Drei Spaßmacher der Lausitz Vogelmichel Im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts lebte in Großröhrsdorf in der Lausitz der Vogel- r ichel. Er war anspruchslos bis zum Äußersten, ■ ber trotz seiner scheinbaren Einfalt steckte in ihm ein pfiffiger Geist. Einmal wurde er aufs Radeberger Gericht bestellt, er sollte etwas unter schreiben. Da damals die gerichtlichen Schrift stücke von Fremdwörtern strotzten, mußte ein Vorsichtiger wohl befürchten, etwas unterferti gen zu müssen, was er nicht verstand. Vogel michel wußte sich aber zu helfen. Als der Aktuar vorzulesen begann und nach wenig Worten be reits ein Fremdwort brauchte, unterbrach ihn Michel mit den Worten: „Halten Euer Gestren gen einmal ein!“ Dabei schlug er bedächtig ein großes Leinentuch auseinander, das er auf den K nien schon die ganze Zeit liegen hatte, und brachte ein dickes Buch zum Vorschein. Der Aktuar fragte verwundert, was das zu bedeuten .habe. „Ich muß erst nachsehn, was das Fremd wort zu deutsch heißt“, sagte Michel. Der Aktuar übersetzte eiligst das Fremdwort. Michel aber 75