— 4 — und die Verkäufer pornographischer Erzeugnisse führenden Organen der Polizei zu verweilen. Die Kriminalschutzleute bekämpfen die Schäden nicht mit dem dumpfen, verständnislosen, automatischen Diensteifer, der ihnen von allen Seiten vor geworfen wird. Sie sind ethisch und ästhetisch gerade so gebildet wie der größte Teil ihrer Mitbürger, die als Schöffen über die von den Kriminal schutzleuten angezeigten Vergehen gegen die Sittlichkeit zu entscheiden haben. Sie sind als Männer, die durch die Schule des Heeres gegangen sind und ihrem König manches Jahr mit der Waffe gedient haben, politisch genau so mündig, wie andere Bürger, die in einem Gewerbe, im Handel, in der Technik zu Männern herangereift sind. Sie haben nicht den Respekt, den viele Geschäftsleute vor jedem, selbst vor dem schmutzigsten Geschäftsbetriebe haben, wenn dieser nur rentabel und solvent ist, — diesen Respekt, der mit der Achtung vor der Arbeit nur entfernt verwandt ist. Der Dienst im Heere hat in ihnen den Sinn „für Proppertät und Strammheit und Ge sundheit" ausgebildet, als Unteroffiziere haben sie bei der körperlichen und sittlichen Erziehung der Soldaten an der Lösung einer ethischen und ästhe tischen Aufgabe mitgearbeitet — sollen sie nach ihrem Übertritt in das bürgerliche Leben als reife Männer und Familienväter auf einmal nicht mehr fähig sein, im Kampfe gegen eine falsche und kranke Kunst eine der bisher erfüllten nahe verwandte ethische und ästhetische Aufgabe zu erfüllen? Wenn ein Kriminalschutzmann während seiner furchtbar ernsten Dienstzeit mehr als einmal Blätter von der Art des Kleinen Witzblattes wie Reste giftiger Nahrungsmittel bei den Leichen junger Studenten und Kaufleute, die sich selbst das Leben genommen hatten, gefunden hat — ist das nicht eine ernste Belehrung über seine Aufgabe und gibt ihm eine solche Er fahrung nicht mehr Urteilskraft als weit Gebildetere haben, die im Wahne alles zu verstehen und alles verzeihen zu müssen, im Bierhaus schmunzelnd junge Männer nach der Abendmahlzeit Säuren und Fusel — große und kleine Witzblätter — kaufen sehen? Nicht die Kriminalschutzleute müssen zur Höhe des ästhetischen Verständnisses des mit Kunst und „Kunst" oder mit Preßhefe und „Kunst" oder mit Milch und „Literatur" handelnden Geschäftsmannes emporgehoben werden, sondern dem Bürgertum müssen die Augen geöffnet werden für den Schaden, der vorhanden ist, und die Gefahr, die uns bedroht. Die Schutzleute erfüllen eine Aufgabe, zu deren Lösung das Bürger tum den Mut nicht hat. Sie stellen, dem Instinkt für das Gesunde folgend, den sie nicht in geringerm Maße haben wie andre Bürger, Gefährdungen und Verletzungen der Sittlichkeit fest. Selten, sehr selten greifen sie fehl. Der durch die Erziehung im Heere verfeinerte Instinkt für das Gesunde leitet sie sicher und die lang jährige Beobachtung des Grenzgebietes der Kunst und der Pornographie