.1925
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19250000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19250000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die neufte Kunft, die jetgt allenthalben in Europa im Werden ift und die man mit dem Namen »Expref- fionismus« bezeichnet/ beruht auf denfelben Grund= anfchauunsen wie die altorientalifche und die mittel» alterliche Kunft. Auch die expreffioniftifchen Maler und Plaftiker lesen den Hauptnachdruck auf die reine/ direkte Sprache der Einten und Farben/ der Formen. Die Naturbilder/ die etwa in ihren Werken erfcheinen/ wirken erft in zweiter Einie mit. Deshalb trasen diefe Künftler keine Bedenken/ die äußeren Naturbilder für ihre Zwecke mehr oder weniser radikal umzuformen/ fie, wenn es aus künftlerifchen Gründen erforderlich ift/ auch zu zerreißen und aus den Bruchftücken neue Ge bilde zu fchaffen. Lind ebenfo wie man an die Schöp fungen der orientalifchen und der mittelalterlichen Kunft nicht mit dem Alaßftab der äußeren Naturwahrheit herantreten darf/ ebenfo tut man den modernen Ex- preflioniften unrecht/ wenn man in ihren Arbeiten nach dem forfcht/Was fie etwa »darftellen« wollen/ und wenn man fragt/ ob das Dargeftellte auch wahrheitsgetreu/ »täufchend« wiedergegeben ift. Sie wollen keine äußere Natur vortäufchen/ fondern fie wollen reine rhythmifche Organismen aus Einten und Farben oder Formen geben. Aber auch die Werke des naturaliftifchen Kunftftils be= fchränken ihre ^Wirkungen keineswegs auf den Eindruck des in ihnen dargeftellten Naturbildes. Bei ihnen fpricht ebenfalls der reine Rhythmus der Einten und Farben (/Ma lerei) oderFormen(Plaftik) fehrwefentlich mit. Auch dem extrem naturaliftifchen Maler fchwebt beim Schaffen ein Phantafiegebilde/ eine Vifion aus rhythmifch geordneten Einien und Farben vor. Lind das Naturbild/ das er auf feinem Gemälde darftellt/ fucht er diefem Phantafiege bilde irgendwie anzupaffen. Alan nennt diefe Tätigkeit »Komponieren«. JederKünftler »komponiert« feinWerk/ d.h. er verändert einzelneTeile desMotivs,desNaturbil- deS/ er »ftellt« die Gruppen auf feinem Gemälde/ er läßt hier eine Einte/ die er in der Natur fieht/ fort/ fügt dort eine Farbe hinzu/ die das Naturbild ihm nicht bietet. Zur naturaliftifchen Richtung gehört die Kunft der fogenannten klaffifchen Antike, namentlich die Kunft des alten Griechenlands, und die Kunft der Neuzeit von der italienifchen Renaiffance bis auf unfre Tage. In ihr fpielt die getreue Wiedergabe des Naturbildes eine größere Rolle als in der Kunft des antiken Orients, des chriftlichen Mittelalters und des modernen Expreffio- nismus. Aber auch in ihren Werken wirkt ftets die »Kompofition«,der rhythmifche Organismus aus Einien, Farben oder Formen fehr wefentlich mit und der Be- fchauer, der diefen Organismus des Kunftwerks nicht lebendig mitempfindet/hat den eigentlichen tiefften Ge halt des Werkes nicht erlebt. Lind fo müffen wir auf die Frage: Wie follen wir ein Kunftwerk betrachten ? die Antwort geben: Achtet nicht auf das Dargeftellte, laßt euch weder von der Natur wahrheit der Gegenftände noch von dem Intereffe, das der Inhalt bietet, beftechen, fondern bemüht euch, beim Gemälde die reine Sprache der Linien und Farben, bei einer Plaftik die reine Sprache der Formen zu empfinden. Dann werdet ihr zum erften Erleben des Kunftwerks gelangen, gleichgültig ob ihr eine ägyptifche Pharao- ftatue, einReliefdesPhidias,eine mittelalterliche Mofaik, ein Fresko des Raffael, eine Eiebermannfchc Radierung oder ein expreffioniftifches Gemälde vor euch habt. ZAUBERBURG DER INDUSTRIE VON ARMIN T.WEGNER (BERLIN) ^infter und drohend erheben fich die Schlote und Hochöfen von Krupp aus dem Hügelland von Effen. . linheilbrütend liegen fie da wie die verruchteZauber- bürg eines furchtbaren doppelköpfigen Riefen, all jene Hunderte von Kaminen, Schornfteinen, Fabrikgebäuden, glasgetäfelten Hallen, in denen ein Gefchlecht tollkühner Zwerge feine Künfte übte, Panzerkreuzer und Riefen kanonen fchuf, Gefchoffe, fein wie das Werk einer Uhr und zerfchmetternd gleich einem Felsblock, jene bewun dernswerten und erfchreckenden Erfindungen, bei denen ein Gott und ein Teufel Pate geftanden, und die wie ein Entfetjenfpeiender Drache Tod undVernichtung über die Länder fandten. Zu ganzen Stadtteilen reihen fich diefe Gebäude aneinander, zitternd von Lärm und Feuer, und alle von der gleichen raftlofen Arbeit erfüllt. Wer nun alle diefe hohen und bewundernswerten Ver richtungen des Geiftes und der Schöpferkraft betrachtet, der wnrd fich eines fchmerzlichen Gefühles nicht erwehren können, wenn er bedenkt, daß alle diefe Wunder in erfter Linie einmal dazu gefchaffen wurden, Menfchen Zu töten, und fei es auch nur, um das eigne Leben zu retten. Ja, wer diefe Türme und Brücken an der Ruhr in der Abenddämmerung liegen fieht, gehüllt in eine Wolke von Rauch und Ruß, hinter der fich das Abendrot nur mühfam entzündet, dem fcheinen fie noch immer von trotjiger Verzweiflung erfüllt, diefe langen fchmalen Dächer, zur Erde geduckt wie fchwarze Kaljen mit dem geöffneten Maul ihrer Schlote, die nachts mit feurigen Zungen zum Himmel lecken. Doch wer das Innere diefer Fabrikräume betritt, vor deffen Augen will fich ein neues, noch wunderbareres Märchen begeben. Die hohen ftnfteren Wände bedecken fich auf einmal mit freundlichen Farben, und eine helle Sonne bricht durch die ftaubigen Fenfter. Denn diefe Ge bäude, noch immer von dem gleichen Fieber der Arbeit durchzittert, werden von einem neuen Geifte erfüllt, und taufendfach find die Werke desFriedens,an denen fie fchaf fen. Noch dröhnen die Hallen von dem gleichen ohren betäubenden Lärm der Dampfhämmer und Walzen,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder