21 Der Sunstwert und die Gegenstände der Äktpholographien. Die jede Verwendung zu künstlerischen Zwecken ausschließenden Mängel, die ich an den Aktbildern auf Postkarten nachgewiesen habe, finden sich gesteigert auch bei den Aktphotographien. Daß die Mängel der im Freien aufgenommenen Aktbilder es dem Kunstverständigen unmöglich machen, sich dieser Bilder zu freuen, und den Künstler geradezu mit Widerwillen erfüllen müssen, glaube ich bewiesen zu haben. Noch mehr wird der künstlerische Geschmack durch die Fehler der Motivierung, der Komposition, der Umrahmung und der ethnographischen, gewerblichen und sozialen Charakterisierung verletzt, die die in Wohnräumen aufgenommenen Aktphotographien zeigen. Sehr selten sind die Darstellungen durch die das Künstler- und das Laienauge befriedigende reine Schönheit der dargestellten Gestalten motiviert. Nicht fünf vom Hundert dieser Bilder lassen dem Beschauer die Möglichkeit, anzunehmen, daß die Schönheit der Linien und der Formen einer Gestalt oder einzelne Schönheiten, ein von keiner Schnürfalte entstellter, gesund und schön entwickelter Oberkörper oder schön geformte Arme und Beine die Aufnahme veranlaßt haben und daß nur das Ungeschick des Photographen oder des Modells durch geschmacklose Drapierung und Umrahmung des Akts dem Bilde einen pornographischen Zug gegeben habe. Kaum zwei vom Hundert dieser Bilder überzeugen den Beschauer durch die die Teilschönheiten oder die gesamte Schönheit des Körpers in edler Einfachheit zur Geltung bringende Stellung des Modells, dadurch, daß sie durch nichts auf die Entkleidung des Modells hindeuten, endlich dadurch, daß die Figur nicht in einen Rahmen gestellt ist, der aus unsre die Nacktheit in Wohn- und Arbeitsräumen und in der Öffentlichkeit aus schließende Kultur verletzend hinweist, davon, daß ein Künstler sie hergestellt hat, vielleicht zur Ergänzung seiner mit dem Stift oder mit dem Pinsel geschaffnen Studien nach der gleichen Gestalt. Die übrigen haben alle dasselbe, nicht ans Scham, sondern zur Erhöhung des Reizes mit einem ethnographischen Federschurz oder mit einem mythologischen Schleier be kleidete Motiv: Das Dirnenleben, die Dirne in der Ausübung ihres schmach vollen Gewerbes. Was auf diesen Bildern erscheint, ist nichts als eine von Parasiten der Prostitution geübte Reklame der Prostitution. Ein Mädchen von achtzehn Jahren sitzt in einem feinen Hauskleide auf einen: Stuhl. In seinem Antlitz ist kein frecher Zug — aber es hat das Kleid über die Knie heraufgeschlagen, auf dem nächsten Bilde hat es das rechte Bein auf das linke Knie gelegt, dann sich der Schuhe und der Strümpfe entledigt. Sind das Aktphotographien? Haben diese Bilder, die weder schöne