Der Vater: Georg Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf (1662-1700). Zeitgenössisches Gemälde Charlotte Justine von Gersdorf war hochgebildet. Sie beherrschte mehrere Sprachen, las ihre Bibel in den Ursprachen, sie dichtete, pflegte Musik und kannte sich in der Literatur aus. Die junge mütter liche Frau, feinfühlig, ja überzart und grüblerisch, eine ängstliche Natur, konnte ihrem Gatten nur ein kurzes, tiefes Glück schenken. Schon senkten sich die Schatten einer tödlichen Krankheit auf den Minister. Er wurde lungenkrank. Zehn Wochen nach der Geburt seines Soh nes beendete am 9. Juli 1700 ein Blutsturz das Leben des achtund dreißigjährigen Vaters. Noch einmal hatte sich der Sterbende sein neugeborenes Söhnlein zeigen lassen, um es zu segnen. Dann ließ er sich sein Lieblingslied «O Haupt voll Blut und Wunden» singen. Den Todestag seines Vaters hat Nikolaus Ludwig von Zinzendorf sein Leben hindurch still begangen. Im Bild seines Vaters verdichtete sich ihm Erbe und Vermächtnis seines österreichischen Geschlechtes. Es war ihm wie eine Art «Heerpaß». Er hat sich nie als Kursachse gefühlt! Das alles klingt in einem seiner Gelegenheitslieder nach: 10