6 Derek McCulloch Krieg, Frauen und Wein 0 Zwei sächsische Musiker am Hof des Königs Georg III. Eine Darstellung der Bach-Abelschen Partnerschaft in London, 1763 bis 1781 »Das wäre ein widriger Wind«, um ein englisches Sprichwort zu zitieren, »der niemandem etwas Gutes zuweht«. Der Siebenjährige Krieg 1756 bis 1763 verheerte Sachsen, zerstörte Dresden und veranlaßte Carl Friedrich Abel (1723 bis 1787), zusammen mit anderen bemerkenswerten Musi kern, von Dresden nach London zu fliehen. Er trieb Johann Christian Bach (1734 bis 1782) zum Verlassen von Berlin und für eine Weile nach Italien, bevor auch er sich nach England begab. Die formale Verbindung, die sich zwischen diesen zwei Musikern in den Jahren 1764 bis 1782 entwickelte, beeinflußte nicht nur kurzfristig das musikalische Leben von London, sondern hin terließ auch langfristig ihre Spuren im öffentlichen Musikleben. Sachsens Verlust war Londons Gewinn geworden. Carl Friedrich Abel studierte in Leipzig und wurde 1743 Mitglied von Johann Adolf Hasses Hof kapelle in Dresden. Vermutlich 1758, als der Krieg die östlichen Teile Deutschlands verwüstete, packte Abel seine Viola da gamba und ging nach London, wo er sein erstes Konzert am 5. April 1759 gab - nur Tage vor Händels Tod. Seine Vielseitigkeit als Komponist, Virituose und Konzert organisator beeindruckte schnell sein Londoner Publikum und zog die Aufmerksamkeit König Georgs III. auf sich. 1760 gewährte ihm dieser ein königliches Privileg für die Publikation seiner Musik in London. Es ist wahrscheinlich, daß er 1762 als einer der ersten von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft Johann Christian Bachs in London hörte. Johann Christian Bach war der jüngste Sohn aus der zweiten Ehe von Johann Sebastian Bach. Nach dem Tod seines Vater, als er noch nicht 20 Jahre alt war, zog er 1750 zu seinem älteren Halb bruder Carl Philipp Emanuel, zu jener Zeit Cembalist in der Hofkapelle Friedrichs des Großen in Potsdam und Berlin. Hier lernte Johann Christian die im italienischen Stil geschriebenen Opern von Graun und Hasse kennen. Sechs Jahre später, geleitet von dem brennenden Wunsch, dem Krieg zu entfliehen (in dem sein Vaterland Sachsen seiner Wahlheimat Berlin gegenüber stand), reiste er nach Italien - in Gesellschaft der berühmten Diva Giovanna Astrua. Der frühere Lutheraner konvertierte offenbar zum Katholizismus und bekam eine der zwei Organistenstellen an der Mailänder Kathedrale angeboten.