sich in späteren Jahren daran zu erheitern pflegte.“ Also Wilhelm von Kügelgen, der einen besonders geschulten Blick für ausgefallene Kost gänger des Herrgottes hatte. Die Vogel-Marliese Ein anderes Dresdner Stadtoriginal aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts war die Vogel-Marliese. Der Schauplatz ihrer ziemlich umfangreichen Leiblichkeit war der Neumarkt. Hier hatte sie einen Verkaufsstand, und zwar handelte sie mit Vögeln, die in zahlreichen gro ßen und kleinen Käfigen um sie herumhüpften. Außerdem konnte man auch Goldfische, Laub frösche, Kaninchen, Meerschweinchen, ja gele gentlich wohl gar ein Eichhörnchen bei ihr er stehen. Naturgemäß war ihr Stand sehr oft der Mittelpunkt allgemeiner Anteilnahme, besonders seitens der Jugend. Die Jungen und Mädel, die ihren Stand um drängten, kannten die Schwächen der dicken Frau nur zu gut. Sie wußten, daß sie beim ge ringsten Anlaß in ein entsetzliches Geschimpfe und Gefluche auszubrechen pflegte, und führten diesen Anlaß mit Wonne herbei. Da hatte sich die Vogel-Marliese denn eine Angelrute zugelegt, mit der sie, scheinbar ruhig dasitzend, aber wie ein Luchs beobachtend, erbarmungslos nach vor-